Der Büchner-Preis? Frühestens in zehn Jahren hätte er wieder mit einer Auszeichnung gerechnet, bekennt Marcel Beyer im Deutschlandradio Kultur. Im Gespräch erklärt er, warum für ihn der Klang der Sprache so wichtig ist - und dass er sich Georg Büchner verwandt fühlt.
Marcel Beyer erhält Georg-Büchner-Preis
Der Schriftsteller Marcel Beyer erhält den Georg-Büchner-Preis 2016. Der Preis gilt als wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland. Seine Texte seien "kühn und zart, erkenntnisreich und unbestechlich", hieß es in der Begründung der Jury.
Der deutsche Autor Marcel Beyer kann sich in diesem Jahr über den mit 50.000 Euro dotierten Georg-Büchner-Preis freuen.
In der Begründung der Jury heißt es: Der seit 1996 in Dresden lebende Autor beherrsche "das epische Panorama ebenso wie die poetische Mikroskopie. Ob Gedicht oder Roman, zeitdiagnostischer Essay oder Opernlibretto, für Marcel Beyer ist Sprache immer auch Erkundung. Seine Texte sind kühn und zart, erkenntnisreich und unbestechlich."
Unser Literaturkritiker Helmut Böttiger zeigt sich glücklich über diese Wahl:
"Na verdammt, endlich mal eine richtig gute Entscheidung!"
Böttiger begeistert sich vor allem für Beyers Kunst, deutsche Vergangenheit mit der Gegenwart zu verbinden:
"Was er unternimmt, ist vor allem, die Schichten der Geschichte freizulegen."
Das sei das Ausschlaggebende:
"Er thematisiert als einer der wenigen Autoren der Gegenwart wirklich auch die Geschichte, die politische Situation, den gesellschaftlichen Hintergrund - und er tut das aber mit dem ganzen Arsenal, das die Popliteratur auch zur Verfügung gestellt hat bzw. die Popmusik als Ausdruck eines Lebensgefühls, als Ausdruck auch einer Entbundenheit."
Auch als Lyriker bekannt
Als Romanautor debütierte Marcel Beyer 1991 mit dem Buch "Menschenfleisch". Im Jahr 1995 machte ihn sein Roman "Flughunde" über die Instrumentalisierung der Sprache durch die Propaganda im Zweiten Weltkrieg einer breiten Öffentlichkeit und auch international bekannt. Der 50-Jährige schreibt auch Lyrik und veröffentlichte 2014 seinen Gedichtband "Graphit" - eine über zwölf Jahre angewachsene Gedichtsammlung.
Marcel Beyer wurde bereits vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Uwe-Johnson-Preis, dem Kleist-Preis sowie zuletzt mit dem Düsseldorfer Literaturpreis.
Marcel Beyer und die Popkultur - In "Kompressor" fragt Max Oppel den Journalisten Tobias Lehmkuhl, welchen popkulturellen Bezug der Büchner-Preisträger hat.
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