Linz statt Provinz
Dass sich Linz auf Provinz reimt, sorgt nicht gerade für ein gutes Image der 200.000-Einwohner-Stadt. Doch längst hat sich die österreichische Arbeiterstadt vom Aschenputtel zum modernen Medien- und Dienstleistungszentrum gewandelt. Als Europäische Kulturhauptstadt 2009 kann Linz nun zeigen, dass es auch kulturell keineswegs provinziell ist.
Linz hat es, wie es sich für eine europäische Kulturhauptstadt gehört, ordentlich krachen lassen in der Silvesternacht. Am Hauptplatz der Stadt gab es ein Open-Air-Spektakel mit österreichischen Musikgrößen von Attwenger bis Louie Austen, am Donauufer wurde eine monumentale "Raketensymphonie" abgefeuert, und im Brucknerhaus wurde mit einem feierlichen Festakt das Hauptstadtjahr offiziell eingeläutet: "Prosit 2009"!
Der Schweizer Martin Heller wirkt als Intendant des Linzer Kulturhauptstadtjahrs. 65 Millionen Euro Budget stehen dem vor Ort nicht ganz unumstrittenen Eidgenossen zur Verfügung. Heller hat ein quantitativ opulentes Programm auf die Beine gestellt, dennoch, so klagen manche, die ganz großen Highlights fehlen im Spielplan von "Linz 09" - glanzvolle Ausstellungen oder hochkarätig besetzte Theater-Produktionen, derentwegen man vielleicht auch aus Zürich oder München den Weg nach Linz auf sich nähme. Eine Kritik, die Martin Heller nicht weiter anzufechten scheint.
"Ich habe halt grundsätzlich eine andere Grundeinstellung. Ich glaube, man fährt aus Zürich nicht wegen eines einzigen Highlights nach Linz, wahrscheinlich nicht einmal nach Salzburg, man fährt wegen den Festspielen nach Salzburg, kaum wegen einer einzelnen Inszenierung. Und man fährt nach Linz, wenn man das Gefühl hat, in dieser Stadt tut sich was, da passiert Interessantes, diese Stadt liegt in einer Ecke Österreichs, die ich noch nicht kenne, die schauen wir uns einmal an."
Linz hat eine bemerkenswerte Entwicklung genommen in den letzten zwanzig, dreißig Jahren: vom rußigen Industriestandort mit proletarischem Flair zu einer interessanten, mittelgroßen Kulturmetropole, die vor allem auf Neue Medien und andere avancierte Formen künstlerischen Ausdrucks setzt. Stella Rollig, Direktorin des Lentos Museums, meint dazu:
"Linz ist in gewisser Weise eine Vorreiterstadt in Österreich: Die Stadt setzt seit mindestens zwanzig Jahren sehr, sehr stark auf City-Branding, hat also ganz bewusst versucht, ein bestimmtes Image zu erarbeiten. Und dabei hat man von Anfang an die "Ars Electronica" prominent in den Vordergrund gerückt. Und es ist ja tatsächlich gelungen, die "Ars Electronica" zu einer Trade Mark zu machen. Ich erlebe das als Museumsdirektorin immer wieder, wenn ich ins Ausland komme: Ich werde sofort auf die "Ars" angesprochen."
Linz ist anders als andere österreichische Städte: Die oberösterreichische Landesmetropole hat eine hübsche barocke Altstadt, im großen und ganzen aber ist das Erscheinungsbild der Stadt noch immer von den Hochöfen der ortsansässigen Stahlindustrie dominiert. In letzter Zeit allerdings prägen auch immer mehr moderne Kulturbauten am Ufer der Donau das Bild: das Brucknerhaus, das Lentos Museum, das neue Ars-Electronica-Center. Martin Sturm, Direktor des Offenen Kulturhauses in Linz, meint über das neugewonnene Profil der Stadt:
"Sie hat vielleicht im Gegensatz zu anderen österreichischen Städten nicht diesen historischen Ballast, der auch ein Rucksack ist, und damit eine gewisse Unbeschwertheit. Auch die Stärke der Industrie tut dieser Stadt gut. Es ist eine interessante Mischung."
