Liquidierung der "Anderen"
In der Geschichte der Menschheit hat es zahllose Massaker gegeben. Doch nicht jedes Massaker ist mit einem Völkermord gleichzusetzen. Der französische Politikwissenschaftler Jacques Sémelin analysiert in seinem Buch "Säubern und Vernichten" die Prozesse, die zu einem Völkermord führen.
Wenn das Wort "Völkermord" fällt, erstarrt das Nachdenken und wird überschüttet vom Entsetzen über das Geschehene. Diese Reaktion ist verständlich, aber unbefriedigend, denn jedermann möchte doch wenigstens verstehen, wenn nicht erklärt bekommen, was warum geschehen konnte. Der französische Politikwissenschaftler Jacques Sémelin analysiert Prozesse, die alle entsetzen, um sie historisch und sozialwissenschaftlich aufzuklären.
"Mir geht es in diesem Buch ... darum, besser einschätzen zu können, unter welchen Umständen ein Massaker oder eine Serie von Massakern zu einem Völkermord wird. Dieses Vorgehen hat mich dazu geführt, den heutzutage allen möglichen Instrumentalisierungen ausgesetzten Begriff des Völkermords zu hinterfragen."
Sémelin stellt deshalb seinem Buch keine Definition von "Völkermord" voran, sondern bedient sich der Methode des Vergleichs, um sich so an jene sozialen, politischen, militärischen, wirtschaftlichen und sozialpsychologischen Prozesse heranzutasten, die "Völkermorden" gemeinsam sind. Er begreift diese neutral -, das heißt ohne die juristische Vorabqualifizierung als Morde - als "kollektive Form der Vernichtung von Nicht-Kombattanten" beziehungsweise "Massaker" und untersucht, was dabei geschieht.
Sémelin bezieht sich auf die Vernichtung der europäischen Juden durch die Nazis zwischen 1933 und 1945, auf die Massaker in Ruanda (1994) und auf die Bürgerkriege auf dem Balkan (1990 - 1995). Mit diesen Vergleichen begibt er sich auf dünnes Eis, aber er bricht kein einziges Mal ein. Im ganzen Buch findet sich keine Zeile, die unzulässig vereinfachte, die die unterschiedlichen Dimensionen der Massaker nivellierte oder diese mit Zahlenspielen banalisierte. Sémelin macht deutlich, dass es neben strukturellen Parallelen Differenzen gibt, die die Gemeinsamkeiten übertreffen.
Der Vergleich ergibt zunächst, dass es bei Massakern nie einen einzigen kausalen Nexus gibt – schon gar keinen zeitlichen wie dereinst der Historiker Ernst Nolte meinte, als er Hitlers Massaker als Folge der vorangehenden Stalins vereinfachte. Zeitlich zurückliegende Massaker, Armut, Übervölkerung und Rassismus begünstigen unter Umständen Massaker. Der Autor betont jedoch:
"Die Verbindung dieser ‘objektiven‘ Ursachen führt aber nicht zwangsläufig zum Massenmord."
Massaker beruhen auf einem vierstufigen "sozio-affektiven Prozess": Eine Krisensituation löst kollektive Ängste aus, durch die über eine probate Ideologie ein imaginärer Feind konstruiert wird, der seinerseits Hass und Rache beflügelt, die schließlich in die Vernichtung der "Anderen" münden können. Dabei kommen Ideologien ins Spiel, die von Intellektuellen, Medien und Schulen propagiert werden. Sie sind insofern wichtig, als sie die Realität tatsächlicher Not-, Krisen- und Problemlagen mit dem imaginierten gemeinsamen Feind verknüpfen. So ergibt sich erst die explosive Situation des "wir" gegen "sie", das zum Massaker führen kann.
"Die Diskurse dieser Ideologien sind wie das von ihnen benutzte Vokabular nie unschuldig. In den Fällen von Deutschland, Jugoslawien und Ruanda bauen sie auf drei Hauptmotiven auf: Identität, Reinheit und Sicherheit."
