Werke von Elke Erb (Auswahl)
"Gutachten. Poesie und Prosa". Aufbau Verlag, 1975
"Einer schreit: Nicht! Geschichten und Gedichte". Wagenbach, 1976
"Der Faden der Geduld". Mit einem Gespräch zwischen Christa Wolf und Elke Erb. Aufbau Verlag, 1978
"Trost. Gedichte und Prosa". Auswahl und Einleitung: Sarah Kirsch. Deutsche Verlagsanstalt, 1982
"Vexierbild". Aufbau Verlag, 1983
"Kastanienallee. Texte und Kommentare". Aufbau Verlag, 1987
"Winkelzüge oder Nicht vermutete, aufschlußreiche Verhältnisse". Galrev, 1991
Poet’s Corner 3: "Elke Erb". Unabhängige Verlagsbuchhandlung Ackerstraße, 1991
"Unschuld, du Licht meiner Augen. Gedichte". Steidl Verlag, 1994
"Der wilde Forst, der tiefe Wald. Auskünfte in Prosa". Steidl Verlag, 1995
"Mensch sein, nicht. Gedichte und andere Tagebuchnotizen". Urs Engeler Editor, 1998
"Sachverstand". Urs Engeler Editor, 2000
"die crux". Urs Engeler Editor, 2003
"Gänsesommer". Urs Engeler Editor, 2005
"Sonanz. 5-Minuten-Notate". Urs Engeler Editor, 2008
"Meins". roughbook#006 bei Engeler, 2010
"Das Hündle kam weiter auf drein". roughbook#028 bei Engeler, 2013
"Sonnenklar". roughbook#032 bei Engeler, 2015
"Gedichte und Kommentare". poetenladen, 2016
"Sonnenklar Meins: Das Hündle kam weiter auf drein". Bei Engeler, 2018
"Gedichtverdacht". roughbook#048 bei Engeler, 2019
Georg-Büchner-Preis für Elke Erb
09:02 Minuten
Die Schriftstellerin Elke Erb wird mit dem diesjährigen Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heißt es, Erbs poetischer Sachverstand habe mehrere Generationen von Dichterinnen und Dichtern in Ost und West beeinflusst.
Der Georg-Büchner-Preis geht in diesem Jahr an die Schriftstellerin Elke Erb. Das gab die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung bekannt. In der Begründung der Jury heißt es, Erb habe ein "unverwechselbares und eigenständiges schriftstellerisches Lebenswerk" geschaffen:
Unverdrossene Aufklärerin
"Elke Erbs poetischer Sachverstand, der sich auch in ihrer reichen übersetzerischen Arbeit zeigt, beeinflusste mehrere Generationen von Dichterinnen und Dichtern in Ost und West. Ihre Gedichte zeichnen sich durch eine prozessuale und erforschende Schreibweise aus, in deren Verlauf die Sprache zugleich Gegenstand und Mittel der Untersuchung ist. Elke Erb gelingt es wie keiner anderen, die Freiheit und Wendigkeit der Gedanken in der Sprache zu verwirklichen, indem sie sie herausfordert, auslockert, präzisiert, ja korrigiert. Für die unverdrossene Aufklärerin ist Poesie eine politische und höchstlebendige Erkenntnisform."
Einfluss auf ganze Generationen
Der Lyriker Steffen Popp hat bereits mehrfach über Elke Erb publiziert und gilt als Kenner der Schriftstellerin. Nach seiner Einschätzung hat die Schriftstellerin "einen ganz eigenen Stil des Schreibens entwickelt".
"Das ist ein Stil, der sich nicht nur im Text selbst äußert, sondern auch in der Reflexion des Textes. Poetik und Lyrik gehen das mannigfaltige Verbindungen ein", sagt Popp (hier unser Gespräch in der Dlf Audiothek). Mit ihrem Stil habe sie seit ihren ersten Publikationen in den 70er-Jahren mehrere Autorinnen- und Autorengenerationen beeinflusst.
