Katherine Dunn: "Binewskis. Verfall einer radioaktiven Familie".
Aus dem Englischen von Monika Schmalz
Berlin Verlag, Berlin 2014
512 Seiten, 22,99 Euro
Katherin Dunn: "Binewskis - Verfall einer radioaktiven Familie"
Bloß nicht normal sein! Die Zirkusfamilie in "Binewskis - Verfall einer radioaktiven Familie" von Katherin Dunn züchtet immer wieder Kinder mit verrückten Eigenschaften heran. Im Rampenlicht der Manege bricht unter ihnen der Konkurrenzkampf aus.
Dieses Jahr verschenke ich das Buch "Binewskis – Verfall einer radioaktiven Familie" von Katherin Dunn. In dem Buch geht es um die Familie Binewski, die einen Wanderzirkus hat. Beziehungsweise, und das ist eigentlich die Geschichte, eine sehr schräge Familie ist, die sich wirklich mit Leib und Seele dem Zirkusleben und seinen Regeln verschrieben hat.
Das Außergewöhnliche wird hier groß geschrieben. Und weil das so ist, haben die sehr experimentierfreudigen Eltern mit verschiedensten Mitteln dafür gesorgt, dass ihre Kinder bloß nicht als normale Menschen auf die Welt kommen. Denn normal zu sein, gilt in dieser Familie als langweilig und bemitleidenswert.
Schräge Zirkuskinder-Charaktere
Die Kinder jedenfalls, die bei den elterlichen Versuchen herausgekommen sind - beziehungsweise, das muss man wohl sagen, diese überlebt haben - haben dann auch außergewöhnliche Merkmale.
Da gibt es die bucklige Albino-Zwergin Olympia, Erzählerin der Geschichte. Die siamesischen Zwillinge Elektra und Iphigenie, die fantastisch Klavier spielen können. Den kleinen Chick, der über telekinetische Kräfte verfügt und natürlich Arturo "Waterboy" – der Star der Manege.
Arturo, der statt Armen und Beinen Flossen hat, schafft es im Laufe der Geschichte, eine ganze Anhängerschaft um sich zu scharen. Menschen, die dem Zirkus hinterher pilgern und von nichts anderem träumen als sich peu à peu von ihren eigenen Gliedmaßen zu trennen.
Zwischen diesen, von ihren Eltern angehimmelten und in jeglicher Form in ihren jeweiligen Talenten geförderten Geschwistern herrscht allerdings nicht nur Geschwisterliebe pur. Sondern auch Neid und Konkurrenz. Und das macht diese Familiengeschichte natürlich hochexplosiv.
Liebenswertes und verschobene Perspektiven
Ich hab in diesem total schrägen Buch ganz viel Liebenswertes gefunden. Es ist ein Buch, das irritiert und Perspektiven verschiebt, was starke, auch zwiespältige Gefühle auslöst – Ablehnung, Mitgefühl, Identifikation, und die Sehnsucht nach Glanz. Am Ende, und so hat es mir auch die Buchhändlerin versprochen, die mir das Buch wärmstens empfohlen hatte, stellt sich natürlich die Frage: Was ist eigentlich normal und was nicht? Was ist schön und was hässlich? Was darf sein und was nicht?
Ich schenke das Buch meiner ältesten Freundin Sabine, weil sie schräge Charaktere liebt, und natürlich wahnsinnig gerne Romane liest.