Literarischer Adventskalender (8)

Roman: "Das achte Leben"

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Buchcover zu Nino Haratischwili: Das achte Leben
Passend zu Weihnachten wird in diesem Buch viel Schokolade gekocht - das schweißt die Familie zusammen. © Ullstein
Von Veronika Schreiegg |
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Was macht eine „nationale“ Kultur aus? Nino Haratischwili zeigt wie die zerstörerische Wucht der ständigen Vereinnahmung Georgiens durch Russland Land und Leute prägt. Musikredakteurin Veronika Schreiegg verschenkt das Buch an ihren Freund Ramin.

1. Worum geht es?

Ich verschenke den Roman "Das achte Leben" von Nino Haratischwili. In dem Buch geht’s um eine georgische Familie, die über fünf Generationen hinweg erzählt wird – ausgehend vom Zarenreich, als die Familie Jaschi noch mit ihrer Schokoladenfabrik Geld macht – bis hin zur Nachwendezeit.
Zentrales Thema ist die ständige Vereinnahmung Georgiens durch Russland, und wie sich eben dieser politische Umstand mit einer unfassbar zerstörerischen Wucht auf die Familie Jaschi auswirkt. Im Mittepunkt stehen dabei die Geschwister Kostja und Kitty. Kostja lebt sein Leben als astreiner Apparatschik im System Stalin, ist innerlich aber so verhärtet, dass er nicht glücklich wird. Kitty wiederum – die wird schwanger von einem georgischen Nationalisten und wird deshalb von den Rotarmisten schrecklich gefoltert. Sie verliert ihr Kind, wandert nach London aus, leidet aber zeitlebens unter den Erlebnissen und verfällt dem Alkohol.

2. Was ist das Besondere?

Das ist zwar harter Stoff, aber es gibt immer wieder wunderbar trostvolle Momente: das Schokoladekochen etwa. Das zieht sich durch den ganzen Roman. Die wird immer dann gekocht, wenn die Familienzustände besonders schlimm sind. Die Schokolade ist so lecker, dass man munkelt, sie sei mit einem Fluch belegt, und deshalb wird das Schokoladen-Rezept auch immer nur an die Frauen der Familie weitergegeben. Besonders ist auch, wie die Autorin die georgische Kultur beschreibt und wie sie zum Beispiel die Lässigkeit und den nicht vorhandenen Ehrgeiz als erhabene Eigenschaften der Georgier feiert. Das hat mir sofort Lust gemacht, mehr über das Land zu erfahren.

3. Wem wollen Sie es denn schenken?

Ich schenke dieses Buch meinem Freund Ramin. Weil ich mit ihm gerne mal nach Georgien reisen würde. Ramin ist ein Mensch, der auch großes Interesse hat an der Geschichte und der Kultur anderer Länder und mit dem ich immer wieder gerne darüber rede, was eigentlich eine "nationale" Kultur ausmacht, was ist das eigentlich? Und ich merke immer wieder, je komplexer die politische Genese eines Landes ist, umso spannender sind unsere Gespräche. Auf das hier freue ich mich ganz besonders.

Nino Haratischwili: "Das achte Leben (Für Brilka)"
Ullstein Taschenbuch, Berlin 2017
1280 Seiten, 18 Euro

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