Seit 1966 freiberufliche Schriftstellerin und Übersetzerin
Elke Erb wurde am 18. Februar 1938 in Scherbach, einem kleinen Dorf in der Eifel, geboren. 1949 zog sie mit ihrer Familie nach Halle. Nach dem Studium der Germanistik, Slawistik und Pädagogik arbeitete sie von 1963 bis 1965 als Lektorin beim Mitteldeutschen Verlag. Seit 1966 ist sie freiberuflich als Schriftstellerin und Übersetzerin tätig. Erb war von 1967 bis 1978 mit dem DDR-Schriftsteller Adolf Endler verheiratet. Aus dieser Ehe stammt ihr 1971 geborener Sohn Konrad, der ebenfalls Schriftsteller ist.
Elke Erbs Werk versammelt Lyrik, Kurzprosa, prozessuale Texte, Übersetzungen, Nachdichtungen und Herausgaben. Einen Eindruck von ihrer Sprachkraft erhält man hier. Sie wurde bereits mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt.
Eine Dichterin für Dichter
Erb sei eine Dichterin für Dichter, sagt der Schriftsteller und Literaturkritiker Helmut Böttiger (hier unser Gespräch in der Dlf Audiothek). Sie sei besonders in den 1980er Jahren eine große Instanz gewesen - eine Autorin, die in der DDR lebte und sich mit ihrer Sprache radikal von dem unterschied, was der Staat verlangte. Das Avantgardistische in ihrem Werk sei gewesen, die Sprache selbst zum Thema und sich von den gesellschaftlichen Zwängen unabhängig zu machen: "Die Sprache selbst war das Subversive."
Nach 1989 sei Erb dann in die gesamtdeutsche Lyrikszene hineingewachsen, die sich über politische Zuweisungen erhoben habe. Auch hier machte Erb wieder die Sprache selbst zum Thema. Sie sei zusammen mit Friederike Mayröcker eine Art "Urmutter" dieser Entwicklung gewesen, berichtet Böttiger. Inzwischen sei es Mainstream, die eigene Sprache mit Kommentaren zu versehen. Eigentlich hätte Elke Erb den Preis schon vor 30 Jahren bekommen müssen, meint Böttiger.
"Beim Denken zusehen"
Dass der Preis Erb schon früher zugestanden hätte - das meint auch die Schriftstellerin Nora Bossong. Erbs Vorgehen, "dieses stets Suchende, im Prozess Bleibende, bewundere ich sehr", sagt sie (hier das Gespräch in der Dlf Audiothek).
Man könne Erb beim Denken zusehen. Sie selbst habe Gedichte von Erb über Jahre "wie ein Ohrwurm" in sich getragen, berichtet Bossong.
Wichtigste literarische Auszeichnung Deutschlands
Erbs erste Veröffentlichungen waren "Gutachten, Poesie und Prosa" (1975) und "Der Faden der Geduld" (1978). 1987 veröffentlichte Erb den von der Kritik gefeierten Band "Kastanienallee. Texte und Kommentare". Im vergangenen Jahr erschien "Gedichtverdacht", ihr jüngster Band mit Gedichten, Notaten und Selbstkommentaren. Erb lebt in Berlin und Wuischke (Sachsen). Sie ist Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste und der Akademie der Künste in Berlin.
Der Georg-Büchner-Preis gilt als die wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland und wird seit 1951 von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vergeben. Er geht an Schriftstellerinnen und Schriftsteller, "die in deutscher Sprache schreiben, durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten und die an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben".
58 Männer und elf Frauen geehrt
Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert. 2019 ging er an den Schweizer Lukas Bärfuss. In den Jahren davor wurden Terézia Mora, Jan Wagner, Marcel Beyer, Rainald Goetz, Jürgen Becker und Sibylle Lewitscharoff geehrt. Erster Preisträger war 1951 Gottfried Benn. Seitdem wurden 58 Männer und nur elf Frauen ausgezeichnet.