Literarischer Adventskalender (14)

Andrew Sean Greer: "Mister Weniger"

Heute in unserem Adventskalender: "Mister Weniger" von Andrew Sean Greer.
Heute in unserem Adventskalender: "Mister Weniger" von Andrew Sean Greer. © S. Fischer Verlag / Montage: DLF Kultur
Von Christian Rabhansl |
"Mister Weniger" handelt vom einem Schriftsteller, der auf Weltreise geht. In Wirklichkeit flüchtet er, weil sein Ex-Freund einen anderen heiratet. Dennoch ist das Buch eine Komödie mit viel Witz. Es macht Lust auf das Leben nach 40.
"Mister Weniger" handelt von Arthur Weniger, amerikanischer Schriftsteller, Ende 40, mäßig erfolgreich, sein Verlag will den neuen Roman nicht drucken. Arthur Weniger steckt in der Krise. Auch, weil ihm eine Hochzeitseinladung ins Haus flattert, die er unmöglich annehmen kann, denn der, der ihn da einlädt, ist sein eigener langjähriger Freund – der jetzt aber einen anderen heiratet. Was also tun? Hingehen? Viel zu heikel. Wegbleiben? Geht auch nicht.
Also tut Arthur Weniger so, als sei er leider viel zu beschäftigt. Indem er statt der Hochzeitseinladung jede andere Einladung annimmt, die ihm der Literaturbetrieb so bietet. Eine obskure Preisverleihung hier, eine drittklassige Konferenz dort – in Italien, Mexiko, Deutschland, Japan. Und so geht er auf Weltreise, immer auf der Flucht vor der eigenen Mittelmäßigkeit, immer auf der Flucht vor den Verletzungen der Liebe. Und immer nach dem Motto: Was wird schon schiefgehen? In diesem Buch: alles.

Mit Charme und Selbstironie

Das Besondere ist der Charme und die Selbstironie. Der Roman kommt leichtfüßig als Komödie daher, behandelt aber sehr ernsthafte, universelle Themen: Liebe, Leben, Altern. Und ist nebenbei eine Satire auf den Literaturbetrieb. Ich find's deshalb ganz großartig, dass Andrew Sean Greer dafür den Pulitzer Preis 2018 bekommen hat. Immer wieder will man sich Sätze ankringeln, weil sie so richtig sind, so gut beobachtet, und so treffsicher formuliert, mit viel sarkastischem schwulen Witz. Vor allem aber hat Greer diesen Roman mit sehr viel Menschlichkeit geschrieben. Und schafft damit etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: Er macht tatsächlich Lust auf die zweite Lebenshälfte.
Ich schenke "Mister Weniger" meinem guten Freund Martin, wir kennen uns seit der Uni, er ist zwar kein Schriftsteller, aber gerade 40 geworden und bekommt graue Haare (Tschuldigung, Martin). Und damit er sich keine unnützen Sorgen macht: Hier wird er lesen, dass das Leben das Beste noch bereithält.

Andrew Sean Greer: "Mister Weniger"
S. Fischer Verlag, Berlin, 22 Euro

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