Ali Benjamin: "Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren"
Aus dem Englischen von Petra Koob-Pawis und Violeta Topalova
Hanser Verlag, München 2018
240 Seiten, 17 Euro
Ali Benjamin: "Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren"
Susy sucht nach Antworten auf die Frage, warum ihre beste Freundin tödlich verunglückt ist. Viele Antworten! "Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren" von Ali Benjamin ist ein grandioses Buch über den Tod und das Leben.
Ich verschenke dieses Jahr "Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren" von Ali Benjamin. Es ist die Geschichte von Susy, deren beste Freundin Franny beim Schwimmen tödlich verunglückt. Und Susy kann das nicht akzeptieren. Franny konnte schließlich saugut schwimmen. Und jetzt soll sie tot sein. Mit gerade mal zwölf Jahren soll alles zu Ende sein. Einfach so? Geht nicht, findet Susy. Sterben darf nicht einfach so passieren. und deshalb sucht die Zwölfjährige nach Antworten, denn das kann Susy: Antworten auf komplizierte Fragen finden. Sie ist schlau und so macht sie sich auf die Suche nach einer logischen Erklärung. Nach einer, die sie wieder ein bisschen zuversichtlicher macht, in all der sinnlosen Trauer.
Unglaublich und wahnsinnig besonders ist, wie Ali Benjamin diese Suchen nach Antworten auf das Unmögliche angeht. Wissenschaftlich, fast schon philosophisch ist das. Susy schaut etwa in die Sterne. Versucht sich damit zu trösten, dass die Erde und mit ihr die Bewohner vom Weltall aus gesehen nur ein Staubkorn in einem Sonnenstrahl sind. Oder dass der Mensch nur eine von zehn Millionen Spezies sind, die je existiert haben. Dann wieder ist sie überzeugt davon, dass eine Qualle Franny berührt hat. Eine von den hochgiftigen, die jetzt in Zeiten des Klimawandels immer mehr werden. Immer tiefer taucht Suzy ein in diese Welt der Fragen und Antworten. Bis sie lernt: Nicht alles kann man erklären, es ist, wie es ist. Der Tod gehört zum Leben. Wie das Leben zum Tod. Ein grandioses Buch.
Ich schenke das Buch meiner Tochter Noemi, sie wird bald zehn Jahre alt, und wir reden gerade sehr viel über das Sterben, über die Unglaublichkeit, dass ein geliebter Mensch einfach so weg sein kann – für immer, und dass man gar nichts dagegen machen kann. Außer sich all der guten Erlebnisse zu erinnern, den anderen im Herzen zu tragen und ihn so entgegen aller Endgültigkeit doch ein bisschen am Leben zu lassen. So wie Suzy soll Noemi auch verstehen: Sterben geschieht. Manchmal auch ohne Grund. Das ist vielleicht die schrecklichste und größte Wahrheit. Genauso wie die Tatsache, dass wir alle aus Sternenstaub bestehen. Auch das ist wahr. Das lehrt uns dieses kluge Buch.