Liedermacher vom alten Schlag
Ihre Lieder haben ganze Generationen begleitet. In diesem Jahr waren sie gemeinsam auf Tournee: Konstantin Wecker und Hannes Wader. Davon erzählt jetzt der Dokumentarfilm "Wader Wecker Vaterland", ein Porträt der beiden so unterschiedlichen Liedermacher.
Es gibt Szenen, die bleiben besonders in Erinnerung ...
Da tritt Hannes Wader in einem kleinen Ort in Niedersachsen auf, 200 Leute im Saal, die an seinen Lippen hängen. Aber in der Pause hadert er mit sich ...
"Ich bin jetzt nicht gut drauf ... Meine Frau meint, ich wär gut, aber ich find's beschissen. Mir zittern die Knie. Ich schaffe nicht das, was ich schaffen will ... Ja, das wird leider im Alter noch schlimmer. Ich lasse mir Dinge nicht mehr durchgehen, die mir früher nichts ausgemacht haben. Früher habe ich auch mal Texte vergessen, das war mir damals egal, da habe ich auf der Bühne rotzfrech gesagt: Ihr könnt mich mal! Meine eigenen Texte kann ich so oft vergessen, wie ich will! War ja ne antiautoritäre Zeit damals. Heute erlaube ich mir das nicht mehr, wenn ich heute mit fast 70 Texte vergesse, dann heißt das: Alzheimer."
Hannes Wader, vor 40 Jahren. Hoch aufgeschossen, hager, lange Haare, Spitzbart. Etwas steif steht er mit der Guitarre in der Hand vorm Mikro. Nur die politischen Inhalte zählen, Selbstdarstellung ist verpönt. Ganz anders: Konstantin Wecker ...
Der massige Körper vorm Klavier pendelt hin und her, das Hemd ist verschwitzt, die Stimme überschlägt sich. Die Texte: lebensprall, poetisch. Wecker, der vitalistische Bayer mit Zweitwohnsitz Toskana ... Wader, der zurückhaltende Westfale, der viele Jahre in einer alten Mühle in Schleswig-Holstein gelebt hat. Früher trennten die beiden Welten! Rückschau während einer Zugfahrt.
Konstantin Wecker: "Ich war erstens Bayer, für den Rest Deutschlands waren wir ja praktisch alle Faschisten. Dann war ich kurzhaarig und habe damals Bodybuilding gemacht. Das passte nicht ins Bild, eigentlich. Das Klavier auch nicht, man musste ja Gitarre spielen. Und ich hatte oft ein Cello auf der Bühne, das war ja das Allerletzte ..."
In diesem Jahr gingen die beiden Liedermacher gemeinsam auf Tournee ...
Hannes Wader:"Irgendwann hat sich das so ergeben. Ich habe nach und nach Konstantin als Person und vor allem auch sein Werk schätzen gelernt. Auch wenn ich das Gegenteil von dem mache, was er macht. Und trotzdem kommen wir zusammen. Das sieht man ja im Film sehr schön, dass sich die Gegensätze anziehen und ergänzen ..."
Wecker und Wader im Hamburger Stadtpark. Es ist Sommer, die Luft ist mollig warm, die Stimmung gelöst. "Kein Ende in Sicht", heißt die Tournee. Die Liedermacher sind wieder unterwegs, singen an gegen Rechts, gegen Ausländerfeindlichkeit, den Kapitalismus ...
Wader singt: "Freunde rücken wir zusammen, denn es züngeln schon die Flammen und die Dummheit macht sich wieder einmal breit."
Wecker singt italienisch weiter.
Hannes Wader: "Wir kommen uns manchmal vor - und das ist vollkommen in Ordnung - wie die letzten unserer Art ..."
Während einer gemeinsamen Zugfahrt debattieren die beiden darüber, ob ihre Lieder überhaupt je etwas bewirkt haben. Nein, meint der skeptische Wader. Wecker sieht das anders:
"Ich glaube, man muss die Gegenfrage stellen. Ich glaube, ohne unsere Lieder hätte sich die Welt verändert. Sie hätte sich negativ verändert ..."
Einstimmen vor dem Konzert. Wecker und die Musiker stehen im Kreis, die Arme verschränkt. Wader kommt hinzu, solche Rituale liegen ihm sonst nicht. Jetzt will er mitmachen, zum ersten Mal während der Tournee. Der Kreis öffnet sich. Wader wird lächelnd aufgenommen und summt mit.
Eine von vielen schönen Szenen des Films.
Er zeigt eindrucksvoll zwei Lebensläufe, zwei Lebensgeschichten, die verknüpft sind über das politische Engagement, die Liebe zur Musik, und: den Glauben an eine bessere Welt. Noch immer. Das mag vielleicht naiv klingen, bewundernswert ist es allemal ...
Konstantin Wecker: "Ich glaube an den Menschen, ich glaube an die Liebe, das Mitgefühl, ans Gute im Menschen. Das ist meine Utopie, eine liebevolle, herrschaftsfreie Gesellschaft des Miteinanders."
Hannes Wader: "Selbst wenn es nicht möglich sein sollte, habe ich das anzustreben. Ich habe mich so zu verhalten, als könnte es so eine Welt geben. Sonst könnte ich gar nicht leben ..."