Mit allen Basisideologien vom Antisemitismus der Nationalsozialisten bis zum Großserbentum werden die jeweils Anderen entmenschlicht. Für die Hutus in Ruanda waren die Tutsis "Kakerlaken" und für die "Arier" die Juden "Ungeziefer." Diese Logik ethnischer Reinheit zielt auf "Säuberung", das heißt auf die Vertreibung oder Vernichtung der "überflüssigen Anderen".
Davon zu unterscheiden ist die Logik politischer Reinheit, die nicht "überflüssige Andere" meint, sondern den vermeintlichen "Verräter" und "Feind":
"‘Unser schlimmster Feind befindet sich in unseren eigenen Reihen‘, um es ... mit Lenin zu sagen. Vielleicht hat er uns schon verraten ... Er gehört angeblich zum Volk, ist aber ein Konterrevolutionär."
Beide Gewaltlogiken von "Reinheit" enthalten immer eine "wahnhafte Rationalität", die Gewalt und Vernichtung oberflächlich plausibel machen. Keinesfalls ist der Balkan der "Ursprung ethnischer Säuberungen", wie der Historiker Dan Diner einst meinte, sondern "Säuberungen" sind Teil mancher Staatsbildung: im Namen des "reinen Blutes" ließen die "katholischen Könige" Isabel und Ferdinand Spanien 1492 Mauren und Juden vertreiben, und Thomas Jefferson erklärte 1802:
"Wenn wir gezwungen sind, die Axt gegen ein Stamm zu erheben, dürfen wir sie erst aus der Hand legen, wenn wir diesen Stamm ausgerottet haben ... Wir müssen sie alle vernichten."
Massaker werden nicht von Psychopathen und Verrückten verübt, sondern von Ideologen geschürt und von staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren mit notorisch reinem Gewissen ausgeführt. Sémelin belegt, wie Massaker buchstäblich angekündigt werden. Grégoire Kayibanda - der ruandische Intellektuelle und Herausgeber einer katholischen Zeitschrift - verkündete im März 1964, 30 Jahre vor dem Massaker, "das Ende der Tutsi-Rasse", und Hitler prophezeite im Januar 1939 für den Fall eines neuerlichen Weltkriegs "die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa".
Täter banalisieren und kaschieren immer ihr Tun. Hutus, die auszogen, ihre Nachbarn mit Macheten zu ermorden, sagten, sie gingen zur "Arbeit". Deutschen Einsatzgruppen betrieben nach eigenen Worten "Judenjagd", und Teile der Wehrmacht verstanden sich bei der Ermordung russischer und polnischer Zivilisten als "Träger einer unerbittlichen völkischen Idee", wie sich Generalfeldmarschall Walter von Reichenau ausdrückte. "Arkan Tiger" und "Weiße Adler" in Serbien beriefen sich bei ihren Morden - mit dem Segen der orthodoxen Kirche - auf das "serbische Martyrium".
Sémelin betont, dass neben den direkten Akteuren bei Massakern die unbeteiligte Bevölkerung sowie die öffentliche Meinung mitspielen. Deren Handeln beziehungsweise Nichthandeln ist wichtig, aber "im großen Maßstab" kann sich ein Massaker nur entfalten, "wenn es von einer Zentralgewalt mehr oder weniger offen angeheizt wird". Im deutschen Vernichtungskrieg im Osten, in den Balkankriegen und in Ruanda waren militärische Kriegsziele und die Vernichtung von Teilen der Zivilbevölkerung eng verknüpft.
Das weitgehende Versagen der christlichen Kirchen im nationalsozialistischen Deutschland, im ehemaligen Jugoslawien und in Ruanda analysiert der Autor schonungslos:
"Wenn die etablierte Religion ... nicht mehr willens oder in der Lage ist, als spirituelle Garantie des Tötungsverbots zu fungieren, entwickelt sich eine neue Logik. Diese Logik stellt das Töten ins Zentrum des Religiösen."
