Joachim Käppner: "1918 - Aufstand für die Freiheit"
Die Revolution der Besonnenen
Piper Verlag, München
528 Seiten, 28 Euro
Joachim Käppner: "1918 - Aufstand für die Freiheit"
In "1918 - Aufstand für die Freiheit" führt Joachim Käppner den Leser durch den Winter 1918/1919, der Deutschland drastisch veränderte. Einfühlsam erzählt er, wie sich erst die Matrosen auflehnen und wenige Monate später in München die Räterepublik ausgerufen wurde.
"1918" handelt von der umwälzenden Bewegung in Deutschland, die einen so unglücklichen Verlauf genommen hat. Käppner beginnt mit einem Gedicht, das Kurt Tucholsky schon ein Jahr danach in der "Weltbühne" veröffentlicht hat: "Behüt dich Gott, es wär zu schön gewesen...". Tucholsky trauert über die verpasste Chance einer wirklichen Erneuerung Deutschlands. Nach allem, was nach 1918 geschah, wird nachvollziehbar, warum die Deutschen die Revolution verdrängten, die zwar die Monarchien stürzte, aber keinen überzeugenden Neubeginn schaffte.
Käppners Buch setzt eine Erzählung dagegen, die von einer tiefen Sympathie für die Akteure des revolutionären Umsturzes getragen ist. Die bemerkenswert pragmatisch gesonnenen Revolutionäre stehen im Zentrum seiner Erzählung, die vom Matrosenaufstand im Oktober 1918 bis zur Nationalversammlung und der Münchner Räterepublik im Frühjahr 1919 reicht.
Käppner bietet eine einfühlsam erzählte Geschichte jenes heroischen und tragischen Winters 1918/19. Vor allem aber besticht er durch eine unideologische, gelassene Darstellung der Entwicklung. Allzu lange hat es ideologische Grabenkämpfe um die Deutung des Revolutionswinters gegeben. Sebastian Haffner hatte die Fronten in den 60er Jahren durchbrochen, indem er die Besonnenheit der Arbeiter herausarbeitete – aber versehen mit einem wütenden Verratsvorwurf an die SPD. Käppner steht Haffner inhaltlich nahe, aber ohne dessen Aufgeregtheit. Deshalb liest man diese Darstellung einfach gern. Obwohl sie schon vor einem Jahr erschien, ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt für die Lektüre
Meinen Kindern schenke ich das Buch. Es ist einfach ein Kapitel deutscher Geschichte, das sie kennen sollten – und da bietet so ein journalistisches Werk einen guten Zugang.