"Der Begriff spielt in den Köpfen der Jugendlichen keine Rolle"
Moritz Kilger, der Leiter der Europäischen Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte in Weimar, hat sich gegen den Begriff "Linksextremismus" in der Jugendarbeit ausgesprochen. "Es macht keinen Sinn, diese Rechts- und Links-Labelei."
Ähnlich wie es die aktuelle Evaluation des Deutschen Jugendinstituts nahelegt, sieht Kilger aufgrund der Erfahrungen in seiner praktischen pädagogischen Arbeit keine Notwendigkeit für spezielle Maßnahmen gegen Linksextremismus bei Jugendlichen. Er erkenne kein "demokratiegefährdendes Potenzial". Kilger hatte im Auftrag der "Initiative Demokratie Stärken" Projekte mit Jugendlichen durchgeführt.
Im Deutschlandradio Kultur sagte er: "Wir haben früh gesagt, es macht keinen Sinn, diese Rechts- und Links-Labelei. Wir haben festgestellt, dass in den Köpfen der Jugendlichen der Begriff Linksextremismus keine Rolle spielt. Wir haben uns auch frühzeitig davon distanziert, diesen Begriff Linksextremismus überhaupt zu verwenden. (…) Wenn man überhaupt davon sprechen kann, dann ist es etwas grundlegend anderes als Rechtsextremismus." Rechtsextremismus sei ausgrenzend, beziehe sich auf bestimmte Personen, es sei ein Denken in Ungleichwertigkeitskategorien, während es beim Linksextremismus ja eigentlich eher um eine Verbesserung der gesamten Gesellschaft gehe.
Das eigentliche Problem sei, "dass bei vielen Jugendlichen eine antidemokratische, eine antisoziale, durchaus auch gewaltbereite Einstellungen" zu finden seien, gegen die man angehen müsse. "Lasst uns lieber damit beschäftigen", forderte Kilger. Die "Kategorien von rechts und links" könne man dabei weglassen.