Oktober 2022

Zeit zum Lesen im Herbst

49:42 Minuten
Von links: Joachim Meyerhoff, Thea Dorn, Mithu Sanyal, Philipp Tingler
Von links: Joachim Meyerhoff, Thea Dorn, Mithu Sanyal, Philipp Tingler © ZDF / Svea Pietschmann
14.10.2022
Audio herunterladen
Gäste der Oktober-Ausgabe: Mithu Sanyal, Philipp Tingler und Joachim Meyerhoff.
Christine Koschmieder: "Dry"
„Dry“ ist ein autofiktionaler Roman, der vom Trinken handelt und präzise auslotet, wie der Alkohol klammheimlich das Leben übernimmt und schließlich bestimmt. Aber der Roman handelt auch vom Aufhören und davon, wie sich die Autorin aus der Abhängigkeit ins Schreiben begibt. Christine Koschmieder scheint immer alles geschafft zu haben: Sie hat den Tod ihres Mannes verarbeitet, drei Kinder großgezogen, Karriere im Kulturbetrieb gemacht. Heimlich geholfen hat ihr dabei der Alkohol. Doch mit Ende 40 weiß sie nicht mehr weiter und liefert sich in eine Suchtklinik ein. Dort begibt sie sich auf Spurensuche. Ist der Krebstod ihres Mannes tatsächlich der Grund für ihre Abhängigkeit, oder liegen die Wurzeln nicht viel tiefer? Der Beginn einer Gedankenreise zurück in die Kindheit und zu ihren Rollen als Mutter, Geliebte, Tochter.
Martin Mosebach: „Taube und Wildente“
Ausgerechnet wegen eines kleinen rötlichen Punktes in der Bildmitte des Stillebens „Taube und Wildente“, entflammt ein gewaltiger Ehestreit. Die Gattin möchte das Gemälde aus dem 19.Jhd. verkaufen, der Ehemann ist dagegen, die Spannungen zwischen beiden brodeln schon länger, ihre Ehe ist in die Jahre gekommen. Aber wie jedes Jahr verbringt die Familie Dalandt den Sommer auf ihrem Landsitz in der Provence. Die flirrende Hitze macht träge, die Zirkaden zirpen Tag und Nacht und jeden Morgen entschwindet die Hausherrin ins Pförtnerhaus, wo der Gutsverwalter sie erwartet. Ihr Mann ist durch eine eigene verhängnisvolle Affäre abgelenkt. Der aufbrechende Streit zwingt zum Nachdenken über die eigenen Illusionen, Erwartungen und Hoffnungen eines Ehelebens. Ein Roman über Liebe und Verrat und die Geschichte eines Gemäldes.
Alex Schulman: "Verbrenn all meine Briefe"
Die 24-jährige Karin verliebt sich in den jungen Schriftsteller Olof. Aber es gibt ein Problem: Karin ist mit Sven verheiratet, einem stürmischen, hochrangigen Schriftsteller mit einer grausamen Ader. Wagt sie es, ihren Mann zu verlassen und ein neues Leben zu beginnen? Es ist der Beginn einer großen Liebe, die im Sommer des Jahres 1932 ihren Anfang nimmt. 68 Jahre später fragt sich Karins Enkel Alex, ebenfalls Autor und dreifacher Vater, warum er eine so tiefe Wut in sich trägt? Eine Wut, die seinen Kindern Angst macht und eine Kluft zwischen ihm und seiner Frau schafft. Auf der Suche nach Antworten stößt er auf die Geschichte zweier unglücklich Liebender, die zeigt, wie Leidenschaft, Eifersucht und Wut über Generationen hinweg und nach Jahrzehnten noch immer wirkmächtig sein können.
Ian McEwan "Lektionen"
Roland Baines, seit kurzem alleinerziehender Vater, schlägt sich als Barpianist, Tennisspieler und Werbetexter durch. Es ist das Jahr 1986, Roland ist gerade von seiner Frau Alissa verlassen worden und in den Nachrichten wird der Super-GAU von Tschernobyl vermeldet. Nun sitzt er mit seinem sieben Monate alten Söhnchen Lawrence in London, bekommt es mit der Angst zu tun und beginnt über sein bisheriges Leben und seine Herkunft nachzudenken: Als Sohn eines Armeeoffiziers wird er mit elf Jahren ins Internat geschickt. Dort hat er eine Begegnung, die tiefe Wunden hinterlassen wird. Und die Erinnerung an eine Liebe, die niemals verblasst. Als junger Mann lässt er sich durchs Leben treiben, hat vielfältige Talente, wenig Ambitionen und zahllose Affären. Erst mit Alissa scheint alles anders zu werden. Von der Kindheit bis ins hohe Alter, von der Suez- über die Kubakrise, vom Fall der Berliner Mauer bis zu Pandemie und Klimawandel, erzählt der Roman von den Höhen und Tiefen eines ganzen Menschenlebens.