Lisa Jacobs mit den Bremer Philharmonikern

Spätromantisches für die Violine

Die Geigerin steht mit ihrem Instrument auf einer großen Treppe
Lisa Jacobs hat ein sehr wertvolles Instrument, das im Jahr 1683 gebaut wurde © Lisa Jacobs / Ronald Knapp
Moderation: Stefan Lang |
Die Violine wurde ihm ans Krankenbett gehängt, und so vertrieb sich Carl Nielsen die Zeit mit dem Instrument. Auf Dorffesten spielte er schließlich auf. Erst im Alter von 46 Jahren komponierte er sein großes Violinkonzert, das für Könner gemacht ist.
Deutschlandfunk Kultur bietet heute einen großen romantischen Abend im Konzert. Romantiker wie Sibelius, Nielsen und Schumann haben für große Besetzungen geschrieben und lassen große, lange, zutiefst romantische Linien zu.

Kopf und Finger sind gefordert

Im Zentrum steht das weit ausladende Violinkonzert von Carl Nielsen. Ein tückisches Werk, wie so mancher Geiger findet. Schon der Beginn ist ein Ritt durch die alle Spielarten. Am Beginn darf sich der Geiger quasi einspielen – das Orchester breitet eine große Klangfläche aus und der Geiger darf sich gleich solistisch frei entfalten. Dem folgt eine enorme Ruhe, die plötzlich mit schnellen Passagen beendet wird. Dieses Rauf und Runter fordert Kopf und Finger gleichermaßen, denn die Harmonien sind sperrig und das Tempo enorm.
Der dänische Komponist Carl Nielsen in einer zeitgenössischen Aufnahme. Er wurde am 9. Juni 1865 in Norre Lyndelse geboren und verstarb am 3. Oktober 1931 in Kopenhagen.
Der dänische Komponist Carl Nielsen in einer zeitgenössischen Aufnahme.© picture alliance / dpa / Polfoto
Nach diesem Tumult setzt ein Vogelschlag in der Geige ein, der von den Holzbläsern beantwortet wird. Dem Geiger werden auch im zweiten und dritten Satz alle spieltechnischen Höchstqualifikationen abverlangt. Nielsen wollte ein Werk schaffen, das den Geiger bis zum Ende beansprucht. Es ging ihm darum, eigenwillige Showeinlagen von Sologeigern zu verhindern. Es ist eine Art ausgedehnte Wanderung, die Höhen und Ebenen durchstreift. Lisa Jacobs entdeckt mit den Bremer Philharmonikern diesen nordischen Pfad, der unglaublich schöne Aussichten bietet.

Finnischer Sagenstoff

Die Uraufführung "Pohjolas Tochter" dirigierte der Komponist Jean Sibelius in St. Petersburg selber. Das Werk greift eine Geschichte aus dem finnischen Nationalepos Kalevala auf: Der Barde Väinämöinen reist durch das Nordland Pohjola und begegnet dort der Tochter der Herrscherin Pohjola, die mit ihrem Spinnrad einen goldenen Faden im Himmel spinnt. Sofort ist er entflammt und bittet sie, vom Himmel herabzusteigen. Aber sie will zuerst Heldentaten als Liebesbeweise sehen. So solle er aus den Splittern ihrer Spindel ein Schiff zu bauen. Doch das vermag er nicht, er muss mit seinem Schlitten wieder heimwärts ziehen. Ein romantisches, dunkles Sujet, das sich Sibelius suchte. Dieses symphonische Poem wurde zu einem seiner beliebtesten Orchesterwerke.

Schumanns langer Atem

Das Jahr 1841 war für Schumann ein Sinfoniejahr, denn er schrieb nicht nur seine sehr erfolgreiche erste Sinfonie, sondern auch viele andere sinfonische Werke. Darunter auch seine in der Zählung an Nummer vier stehende. Eigentlich müsste sie die Nummer zwei tragen. Allerdings hat Schumann das Werk nach zehn Jahren gründlich revidiert und eine Partitur hinterlassen, auf der er persönlich diese Sinfonie auch als seine Vierte bezeichnet, "für grosses Orchester". Mit einem gewaltigen Akkord und Trommelwirbel eröffnet Schumann sein Werk in d-Moll. (CdR)
Das vollständige Orchester scheint auf einer Wolke zu stehen.
Auch in dieser Saison sind die Bremer Philharmoniker in vielen Konzerten und Opernaufführungen zu hören.© Bremer Philharmoniker / Marcus Meyer
Aufzeichnung des Konzertes vom 11. November 2018 in der Glocke, Bremen
Jean Sibelius
Pohjolas Tochter op. 49
Carl Nielsen
Konzert für Violine und Orchester op. 33
Robert Schumann
Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120
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