Brauchen wir einen deutschen Erotik-Bestseller?
Der Roman "Salz auf unserer Haut" der gerade verstorbenen Schriftstellerin Benoite Groult wurde zum Bestseller, ebenso "Fifty Shades of Grey" von E.L. James. Warum gibt es nichts Vergleichbares aus Deutschland?
Als pornografisches Skandalbuch galt Benoite Groults Roman "Salz auf unserer Haut" bei seinem Erscheinen 1988. Aus heutiger Sicht erscheint die Liebesgeschichte zwischen einer Pariser Intellektuellen und einem bretonischen Fischer wie ein Vorläufer für aktuelle Frauen-Erotik-Bücher wie "Fifty Shades of Grey" von E. L. James. Der Name ist das Pseudonym der britischen Schriftstellerin Erika Leonard.
"Salz auf unserer Haut" sei vor allem deshalb in Frankreich in den 80er-Jahren eingeschlagen, weil eine Frau über Erotik schrieb – eine Domäne, die bis dahin Männern vorbehalten war, so Jürgen Ritte.
In Frankreich gäbe es eine lange Tradition erotischer Literatur – von Marquis de Sade bis hin zu zahlreichen neueren, pornografischen Romanen von Autorinnen wie Catherinne Milet oder Virginie Despentes, so der Literaturwissenschaftler, der derzeit als Professor an der Pariser Sorbonne lehrt. Warum gibt es solche Literatur kaum aus deutscher Feder?
Jürgen Ritte: "Das ist ein großes Rätsel. Es hat wahrscheinlich mit der religiösen Konfiguration in Deutschland zu tun. Ich glaube, der etwas regidere Protestantismus hat da in Deutschland einige Kahlschläge verursacht. Denn es war nicht immer so. Wir brauchen zum Beispiel nur Goethes 'Venezianische Epigramme' zu lesen."