Chimamanda Ngozi Adichie: "Die Hälfte der Sonne"
Übersetzt von Judith Schwaab
Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/Main 2016
640 Seiten, 14 Euro
Roman: "Die Hälfte der Sonne"
02:11 Minuten
In ihrem eindrucksvollen Buch erzählt Chimanmanda Ngozi Adichie über Nigeria in den 60er-Jahren und damit auch über Liebe und Krieg, Grauen und Hoffnung. Friederike Sittler schenkt es ihrem Kollegen Uli.
Worum geht’s?
Ich verschenke dieses Jahr das Buch "Die Hälfte der Sonne" von Chimanmanda Ngozi Adichie; bereits 2006 erschienen und eines von den Büchern, von denen ich immer mal wieder erzähle. Wir sind im Nigeria der 60er-Jahre, gerade in die Unabhängigkeit entlassen und verfolgen das Leben der schwarzen Mittelschicht, die Hoffnung auf Unabhängigkeit des Süd-Ostens Nigerias, als Schutzraum für die Minderheit der Igbo und daher die Gründung des Staates Biafra. Auf der Flagge das Strahlen einer aufgehenden Sonne. Eine Geschichte von Liebe und Krieg, die Geschichte einer Familie, die eigentlich gar keine richtige ist; eine afrikanische Idylle, intellektuelle Diskurse zur Zukunft Nigerias, ein bürgerlicher Skandal und schließlich der Krieg. Grauen und Hoffnung.
Was ist das Besondere?
Im Westen sind es die hungernden Kinder in Biafra, die im Gedächtnis geblieben sind. Adichies Roman aber ist viel vielschichtiger und ich habe mich dabei ertappen dürfen. wie mir meine Stereotypen im Weg stehen, wie zum Beispiel mir beim Wort "Master" nicht unmittelbar der schwarze, links-intellektuelle Professor in den Sinn kam. Vor allem aber entführt mich der Roman in eine mir unbekannte Welt und er ist schlicht: mitreißend. Fiktive Geschichten verwoben mit der realen Geschichte. Manchmal mache ich abends das Licht aus und weiß schon nicht mehr, was ich fünf Sekunden vorher gelesen habe. Bei "Die Hälfte der Sonne" ist mir das nie passiert.
Wem wollen Sie es schenken?
Ich schenke das Buch meinem Kollegen Uli, der gerade mehre Sendungen und eine Diskussionsveranstaltung fünfzig Jahre nach Biafra organisiert, Teil unseres Denkfabrik-Themas im nächsten Jahr "Dekolonisiert Euch". Ihm habe ich schon so viel von diesem Buch erzählt, jetzt muss er es lesen – und zwischen den Jahren ist die ideale Zeit dafür.