Literatur

Vor dem Schreiben kommt das Privatstudium

Der Schriftsteller Marcel Beyer bei einer Autorenlesung in Koblenz (Archiv).
© picture alliance / dpa / Thomas Frey
Bekannt geworden ist Marcel Beyer mit Werken wie "Flughunde" und "Erdkunde". Für seine Geschichten zur deutschen Geschichte ist er jetzt mit dem 20.000 Euro dotierten Kleist-Preis ausgezeichnet worden. Im Interview gibt er Einblicke in seinen Schreibprozess.
Der neue Kleist-Preisträger Marcel Beyer bleibt trotz der Ehrung bescheiden. Im Deutschlandradio Kultur sagte Beyer, er müsse wegen der Profession seiner Protagonisten vor dem Schreiben von Romanen immer eine Art Privatstudium betreiben. Vor dem Verfassen von "Kaltenburg" habe er beispielsweise beschlossen, die Hauptfigur müsse Ornithologe sein – aber keine Ahnung gehabt, was er sich damit aufhalse.
Es gebe aber auch gewisse Tricks, die man als Schriftsteller kenne, sagte Beyer – "man kann den Eindruck erwecken, die Figur verfüge über alles Wissen, das man haben muss als Ornithologe, während man als Autor überhaupt nicht darüber verfügt." Das sei fast "Schaumschlägerei", gestand Beyer. Er nehme immer nur kleine Ausschnitte zur Kenntnis und beiße sich an Details fest – "und der große Überblick fehlt mir eigentlich immer".
Zu Kleist sagte Beyer, diesen habe er erstmals in der Schule und dann immer wieder gelesen. Von Kleist könne man lernen, "wie man Sätze macht". Er staune darüber, dass man Kleist-Sätze bis heute lesen könne, wohingegen man mit 40 Jahre alten Romanen Probleme habe. Kleist widme sich der deutschen Sprache und Grammatik bedingungslos, lobte Beyer.
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