Pläne für das ethnologische Museum der Zukunft
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Am Wochenende werden Pläne zum Neubau des Stuttgarter Linden-Museums vorgestellt. Die Direktorin Inés de Castro will bei der künftigen Präsentation der ethnologischen Sammlungen experimentieren - und bewusst auf die eigene Deutungshoheit verzichten.
2012 wurde ein Neubau des Stuttgarter Linden-Museums beschlossen, doch da die Standortfrage nicht geklärt war, stockte das Projekt. Nun lädt das Völkerkundemuseum am 28. und 29. Februar alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt zu einer hochkarätig besetzten Tagung ein, um Ideen für das ethnologische Museum vorzustellen und über die gesellschaftliche Relevanz eines solchen Hauses zu diskutieren.
Die Direktorin Inés de Castro erinnert daran, dass viele ethnologische Museen in der Kolonialzeit entstanden. Man bemühe sich nun, diese Zeit selbstkritisch aufzuarbeiten und die Dichotomie "Wir in Europa" und die "Anderen" aufzulösen, sagt die Ethnologin.
Partizipation und Präsentation
Sie betrachte es nicht als Aufgabe des neuen Museums, sämtliche Kulturen der Welt in irgendeine Ordnung zu bringen, betont de Castro. Vielmehr arbeite man an neuen Konzepten, um die bisherige, alleinige Deutungshoheit aufzugeben. Im Sinn hat sie unter anderem, die Präsentation der Ausstellungsstücke zusammen mit Vertretern aus den Herkunftsgesellschaften zu erarbeiten.
Von Vorteil sei in diesem Zusammenhang die Förderung durch die Bundeskulturstiftung, sagt de Castro. Denn so habe man für das Projekt einige Jahre Zeit, um zu experimentieren und nach neuen Formen von Partizipation und Präsentation zu suchen.
Langfristig Dialoge etablieren
"Es ist natürlich schwierig, mit allen Ländern, aus denen wir Sammlungsbereiche haben, einen langfristigen Kontakt und einen Dialog zu etablieren, aber wir versuchen das für viele Bereiche. Es werden in den nächsten Jahren kleine 'Labs' entstehen. Das erste befasst sich mit einer Region aus Myanmar", berichtet de Castro.
Vier Myanmare seien bereits mehrere Wochen im Haus gewesen. Künftige Labs werden sich mit Sammlungen aus der Südsee, Kamerun oder Chile befassen.
Nun sei es besonders wichtig, dieses Umdenken auch den Museumsbesuchern nahezubringen, sagt de Castro. Hierzu soll auch die Tagung am Wochenende dienen.