Haus Bartleby: "Sag alles ab! Plädoyers für den lebenslangen Generalstreik"
Nautilus, Hamburg 2015
160 Seiten, 14,90 Euro
Sachbuch: "Sag alles ab! Plädoyers für den lebenslangen Generalstreik"
02:12 Minuten
Diese Streitschrift widmet sich dem Sinn und Unsinn der Lohnarbeit generell und lässt einen wild entschlossen zurück, sofort mit dem Nichtstun anzufangen. Zeitfragen-Redakteur Martin Hartwig schenkt es einer Schwester.
Worum geht es?
Ich verschenke dieses Jahr das Buch: "Sag alles Ab! Plädoyer für einen lebenslangen Generalstreik". Eine Sammlung von kurzen Texten, herausgeben von Haus Bartleby – Zentrum für Karriereverweigerung. Es geht um unsere Arbeit, um unsere Arbeitsmoral, unseren Fleiß, unsere Bereitschaft, uns voll in den Beruf einzubringen. Wieso sind wir so? Wie ist es dazu gekommen? Wem nützt es? Dies wird – wie die Titelparole "Sag alles ab!" ja schon verrät – sehr grundsätzlich angegangen. Es geht nicht um Optimierung, nicht um größere Resilienz, bessere Performance oder um Verschiebungen in unserer Work Life Balance. Es geht um Sinn und Unsinn der Lohnarbeit generell. Ausgangpunkt ist die Beobachtung, dass das große Versprechen der Automatisierung, ein Leben mit weniger Arbeit, nicht eingehalten wurde. Tatsächlich ackern alle mehr als je zuvor.
Arbeit erscheint hier nicht als der Weg zu Wohlstand und einem besseren Leben, sondern als ein irrer Kult, als unzureichender Gottesersatz, als gewaltige selbstreferentielle Maschine. Eine Kampfschrift, die die Herausgeber unter die Schirmherrschaft des Schreibers Bartleby stellen, jener Figur von Herman Melville, die sich unerklärt und ohne Programm den Zumutungen der Welt entzieht. Das einzige, was Barthelby zu seiner Verweigerung sagt, ist: "I would prefer not to." – "Ich möchte lieber nicht."
Was ist das Besondere?
Das Besondere an dem Buch sind die Vehemenz und die Vielzahl der Stimmen, die das gewohnte Arbeitsverständnis in Frage stellen. Neben ein paar Cartoons und Songtexten, sind es gut 20 kurze, meist analytische Beiträge – manche sehr bissig und sehr polemisch, nicht alle gelungen, aber es sind genug, um einen wild entschlossen zurückzulassen, sofort mit dem Nichtstun zu beginnen.
Wem wollen Sie es schenken?
Ich schenke das Buch meiner Schwester. Sie arbeitet praktisch immer und klagt wie so viele über die vollen Tage. Ich kann mir gut vorstellen, dass die große Feier des Nichtstuns eine Sehnsucht von ihr bedient.