Vertrauen in Medien
Steckt der Journalismus in einer Vertrauenskrise? Das hat das Media-Lab herauszufinden versucht. © Getty Images / Constantine Johnny
Wann schalten die Menschen ab?
11:13 Minuten
"Lügenpresse", "Staatsmedien", vermeintlich gesteuerte Massenmedien – der Ruf des Journalismus hat in den letzten Jahren gelitten. Aber ist es wirklich so schlimm? Das Media-Lab Bayern wollte es genau wissen und hat eine Studie dazu erstellt.
Die Vertrauenswürdigkeit der Medien und die Beziehung zwischen Publikum, Journalistinnen und medialen Marken/Institutionen ist seit Jahren ein Thema. Daher hat das Media-Lab Bayern jetzt eine qualitative Befragung von Mediennutzenden durchgeführt und daraus Impulse für Medienschaffende abgeleitet.
Befragung an den extremen Rändern
Für die aktuelle Studie wollten sie allerdings nicht die klassischen „Normalnutzer“ befragen, sagt Lina Timm, Geschäftsführerin des Mutterunternehmens Medien.Bayern, sondern sie hätten sich Nutzende angeschaut, die sehr medienkritisch seien und ein eher „extremes Nutzungsverhalten“ hätten.
„Wir haben ganz besonders nach Nutzer:innen geschaut aus Ostdeutschland, die noch die DDR-Vergangenheit kennen und da eben auch einfach einen ganz anderen Zugang zu Medien hatten. Wir haben Menschen mit Migrationshintergrund befragt, und wir haben Menschen mit niedriger oder sehr hoher Bildung befragt, also einfach Gruppen, die sonst so nicht der Mainstream sind, oder wo die etablierten Medien sich grundsätzlich drauf stürzen.“
Haben die Medien ein Glaubwürdigkeitsproblem?
Laut ihren Befragungsergebnissen haben die deutschen Medien kein Glaubwürdigkeitsproblem. Lina Timm betont aber: noch nicht! So könnten Entwicklungen wie in anderen Ländern durchaus auch nach Deutschland kommen. Etablierte Medien seien immer noch anerkannt, die gesellschaftlichen Ränder würden aber auffallen.
„Man sieht eben tatsächlich genau an diesen Rändern, auch an den Rändern der Gesellschaft, in den Rändern des Nutzungsverhaltens, dass sich da etwas ändert. Und ich meine, wir haben ja nicht umsonst auch schon die ganzen Diskussionen um die Lügenpresse gehabt auf diversen Demonstrationen. Und da sieht man ja, dass sich da was tut“.
Keine Nerven für schlechte Nachrichten
Ein weiteres Ergebnis der Studie lautet: Menschen schränken ihren Nachrichtenkonsum ein, um nicht zu viele schlechte Nachrichten konsumieren zu müssen. „Sie sagen dann: Ich schaue lieber gar keine Nachrichten an, bevor es mir danach so schlecht geht.“
Redaktionen seien sich dessen schon bewusst und würden versuchen, mit einer „lösungsorientierten“ Berichterstattung darauf zu reagieren, erklärt Lina Timm. „Das ist was, was der Journalismus gerade ausprobiert und was ich denke, was dann auch die Nutzer:innen goutieren werden.“