Sind Minderheiten erst einmal stigmatisiert, reißen die sozialen Bande sehr schnell, und die Nachbarn bieten keinen Schutz mehr, sondern heulen mit den Wölfen. Die Carnegie-Stiftung berichtete bereits 1914:
"Das Niederbrennen von Dörfern und der Exodus besiegter Bevölkerungsgruppen sind normale und gewohnte Begleiterscheinungen der Kriege und Aufstände auf dem Balkan."
Und nicht nur dort. Sémelin lässt jedoch keinen Zweifel, dass es nicht "die" Deutschen, "die" Serben oder "die" Hutus als ethnische Gruppen waren, die für die Massaker verantwortlich sind, sondern die radikalisierten Elemente unter diesen sowie das politische, polizeiliche und militärische Handeln beziehungsweise Nicht-Handeln von Regierungen. Auch nicht "die" Demokratie erzeugt Massaker, wie der amerikanische Historiker Michael Mann jüngst meinte, sondern die von den Wahngebilden "nationaler Identität" und "ethnischer Reinheit" befallenen Pseudodemokratien. Von sechs Millionen Ruandern beteiligten sich 200.000 am Massenmord, aber ein Viertel von diesen hat drei Viertel der Opfer auf dem Gewissen. Genozidforscher gehen davon aus, dass im 20. Jahrhundert viermal mehr Menschen durch Massaker umkamen als durch Kriege. Ein wichtiger Grund dafür liegt in der Souveränität der Einzelstaaten beziehungsweise im völkerrechtlichen Interventionsverbot. Ein Interventionsrecht für einzelne Staaten oder die Staatengemeinschaft funktioniert jedoch nur - wie jüngste Misserfolge zeigen -, wenn militärische mit politischen und wirtschaftlichen Mitteln kombiniert eingesetzt werden.
Sémelins Analyse der Prozesse, wie Massaker durch kumulative Effekte entstehen, ersetzt meterweise Literatur, in der mit "dem propagandistischen Vokabular" von "Völkermord", "asymmetrischem Krieg" und "Terrorismus" immer nur die Einäugigkeit der Konfliktparteien durchdekliniert wird. Sémelin dagegen bietet ein starkes Stück Aufklärung.
Jacques Sémelin: Säubern und Vernichten
Die politische Dimension von Massakern und Völkermorden
Aus dem Französischen von Thomas Laugstien
Hamburger Edition, Hamburg 2007
"Mir geht es in diesem Buch ... darum, besser einschätzen zu können, unter welchen Umständen ein Massaker oder eine Serie von Massakern zu einem Völkermord wird. Dieses Vorgehen hat mich dazu geführt, den heutzutage allen möglichen Instrumentalisierungen ausgesetzten Begriff des Völkermords zu hinterfragen."
Sémelin stellt deshalb seinem Buch keine Definition von "Völkermord" voran, sondern bedient sich der Methode des Vergleichs, um sich so an jene sozialen, politischen, militärischen, wirtschaftlichen und sozialpsychologischen Prozesse heranzutasten, die "Völkermorden" gemeinsam sind. Er begreift diese neutral -, das heißt ohne die juristische Vorabqualifizierung als Morde - als "kollektive Form der Vernichtung von Nicht-Kombattanten" beziehungsweise "Massaker" und untersucht, was dabei geschieht.
Sémelin bezieht sich auf die Vernichtung der europäischen Juden durch die Nazis zwischen 1933 und 1945, auf die Massaker in Ruanda (1994) und auf die Bürgerkriege auf dem Balkan (1990 - 1995). Mit diesen Vergleichen begibt er sich auf dünnes Eis, aber er bricht kein einziges Mal ein. Im ganzen Buch findet sich keine Zeile, die unzulässig vereinfachte, die die unterschiedlichen Dimensionen der Massaker nivellierte oder diese mit Zahlenspielen banalisierte. Sémelin macht deutlich, dass es neben strukturellen Parallelen Differenzen gibt, die die Gemeinsamkeiten übertreffen.
