Die Trüffelschweine der Buchbranche
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Ein sicherer Instinkt für aussichtsreiche Manuskripte macht den Erfolg von Literaturagenten aus. Matthias Landwehr ist gut im Geschäft, aber es gab bei ihm nicht nur Volltreffer in der Einschätzung von Autoren.
In Deutschland kommen jedes Jahr 70.000 bis 90.000 neue Bücher auf den Markt. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Literaturagenten, die Trüffelschweine der Branche. Sie sind für die Autoren neben den Lektoren in den Verlagen der wichtigste Weg zur Veröffentlichung.
Matthias Landwehr ist einer der erfolgreichsten Literaturagenten, der Bestsellerautoren wie Eva Menasse oder Florian Illies vertreten hat. Seine Sorge sind weniger enttäuschte Autoren, deren Manuskripte er abgelehnt hat, als der Gedanke, er könne einen Text falsch einschätzen, der unerwartet zum Bestseller wird. Bei dem Buch des Wissenschaftsjournalisten Bas Kast "Der Ernährungskompass" habe er sich beispielsweise geirrt: "Ich habe ihm die ganze Zeit gesagt, das interessiert doch keinen, da steht schon alles drin, was wir bisher schon wissen." Aber das Buch stehe nun schon seit mehr als einem Jahr auf der Bestsellerliste.
Die Entdeckung von Florian Illies
Seine Agentur nehme keine unverlangt eingesandten Manuskripte an, sondern mache sich selbst auf die Suche oder Autoren kämen über Empfehlung. So habe er ganz am Anfang seiner Karriere auch den Autor Florian Illies entdeckt, weil er immer gerne die Fernsehkritiken der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gelesen habe. Dabei sei ihm ein witziger, geistreicher Autor aufgefallen und bei der Recherche sei er auf einen studentischen Mitarbeiter aus Bonn gestoßen. "Der hat im Wohnheim gewohnt und hatte überhaupt keinen Fernseher und musste deswegen immer zu seiner Freundin", erinnert sich Landwehr an den Anfang der Zusammenarbeit mit dem späteren Erfolgsautor Florian Illies.
Damals lud er ihn nach Berlin ein und gemeinsam habe man das Buch "Generation Golf", das im Jahr 2000 zum Bestseller wurde. Später handelte der Agent für ein Illies-Buch den damaligen Rekordvorschuss von 500.000 Euro aus. Bei erfolgreichen Büchern sei das heute nicht ungewöhnlich, sagte Landwehr, aber im Normalfall lägen die Autorenhonorare sehr weit darunter.
(gem)