Lentos-Chefin Stella Rollig sieht nicht nur die positiven Seiten dieser speziellen "Linzer Mischung".
"Linz ist traditionell ist eine Arbeiterstadt. Das bedeutet eine gewisse Hemdsärmeligkeit, eine Direktheit. Der Stadt fehlt im Vergleich zu anderen Städten allerdings ein gewisses Raffinement, eine gewisse Eleganz, so etwas wie Weltläufigkeit. Man spürt hier eine starke Bodenständigkeit."
280 Seiten umfasst der Katalog für das europäische Kulturhauptstadtjahr in Linz. Viel Avantgardistisches wird geboten, viel regional Interessantes. Internationale Strahlkraft könnte vielleicht die Uraufführung einer Kepler-Oper von Philip Glass entwickeln, vielleicht auch die Ausstellung "Höhenrausch" auf den Dächern der Stadt oder die Schau "Best of Austria" im Lentos Museum.
Überstrahlt wird das alles aber ganz gewiss von der Eröffnung des neuen Ars-Electronica-Centers am 2. Jänner. Dieses futuristische, von einer imposanten Glasfassade umhüllte Gebäude am linken Donauufer wird das sogenannte "Museum der Zukunft" beherbergen. Die erste Schau - "Neue Bilder vom Menschen" - wird ebenfalls am 2. Jänner eröffnet. Ars-Electronica-Chef Gerfried Stocker umreißt das Konzept der Ausstellung so.
"Wir haben rund um die Gehirnforschung, rund um die Gentechnik, die Biotechnologien eine spannende Ausstellung gestaltet. Das alles sind Themen, die von den Menschen grundsätzlich eher technologisch und wissenschaftlich betrachtet werden. Wir bereiten diese Themen aber so auf, dass wir den kulturellen und gesellschaftlichen Aspekt in den Mittelpunkt rücken. Die Frage, die wir uns stellen, lautet: Wie verändern diese technologischen Innovationen unser Welt- und unser Menschenbild?"
Auch Linz hat sich nachhaltig verändert in den letzten Jahren: vom Aschenputtel im österreichischen Städtewettstreit zum modernen Medien- und Dienstleistungszentrum. Wie sehr das europäische Kulturhauptstadtjahr die Stadt verändern wird, davon wird in den nächsten Monaten zu berichten sein.
Der Schweizer Martin Heller wirkt als Intendant des Linzer Kulturhauptstadtjahrs. 65 Millionen Euro Budget stehen dem vor Ort nicht ganz unumstrittenen Eidgenossen zur Verfügung. Heller hat ein quantitativ opulentes Programm auf die Beine gestellt, dennoch, so klagen manche, die ganz großen Highlights fehlen im Spielplan von "Linz 09" - glanzvolle Ausstellungen oder hochkarätig besetzte Theater-Produktionen, derentwegen man vielleicht auch aus Zürich oder München den Weg nach Linz auf sich nähme. Eine Kritik, die Martin Heller nicht weiter anzufechten scheint.
"Ich habe halt grundsätzlich eine andere Grundeinstellung. Ich glaube, man fährt aus Zürich nicht wegen eines einzigen Highlights nach Linz, wahrscheinlich nicht einmal nach Salzburg, man fährt wegen den Festspielen nach Salzburg, kaum wegen einer einzelnen Inszenierung. Und man fährt nach Linz, wenn man das Gefühl hat, in dieser Stadt tut sich was, da passiert Interessantes, diese Stadt liegt in einer Ecke Österreichs, die ich noch nicht kenne, die schauen wir uns einmal an."
