Linken-Politikerin zum Anschlag in Hanau

Die Geschichten der Opfer zu wenig im Blick

06:18 Minuten
Drei Angehörige eines Opfers bei einer Mahnwache in Hanau. Sie halten das Foto eines jungen Mannes nach oben
Angehörige eines Opfers bei einer Mahnwache nach dem Anschlag in Hanau – Katharina König-Preuss warnt vor einer Täterfixierung in der Berichterstattung. © imago / R. Murmann / Future Image
Katharina König-Preuss im Gespräch mit Stephan Karkowsky |
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Zynisch, bösartig, kalkuliert: Die Reaktionen von AfD-Politikern und rechten Gruppen auf die Terrortat in Hanau machen Katharina König-Preuss wütend. Die Linke-Politikerin kritisiert aber auch die Berichterstattung als zu täterfixiert.
Eine "zutiefst rassistische Gesinnung" hat Generalbundesanwalt Peter Frank dem mutmaßlichen Täter von Hanau attestiert. Der Mann hatte am Mittwochabend neun Menschen mit Migrationsgeschichte erschossen, bevor er seine Mutter und sich selbst tötete.
Es sei die Wahnsinnstat eines "Irren", hielten einzelne AfD-Politiker dem entgegen. Andere gaben Bundeskanzlerin Angela Merkel indirekt eine Mitschuld oder meinten, Deutschland sei auf dem Weg in ein "Multikulti-Drecksloch".

Zynismus und Bösartigkeit

Das seien die "klassischen Strategien", um von sich selbst abzulenken, sagt die Thüringer Linken-Abgeordnete Katharina König-Preuss. "Es ist an Zynismus, an Bösartigkeit und an Verletzung kaum zu überbieten, was dann noch von einzelnen AfDlern, aber auch von Neonazis veröffentlicht wurde", so die Politikerin weiter:
"An den Stellen ist in mir zumindest eine wahnsinnige Wut sowohl auf diese rechten Strukturen, rechten Gruppierungen, aber auch auf die AfD, die mit einer anderen Sprache exakt dasselbe verbreitet und auch Plattformen dafür hat, was Neonazis sagen, und die damit die Ideologie des Täters in Teilen weiter öffentlich forciert."
Katharina König-Preuss im Porträt
Antifaschistisch engagiert: Katharina König-Preuss, Linke-Abgeordnete des Thüringer Landtags. © imago/Karina Hessland
König-Preuss, frühere Obfrau im Thüringer NSU-Untersuchungsausschuss, sieht aber auch die Berichterstattung kurz nach dem Anschlag kritisch. Es müsse zunächst darum gehen, einzuordnen und zu analysieren.

Blick auf die Betroffenen

Doch der mutmaßliche Täter habe zu sehr im Zentrum gestanden, teilweise sei dessen Gesicht gezeigt worden: "Das ist ein wahnsinnniger Fehler." Dabei gehe es nicht darum, "gar nicht über die Hintergründe und die Motivation des Täters zu berichten", so König-Preuss.
Aber: "Da hätte ich mir gewünscht, dass Medien insbesondere nach dem NSU noch etwas umfassender versuchen, auch in den ersten Stunden den Blick zu weiten und die Opfer, die Betroffenen und deren Geschichten zumindest mit zu thematisieren."
(bth)
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