Mit Jakob Augstein, Moritz von Uslar und Eva Menasse
47:19 Minuten
Zusammen mit Gastgeberin Thea Dorn diskutieren Jakob Augstein, Moritz von Uslar und Eva Menasse über aktuelle Neuerscheinungen von Madame Nielsen, Andreas Bernard, Adania Shibli und Uwe Tellkamp.
Madame Nielsen: "Lamento"
Eine junge Schriftstellerin lernt bei der Theaterpremiere ihres Stückes einen gleichaltrigen Dramatiker kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick und von nun an verbringen die beiden jede Minute miteinander, die Außenwelt spielt keine Rolle mehr für sie, so innig ist ihre Verbundenheit. Bald heiraten sie und bekommen ein Kind, vermeintlich die Erfüllung all ihrer Daseinswünsche. Aber langsam schleicht sich der erodierende Alltag in die Beziehung ein und fordert seinen Tribut: Die Leidenschaft lässt Stück für Stück nach, das Feuer der anfänglichen Liebe schlägt schließlich um in ein destruktives Gegeneinander. Beide setzten ihre unterschiedlichen Interessen kompromisslos gegen den anderen durch und die einst große Liebe zerbricht.
Was sind die zerstörerischen Fliehkräfte einer ehemals so fulminanten Liebesbeziehung, die scheinbar nichts fürchten musste? Wie wird aus Verliebtheit Liebe? Und warum wird aus Liebe Hass?
Andreas Bernard: "Wir gingen raus und spielten Fußball"
Die Geschichte einer Kindheit im München der 1970er- und 80er-Jahre in der sich alles um König Fußball dreht. Das lederne runde Ding, das ins Eckige muss, ist der eigentliche Protagonist des Buches, das mit Leidenschaft und Sachkenntnis verhandelt wird: von der idealen Beschaffenheit der Tornetze bis zur wöchentlichen Kicker-Tabelle, von der Bedeutung der Trikotnummern bis zur Sprache auf dem Spielfeld. Es sind auch die ungeschriebenen Gesetze und unbedingten Rituale, die großen und kleinen Siege und die herben Niederlagen und die Freundschaften auf dem Bolzplatz, die zwei Jahrzehnte bundesrepublikanischer Geschichte aus ganz eigenwilliger Perspektive wieder aufleben lassen.
Dabei wird der Sport aber auch zum Ausgangspunkt des Nachdenkens über die kindliche Wahrnehmung einer Großstadt, über den Zusammenhang von Erinnerung und Literatur und über die Prozesse autobiografischen Schreibens.
Adania Shibli: "Eine Nebensache"
Im Sommer 1949 wird in der Negev-Wüste ein palästinensisches Beduinenmädchen von israelischen Soldaten missbraucht und erschossen. Jahrzehnte später versucht eine junge Frau aus Ramallah im Westjordanland, mehr über diesen Vorfall herauszufinden. Sie ist fasziniert, beinahe besessen von dem Verbrechen, vor allem, weil sich die Vergewaltigung und Ermordung der jungen Beduinin auf den Tag genau fünfundzwanzig Jahre nach der Geburt der Erzählerin im Roman zugetragen hat. Aus einem scheinbar unbedeutenden Detail am Rande, wird der zentrale Anknüpfungspunkt, an dem sie ihr eigenes Leben mit dem des jungen Mädchens verknüpft. Der Roman, erzählt nach einer wahren Begebenheit, verwebt die Geschichten der beiden Frauen zu einer eindringlichen Meditation über Krieg und Gewalt und stellt die Frage nach Gerechtigkeit im Erzählen.
Uwe Tellkamp: "Der Schlaf in den Uhren"
Fabian Hoffmann steht im August 2015 als Chronist in Diensten der „Tausendundeinenachtabteilung“ des fiktiven Landes Treva. In den Labyrinthen dieses unterirdischen Reichs, schmiedet die Unterabteilung „Sicherheit“ geheime Pläne und setzt Aktivitäten in Gang, zu denen einst auch die Wiedervereinigung zweier geteilter Staaten gehörte. Fabian gerät auf eine Reise, die ihn tief in die trevische Gesellschaft und ihre Utopien führt.
Der einstige Dissident analysiert die Prinzipien der Machtausübung, die Verflechtungen von Politik, Staatsapparat und Medien und beobachtet die Veränderungen im alltäglichen Leben. Auf seiner Suche nach Ordnung und Sinn kämpft Fabian gegen Windmühlen der Macht, die Fälschungen der Wirklichkeit und den Verlust aller Sicherheiten. „Der Schlaf in den Uhren“ ist die mit Spannung erwartete Fortsetzung des preisgekrönten Romans „Der Turm“ (2008) des umstrittenen Autors.