Ich ringe wie die Droste um jedes Wort
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Wie nähert man sich einer Dichterin aus dem 19. Jahrhundert? Über Annette von Droste-Hülshoff, die Recherche, das Schreiben sowie die Bedingungen weiblichen Schreibens unterhalten sich Zsuzsa Bánk und Karen Duve mit dem Droste-Forscher Jochen Grywatsch.
In "Fräulein Nettes kurzer Sommer" stellt Karen Duve die Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff (1797 - 1848) als eine Frau vor, die sich unerschrocken in Männergespräche einmischte, deren Schreiben aber von ihrem Umfeld nicht ernst genommen wurde.
In dem Briefroman "Schlafen werden wir später" von Zsuzsa Bánk ringt die Lehrerin Johanna für ihre Doktorarbeit mit dem Werk der Droste.
Und in Münster befasst sich die Literaturkommission für Westfalen aus wissenschaftlicher Perspektive mit ihren Texten. Von dort ist der Droste-Forscher Jochen Grywatsch angereist.
"Sie wollte was ganz Anderes"
Sowohl Karen Duve als auch Zsuzsa Bánk erzählen, dass sie eher zufällig auf die Dichterin gestoßen sind. Beide entdeckten nicht nur ihre Texte, sondern auch die Droste als Frau, deren literarische Ambitionen in der Familie wenig Wohlgefallen hervorriefen und mit Missgunst und Bösartigkeit quittiert wurden.
Der Literaturwissenschaftler Jochen Grywatsch formuliert es so:
"Das ambitionierte literarische Schreiben war eben absolut keine Selbstverständlichkeit. Und gerade im Adel hatte man sehr starke Vorbehalte. Es gehörte zum guten Ton, so ein paar schöne Verse zum Geburtstag des Großonkels zu machen. Das hat die Droste auch getan, aber eben mit Widerwillen. Sie wollte was ganz Anderes, und das hat sie sehr früh bereits deutlich gemacht."
Das Gespräch haben wir am 20. Februar 2019 im Literaturhaus Berlin aufgezeichnet.