Linz hat eine bemerkenswerte Entwicklung genommen in den letzten zwanzig, dreißig Jahren: vom rußigen Industriestandort mit proletarischem Flair zu einer interessanten, mittelgroßen Kulturmetropole, die vor allem auf Neue Medien und andere avancierte Formen künstlerischen Ausdrucks setzt. Stella Rollig, Direktorin des Lentos Museums, meint dazu:
"Linz ist in gewisser Weise eine Vorreiterstadt in Österreich: Die Stadt setzt seit mindestens zwanzig Jahren sehr, sehr stark auf City-Branding, hat also ganz bewusst versucht, ein bestimmtes Image zu erarbeiten. Und dabei hat man von Anfang an die "Ars Electronica" prominent in den Vordergrund gerückt. Und es ist ja tatsächlich gelungen, die "Ars Electronica" zu einer Trade Mark zu machen. Ich erlebe das als Museumsdirektorin immer wieder, wenn ich ins Ausland komme: Ich werde sofort auf die "Ars" angesprochen."
Linz ist anders als andere österreichische Städte: Die oberösterreichische Landesmetropole hat eine hübsche barocke Altstadt, im großen und ganzen aber ist das Erscheinungsbild der Stadt noch immer von den Hochöfen der ortsansässigen Stahlindustrie dominiert. In letzter Zeit allerdings prägen auch immer mehr moderne Kulturbauten am Ufer der Donau das Bild: das Brucknerhaus, das Lentos Museum, das neue Ars-Electronica-Center. Martin Sturm, Direktor des Offenen Kulturhauses in Linz, meint über das neugewonnene Profil der Stadt:
"Sie hat vielleicht im Gegensatz zu anderen österreichischen Städten nicht diesen historischen Ballast, der auch ein Rucksack ist, und damit eine gewisse Unbeschwertheit. Auch die Stärke der Industrie tut dieser Stadt gut. Es ist eine interessante Mischung."
Lentos-Chefin Stella Rollig sieht nicht nur die positiven Seiten dieser speziellen "Linzer Mischung".
"Linz ist traditionell ist eine Arbeiterstadt. Das bedeutet eine gewisse Hemdsärmeligkeit, eine Direktheit. Der Stadt fehlt im Vergleich zu anderen Städten allerdings ein gewisses Raffinement, eine gewisse Eleganz, so etwas wie Weltläufigkeit. Man spürt hier eine starke Bodenständigkeit."
280 Seiten umfasst der Katalog für das europäische Kulturhauptstadtjahr in Linz. Viel Avantgardistisches wird geboten, viel regional Interessantes. Internationale Strahlkraft könnte vielleicht die Uraufführung einer Kepler-Oper von Philip Glass entwickeln, vielleicht auch die Ausstellung "Höhenrausch" auf den Dächern der Stadt oder die Schau "Best of Austria" im Lentos Museum.
Überstrahlt wird das alles aber ganz gewiss von der Eröffnung des neuen Ars-Electronica-Centers am 2. Jänner. Dieses futuristische, von einer imposanten Glasfassade umhüllte Gebäude am linken Donauufer wird das sogenannte "Museum der Zukunft" beherbergen. Die erste Schau - "Neue Bilder vom Menschen" - wird ebenfalls am 2. Jänner eröffnet. Ars-Electronica-Chef Gerfried Stocker umreißt das Konzept der Ausstellung so.
"Wir haben rund um die Gehirnforschung, rund um die Gentechnik, die Biotechnologien eine spannende Ausstellung gestaltet. Das alles sind Themen, die von den Menschen grundsätzlich eher technologisch und wissenschaftlich betrachtet werden. Wir bereiten diese Themen aber so auf, dass wir den kulturellen und gesellschaftlichen Aspekt in den Mittelpunkt rücken. Die Frage, die wir uns stellen, lautet: Wie verändern diese technologischen Innovationen unser Welt- und unser Menschenbild?"
Auch Linz hat sich nachhaltig verändert in den letzten Jahren: vom Aschenputtel im österreichischen Städtewettstreit zum modernen Medien- und Dienstleistungszentrum. Wie sehr das europäische Kulturhauptstadtjahr die Stadt verändern wird, davon wird in den nächsten Monaten zu berichten sein.