"Die Vielstimmigkeit der Welt abbilden"
Mit Swetlana Alexijewitsch bekommt eine streitbare Journalistin und Schriftstellerin den diesjährigen Nobelpreis für Literatur. Die Weißrussin habe die Auszeichnung voll und ganz verdient, meint Literaturredakteurin Barbara Wahlster.
Die weißrussische Journalistin und Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch gilt als Meisterin der literarischen Reportage und Collage. Unsere Literaturredakteurin Barbara Wahlster wertet die Auszeichnung der 1948 in der Westukraine geborenen Alexijewitsch "vor allem als politische Entscheidung, mehr vielleicht als eine ästhetische". Denn in Weißrussland stehen die Wahlen vor der Tür, und die streitbare Autorin wird nicht müde, trotz Überwachung und anderer Repressalien, auf Korruption und schmutzige Affären in ihrer Heimat aufmerksam zu machen. Nach längerer Zeit in Paris, Stockholm und Berlin lebt sie seit 2011 wieder in Minsk.
Kunstvolle Text-Collagen
Die Autorin habe die Auszeichnung voll und ganz verdient, sagte Barbara Wahlster weiter und führte glänzend geschriebene Werke wie "Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft" oder ihr letztes Buch "Secondhand-Zeit. Leben auf den Trümmern des Sozialismus" als Beispiele an.
In all ihren Büchern gehe es Swetlana Alexijewitsch darum, "die Vielstimmigkeit der Welt abzubilden". Sehr früh schon habe sie mit Reportagen experimentiert, "um dem Leben möglichst nahe zu kommen. Und was sie gefunden hat – ihre Methode – ist, Stimmen zu collagieren, in der Wucht und in der Wahrheit darzustellen, was man sonst normalerweise nicht hört. Auch in der Widersprüchlichkeit. Das ist wie ein großer Chor, ein vielstimmiger Chor."