Literarische Weltgeschichte
Herodot notierte die Sitten der Ägypter, Tacitus sah das brennende Rom, Walt Whitman erlebte die Ermordung Abraham Lincolns und Georges Simenon fuhr mit Hitler Fahrstuhl. Der Schweizer Journalist Georg Brunold hat in seinem Buch "Nichts als die Welt" Reportagen und Augenzeugenberichte aus 2500 Jahren zu einer unterhaltsamen und lehrreichen Zeitreise zusammengetragen.
Lesen Sie im Folgenden Auszüge aus dem Gespräch mit Georg Brunold:
Britta Bürger: Dieses Buch ist völlig unzeitgemäß. Man kann es nicht einfach mit in die Bahn nehmen, sondern muss sich zu ihm setzen. Es ist so schön, dass man sich vor dem Lesen die Hände waschen wird und am besten alles absagt, was man für die kommenden Stunden geplant hatte.
Das Buch präsentiert "Nichts als die Welt" – der Untertitel verrät mehr: Reportagen und Augenzeugenberichte aus 2500 Jahren. Herausgegeben hat es Georg Brunold. In den 90er-Jahren war er Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung in Nairobi, dann lange stellvertretender Chefredakteur der Schweizer Kulturzeitschrift "DU". Mittlerweile lebt er wieder in Nairobi und ist ein universal-belesener Sammler. So lässt sich vielleicht zusammenfassen, wie Georg Brunold sein Reportage-Buch erarbeitet hat – ich grüße Sie heute im Schweizerischen Chur, Herr Brunold, schönen guten Tag!
Georg Brunold: Guten Morgen!
Bürger: Sind Sie das – ein unversal-belesener Sammler?
Brunold: Ja, es ist mir unterlaufen, würde ich sagen. ( ... )
Bürger: Sie haben sich Ihren Weg gebahnt durch Reportagen aus aller Welt und aus 2500 Jahren. Das ist ja ein journalistisch-literarisches Großunternehmen, von dem ich denke, dass es einem nicht so unterläuft. Haben Sie sich dafür heimlich in der Bibliothek von Alexandria eingeschlossen Oder wo haben sie all die Texte gefunden?
Brunold: Was ich tat, das war noch bei der Zeitschrift "DU", da stellte ich in einer Folge von 30 Nummern einen Werkzeugkasten mit der Handbibliothek des Reporters zusammen, ein Reporter, der für den Rest seines Lebens in die Verbannung geschickt wird. Welche 200 Bücher sind das, wenn er nru 200 Bücher besitzen darf? Das schrieb ich, und mein Verleger Wolfgang Hörner-Galliani las dann das, und sagte: So, jetzt machen wir Folgendes: Dein Werkzeugkasten kommt hinten rein und vornehin machst du uns eine Anthologie mit 700 Seiten Reportage von Herodot bis 2000.
Bürger: Am Beispiel von über 150 Reportagen führen Sie uns das Genre in all seinen Facetten vor – von der Reisereportage über Kriegsberichte bis hin zu Gesellschaftskolumnen. Was zieht Sie besonders hin zu diesen Formen des Schreibens ?
Brunold: Ich würde sagen die Vielfalt. Man trifft ja immer wieder auf Zeitschriftenredakteure, denen es darum geht, eine möglichst klare Dramaturgie der Reportage zu definieren. Meine Stoßrichtung in dem Buch war genau das Gegenteil, da kamen auch Texte zum Zug, bei denen sich nur mit einigem Wagemut behaupten lässt, dass es Reportagen sind, die aber doch reportagehafte Elemente haben. Dann haben wir in dem Buch sehr viele Reportagen, die ungehemmt zu denken anfangen und sich nicht davor fürchten, zum Essay zu werden gleichzeitig. ( ... )
Bürger: Waren all diese Reporter mit ihrer Gabe zur scharfen Beobachtung im Grunde Geschichtsschreiber?
Brunold: Ja sicher, und zum Teil waren sie es auch in einem ganz elementaren Sinn. ( ... ) Die Reportage setzt ja doch voraus, dass der Berichterstatter zu dem Zweck unterwegs war, darüber zu berichten, und das ist in diesem Buch auch nicht immer der Fall. Napoleon schreibt über seine Kaiserkrönung in der Notre Dame, und er ging natürlich nicht als Reportzer dahin zum Zweck, um darüber zu schreiben. Aber er schrieb darüber als Augenzeuge und das ist natürlich Geschichtsschreibung in dem direkten Sinn.
(...)
Bürger: "Nichts als die Welt – Reportagen und Augenzeugenberichte aus 2500 Jahren". Dieses Buch ist eine Schatztruhe für alle, die gern lesen und man könnte es als täglichen Begleiter mit ins neue Jahr nehmen – mit dem Vorsatz jeden Tag eine dieser grandiosen Reportagen zu lesen. Eine Form der umfassenden unterhaltsamen Weiterbildung, die nur 85 € kostet. Ein Preis, der keineswegs zu hoch ist für diesen Auftaktband des Galiani Verlags. Herausgeber Georg Brunold hat uns dafür begeistert. Ich danke Ihnen sehr, Herr Brunold!