Der Vergleich ergibt zunächst, dass es bei Massakern nie einen einzigen kausalen Nexus gibt – schon gar keinen zeitlichen wie dereinst der Historiker Ernst Nolte meinte, als er Hitlers Massaker als Folge der vorangehenden Stalins vereinfachte. Zeitlich zurückliegende Massaker, Armut, Übervölkerung und Rassismus begünstigen unter Umständen Massaker. Der Autor betont jedoch:
"Die Verbindung dieser ‘objektiven‘ Ursachen führt aber nicht zwangsläufig zum Massenmord."
Massaker beruhen auf einem vierstufigen "sozio-affektiven Prozess": Eine Krisensituation löst kollektive Ängste aus, durch die über eine probate Ideologie ein imaginärer Feind konstruiert wird, der seinerseits Hass und Rache beflügelt, die schließlich in die Vernichtung der "Anderen" münden können. Dabei kommen Ideologien ins Spiel, die von Intellektuellen, Medien und Schulen propagiert werden. Sie sind insofern wichtig, als sie die Realität tatsächlicher Not-, Krisen- und Problemlagen mit dem imaginierten gemeinsamen Feind verknüpfen. So ergibt sich erst die explosive Situation des "wir" gegen "sie", das zum Massaker führen kann.
"Die Diskurse dieser Ideologien sind wie das von ihnen benutzte Vokabular nie unschuldig. In den Fällen von Deutschland, Jugoslawien und Ruanda bauen sie auf drei Hauptmotiven auf: Identität, Reinheit und Sicherheit."
Mit allen Basisideologien vom Antisemitismus der Nationalsozialisten bis zum Großserbentum werden die jeweils Anderen entmenschlicht. Für die Hutus in Ruanda waren die Tutsis "Kakerlaken" und für die "Arier" die Juden "Ungeziefer." Diese Logik ethnischer Reinheit zielt auf "Säuberung", das heißt auf die Vertreibung oder Vernichtung der "überflüssigen Anderen".
Davon zu unterscheiden ist die Logik politischer Reinheit, die nicht "überflüssige Andere" meint, sondern den vermeintlichen "Verräter" und "Feind":
"‘Unser schlimmster Feind befindet sich in unseren eigenen Reihen‘, um es ... mit Lenin zu sagen. Vielleicht hat er uns schon verraten ... Er gehört angeblich zum Volk, ist aber ein Konterrevolutionär."
Beide Gewaltlogiken von "Reinheit" enthalten immer eine "wahnhafte Rationalität", die Gewalt und Vernichtung oberflächlich plausibel machen. Keinesfalls ist der Balkan der "Ursprung ethnischer Säuberungen", wie der Historiker Dan Diner einst meinte, sondern "Säuberungen" sind Teil mancher Staatsbildung: im Namen des "reinen Blutes" ließen die "katholischen Könige" Isabel und Ferdinand Spanien 1492 Mauren und Juden vertreiben, und Thomas Jefferson erklärte 1802:
"Wenn wir gezwungen sind, die Axt gegen ein Stamm zu erheben, dürfen wir sie erst aus der Hand legen, wenn wir diesen Stamm ausgerottet haben ... Wir müssen sie alle vernichten."
Massaker werden nicht von Psychopathen und Verrückten verübt, sondern von Ideologen geschürt und von staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren mit notorisch reinem Gewissen ausgeführt. Sémelin belegt, wie Massaker buchstäblich angekündigt werden. Grégoire Kayibanda - der ruandische Intellektuelle und Herausgeber einer katholischen Zeitschrift - verkündete im März 1964, 30 Jahre vor dem Massaker, "das Ende der Tutsi-Rasse", und Hitler prophezeite im Januar 1939 für den Fall eines neuerlichen Weltkriegs "die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa".