Ein liebevoll produzierter, sehenswerter Film über zwei Liedermacher vom alten Schlag! Sie singen zusammen: "Wo alles dunkel ist, macht Licht ..."
Homepage zum Film Wader Wecker Vater Land
Da tritt Hannes Wader in einem kleinen Ort in Niedersachsen auf, 200 Leute im Saal, die an seinen Lippen hängen. Aber in der Pause hadert er mit sich ...
"Ich bin jetzt nicht gut drauf ... Meine Frau meint, ich wär gut, aber ich find's beschissen. Mir zittern die Knie. Ich schaffe nicht das, was ich schaffen will ... Ja, das wird leider im Alter noch schlimmer. Ich lasse mir Dinge nicht mehr durchgehen, die mir früher nichts ausgemacht haben. Früher habe ich auch mal Texte vergessen, das war mir damals egal, da habe ich auf der Bühne rotzfrech gesagt: Ihr könnt mich mal! Meine eigenen Texte kann ich so oft vergessen, wie ich will! War ja ne antiautoritäre Zeit damals. Heute erlaube ich mir das nicht mehr, wenn ich heute mit fast 70 Texte vergesse, dann heißt das: Alzheimer."
Hannes Wader, vor 40 Jahren. Hoch aufgeschossen, hager, lange Haare, Spitzbart. Etwas steif steht er mit der Guitarre in der Hand vorm Mikro. Nur die politischen Inhalte zählen, Selbstdarstellung ist verpönt. Ganz anders: Konstantin Wecker ...
Der massige Körper vorm Klavier pendelt hin und her, das Hemd ist verschwitzt, die Stimme überschlägt sich. Die Texte: lebensprall, poetisch. Wecker, der vitalistische Bayer mit Zweitwohnsitz Toskana ... Wader, der zurückhaltende Westfale, der viele Jahre in einer alten Mühle in Schleswig-Holstein gelebt hat. Früher trennten die beiden Welten! Rückschau während einer Zugfahrt.
Konstantin Wecker: "Ich war erstens Bayer, für den Rest Deutschlands waren wir ja praktisch alle Faschisten. Dann war ich kurzhaarig und habe damals Bodybuilding gemacht. Das passte nicht ins Bild, eigentlich. Das Klavier auch nicht, man musste ja Gitarre spielen. Und ich hatte oft ein Cello auf der Bühne, das war ja das Allerletzte ..."
In diesem Jahr gingen die beiden Liedermacher gemeinsam auf Tournee ...
Hannes Wader:"Irgendwann hat sich das so ergeben. Ich habe nach und nach Konstantin als Person und vor allem auch sein Werk schätzen gelernt. Auch wenn ich das Gegenteil von dem mache, was er macht. Und trotzdem kommen wir zusammen. Das sieht man ja im Film sehr schön, dass sich die Gegensätze anziehen und ergänzen ..."
Wecker und Wader im Hamburger Stadtpark. Es ist Sommer, die Luft ist mollig warm, die Stimmung gelöst. "Kein Ende in Sicht", heißt die Tournee. Die Liedermacher sind wieder unterwegs, singen an gegen Rechts, gegen Ausländerfeindlichkeit, den Kapitalismus ...
Wader singt: "Freunde rücken wir zusammen, denn es züngeln schon die Flammen und die Dummheit macht sich wieder einmal breit."
Wecker singt italienisch weiter.
Hannes Wader: "Wir kommen uns manchmal vor - und das ist vollkommen in Ordnung - wie die letzten unserer Art ..."
Während einer gemeinsamen Zugfahrt debattieren die beiden darüber, ob ihre Lieder überhaupt je etwas bewirkt haben. Nein, meint der skeptische Wader. Wecker sieht das anders:
"Ich glaube, man muss die Gegenfrage stellen. Ich glaube, ohne unsere Lieder hätte sich die Welt verändert. Sie hätte sich negativ verändert ..."
Einstimmen vor dem Konzert. Wecker und die Musiker stehen im Kreis, die Arme verschränkt. Wader kommt hinzu, solche Rituale liegen ihm sonst nicht. Jetzt will er mitmachen, zum ersten Mal während der Tournee. Der Kreis öffnet sich. Wader wird lächelnd aufgenommen und summt mit.
Eine von vielen schönen Szenen des Films.
Er zeigt eindrucksvoll zwei Lebensläufe, zwei Lebensgeschichten, die verknüpft sind über das politische Engagement, die Liebe zur Musik, und: den Glauben an eine bessere Welt. Noch immer. Das mag vielleicht naiv klingen, bewundernswert ist es allemal ...
Konstantin Wecker: "Ich glaube an den Menschen, ich glaube an die Liebe, das Mitgefühl, ans Gute im Menschen. Das ist meine Utopie, eine liebevolle, herrschaftsfreie Gesellschaft des Miteinanders."
Hannes Wader: "Selbst wenn es nicht möglich sein sollte, habe ich das anzustreben. Ich habe mich so zu verhalten, als könnte es so eine Welt geben. Sonst könnte ich gar nicht leben ..."
Ein liebevoll produzierter, sehenswerter Film über zwei Liedermacher vom alten Schlag! Sie singen zusammen: "Wo alles dunkel ist, macht Licht ..."
Homepage zum Film Wader Wecker Vater Land