"Nie nur Sänger, sondern auch immer politisch tätig"
"Die Gedanken sind frei", "Die Wacht am Rhein", "Wyhl 75" − das war die Musik Walter Mossmanns, am Freitag ist er gestorben. In der Anti-Kernkraft-Bewegung sei er eine zentrale Figur gewesen, sagt der Kulturwissenschaftler Klaus Theweleit.
addonZu welcher Generation Liedermacher Mossmann gehörte und wo der deutsche Protestsong heute steht, das wollten wir mit dem Kulturwissenschaftler Klaus Theweleit besprechen, der hat Walter Mossmann noch beim letzten Chanson- und Folklore-Festival auf Burg Waldeck 1969 erlebt.
"Walter war zunächst von Franzosen, Brassens usw. beeinflusst", sagte Theweleit. "Dann von südamerikanischen politischen Musikern aus Chile, Argentinien, Brasilien und Kuba, wo auch sein Hauptinteresse lag. Er war da aber nie nur Sänger, sondern auch immer politisch tätig. U.a. 1970 war er Mitgründer dieses IZ3W – Informationszentrum 3. Welt-Heft und hat auch in der Richtung geschrieben. Also Teil-Sänger."
Für die Platzbesetzung- und Anti-Atomkraft-Bewegung sei er nicht nur ein Sänger gewesen, sondern einer der aktivsten Leute aus der Freiburger Studentenbewegung, die mit den Kaiserstühler Bauern zusammenarbeitete, sagte Klaus Theweleit: "Er war bei den Versammlungen, schrieb die Flugblätter, etc. Auf dem besetzten Platz war er eine zentrale Figur, sowohl als Sänger wie auch als politischer Agitator und Koordinator der verschiedenen politischen Kräfte, auch überregional: Schweiz, eben Dreyeckland, Mitbegründer von Radio Dreyeckland. Damit war er unterwegs, auf dieser Ebene, die ganze Zeit. Also in der ganzen Anti-Kernkraft-Bewegung eine zentrale Figur."