Täter banalisieren und kaschieren immer ihr Tun. Hutus, die auszogen, ihre Nachbarn mit Macheten zu ermorden, sagten, sie gingen zur "Arbeit". Deutschen Einsatzgruppen betrieben nach eigenen Worten "Judenjagd", und Teile der Wehrmacht verstanden sich bei der Ermordung russischer und polnischer Zivilisten als "Träger einer unerbittlichen völkischen Idee", wie sich Generalfeldmarschall Walter von Reichenau ausdrückte. "Arkan Tiger" und "Weiße Adler" in Serbien beriefen sich bei ihren Morden - mit dem Segen der orthodoxen Kirche - auf das "serbische Martyrium".
Sémelin betont, dass neben den direkten Akteuren bei Massakern die unbeteiligte Bevölkerung sowie die öffentliche Meinung mitspielen. Deren Handeln beziehungsweise Nichthandeln ist wichtig, aber "im großen Maßstab" kann sich ein Massaker nur entfalten, "wenn es von einer Zentralgewalt mehr oder weniger offen angeheizt wird". Im deutschen Vernichtungskrieg im Osten, in den Balkankriegen und in Ruanda waren militärische Kriegsziele und die Vernichtung von Teilen der Zivilbevölkerung eng verknüpft.
Das weitgehende Versagen der christlichen Kirchen im nationalsozialistischen Deutschland, im ehemaligen Jugoslawien und in Ruanda analysiert der Autor schonungslos:
"Wenn die etablierte Religion ... nicht mehr willens oder in der Lage ist, als spirituelle Garantie des Tötungsverbots zu fungieren, entwickelt sich eine neue Logik. Diese Logik stellt das Töten ins Zentrum des Religiösen."
Sind Minderheiten erst einmal stigmatisiert, reißen die sozialen Bande sehr schnell, und die Nachbarn bieten keinen Schutz mehr, sondern heulen mit den Wölfen. Die Carnegie-Stiftung berichtete bereits 1914:
"Das Niederbrennen von Dörfern und der Exodus besiegter Bevölkerungsgruppen sind normale und gewohnte Begleiterscheinungen der Kriege und Aufstände auf dem Balkan."
Und nicht nur dort. Sémelin lässt jedoch keinen Zweifel, dass es nicht "die" Deutschen, "die" Serben oder "die" Hutus als ethnische Gruppen waren, die für die Massaker verantwortlich sind, sondern die radikalisierten Elemente unter diesen sowie das politische, polizeiliche und militärische Handeln beziehungsweise Nicht-Handeln von Regierungen. Auch nicht "die" Demokratie erzeugt Massaker, wie der amerikanische Historiker Michael Mann jüngst meinte, sondern die von den Wahngebilden "nationaler Identität" und "ethnischer Reinheit" befallenen Pseudodemokratien. Von sechs Millionen Ruandern beteiligten sich 200.000 am Massenmord, aber ein Viertel von diesen hat drei Viertel der Opfer auf dem Gewissen. Genozidforscher gehen davon aus, dass im 20. Jahrhundert viermal mehr Menschen durch Massaker umkamen als durch Kriege. Ein wichtiger Grund dafür liegt in der Souveränität der Einzelstaaten beziehungsweise im völkerrechtlichen Interventionsverbot. Ein Interventionsrecht für einzelne Staaten oder die Staatengemeinschaft funktioniert jedoch nur - wie jüngste Misserfolge zeigen -, wenn militärische mit politischen und wirtschaftlichen Mitteln kombiniert eingesetzt werden.
Sémelins Analyse der Prozesse, wie Massaker durch kumulative Effekte entstehen, ersetzt meterweise Literatur, in der mit "dem propagandistischen Vokabular" von "Völkermord", "asymmetrischem Krieg" und "Terrorismus" immer nur die Einäugigkeit der Konfliktparteien durchdekliniert wird. Sémelin dagegen bietet ein starkes Stück Aufklärung.
Jacques Sémelin: Säubern und Vernichten
Die politische Dimension von Massakern und Völkermorden
Aus dem Französischen von Thomas Laugstien
Hamburger Edition, Hamburg 2007