Britta Bürger: Dieses Buch ist völlig unzeitgemäß. Man kann es nicht einfach mit in die Bahn nehmen, sondern muss sich zu ihm setzen. Es ist so schön, dass man sich vor dem Lesen die Hände waschen wird und am besten alles absagt, was man für die kommenden Stunden geplant hatte.
Das Buch präsentiert "Nichts als die Welt" – der Untertitel verrät mehr: Reportagen und Augenzeugenberichte aus 2500 Jahren. Herausgegeben hat es Georg Brunold. In den 90er-Jahren war er Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung in Nairobi, dann lange stellvertretender Chefredakteur der Schweizer Kulturzeitschrift "DU". Mittlerweile lebt er wieder in Nairobi und ist ein universal-belesener Sammler. So lässt sich vielleicht zusammenfassen, wie Georg Brunold sein Reportage-Buch erarbeitet hat – ich grüße Sie heute im Schweizerischen Chur, Herr Brunold, schönen guten Tag!
Georg Brunold: Guten Morgen!
Bürger: Sind Sie das – ein unversal-belesener Sammler?
Brunold: Ja, es ist mir unterlaufen, würde ich sagen. ( ... )
Bürger: Sie haben sich Ihren Weg gebahnt durch Reportagen aus aller Welt und aus 2500 Jahren. Das ist ja ein journalistisch-literarisches Großunternehmen, von dem ich denke, dass es einem nicht so unterläuft. Haben Sie sich dafür heimlich in der Bibliothek von Alexandria eingeschlossen Oder wo haben sie all die Texte gefunden?
Brunold: Was ich tat, das war noch bei der Zeitschrift "DU", da stellte ich in einer Folge von 30 Nummern einen Werkzeugkasten mit der Handbibliothek des Reporters zusammen, ein Reporter, der für den Rest seines Lebens in die Verbannung geschickt wird. Welche 200 Bücher sind das, wenn er nru 200 Bücher besitzen darf? Das schrieb ich, und mein Verleger Wolfgang Hörner-Galliani las dann das, und sagte: So, jetzt machen wir Folgendes: Dein Werkzeugkasten kommt hinten rein und vornehin machst du uns eine Anthologie mit 700 Seiten Reportage von Herodot bis 2000.
Bürger: Am Beispiel von über 150 Reportagen führen Sie uns das Genre in all seinen Facetten vor – von der Reisereportage über Kriegsberichte bis hin zu Gesellschaftskolumnen. Was zieht Sie besonders hin zu diesen Formen des Schreibens ?
Brunold: Ich würde sagen die Vielfalt. Man trifft ja immer wieder auf Zeitschriftenredakteure, denen es darum geht, eine möglichst klare Dramaturgie der Reportage zu definieren. Meine Stoßrichtung in dem Buch war genau das Gegenteil, da kamen auch Texte zum Zug, bei denen sich nur mit einigem Wagemut behaupten lässt, dass es Reportagen sind, die aber doch reportagehafte Elemente haben. Dann haben wir in dem Buch sehr viele Reportagen, die ungehemmt zu denken anfangen und sich nicht davor fürchten, zum Essay zu werden gleichzeitig. ( ... )
Bürger: Waren all diese Reporter mit ihrer Gabe zur scharfen Beobachtung im Grunde Geschichtsschreiber?
Brunold: Ja sicher, und zum Teil waren sie es auch in einem ganz elementaren Sinn. ( ... ) Die Reportage setzt ja doch voraus, dass der Berichterstatter zu dem Zweck unterwegs war, darüber zu berichten, und das ist in diesem Buch auch nicht immer der Fall. Napoleon schreibt über seine Kaiserkrönung in der Notre Dame, und er ging natürlich nicht als Reportzer dahin zum Zweck, um darüber zu schreiben. Aber er schrieb darüber als Augenzeuge und das ist natürlich Geschichtsschreibung in dem direkten Sinn.
(...)
Bürger: "Nichts als die Welt – Reportagen und Augenzeugenberichte aus 2500 Jahren". Dieses Buch ist eine Schatztruhe für alle, die gern lesen und man könnte es als täglichen Begleiter mit ins neue Jahr nehmen – mit dem Vorsatz jeden Tag eine dieser grandiosen Reportagen zu lesen. Eine Form der umfassenden unterhaltsamen Weiterbildung, die nur 85 € kostet. Ein Preis, der keineswegs zu hoch ist für diesen Auftaktband des Galiani Verlags. Herausgeber Georg Brunold hat uns dafür begeistert. Ich danke Ihnen sehr, Herr Brunold!