Elisabeth Ruge, geboren 1960, ist Literaturagentin in Berlin. Nach Jahren als Lektorin und Verlegerin kehrte sie 2014 der Berliner Dependance des Hanser Verlages den Rücken und gründete ihre eigene Literaturagentur. Ruge vertritt zahlreiche renommierte Schriftstellerinnen und Schriftsteller und hat unter anderem den Literatur-Nobelpreis für die belarussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch mitgewonnen, die sie ins Deutsche übersetzen ließ.
Ein Weiter so wird es nach der Pandemie nicht geben
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Mit der Buchmesse ist der Branche in diesem Jahr ein wichtiger Schauplatz verloren gegangen. Aber die großen Verlage sparten so viel Geld, sagt Elisabeth Ruge. Das könnte deren Finanzchefs gefallen - auch über die Coronazeit hinaus.
Glamour war gestern: Vor karger Kulisse wurde am Montagabend im Kaisersaal des Frankfurter Römers der Deutsche Buchpreis verliehen. Ein Vorgeschmack auf das, was in den nächsten Tagen kommen wird - bei der gänzlich publikumsfreien Frankfurter Buchmesse.
"Ich finde, die Frankfurter Messe und alle Beteiligten haben das Beste daraus gemacht", sagt die Verlegerin und Literaturagentin Elisabeth Ruge über die Buchpreisverleihung. Und dennoch: Eine Veranstaltung wie die am Dienstagabend sei trotz aller Bemühungen "schon steril".
Ruge bedauert, dass die Frankfurter Buchmesse in diesem Jahr nicht wie gewohnt stattfinden kann. "Einfach dieses Zusammenkommen von Leuten, die Bücher machen, zum Teil seit Jahren, Jahrzehnten, die sich kennen, über Literatur austauschen. Dieses Lebendige, das unsere Branche ausmacht, eine Branche, in der im Vergleich zu anderen nicht so viel Geld unterwegs ist, aber viel Geist und Geselligkeit. Ein unglaubliches Geschnatter! Das geht mir ab."
Die Verlegerin befürchtet darüber hinaus, dass es auch nach dem Ende der Pandemie kein Zurück geben wird zu der Frankfurter Buchmesse, wie wir sie kannten. "Denn für viele der ganz großen Häuser und Konzerne ist das eine riesige Einsparung gewesen", sagt sie. "Und ich sehe nicht, dass die CFOs sagen, sobald es von der Pandemie her wieder besser funktionieren kann, dass man dann auf hundert hochschiebt." Denn unter anderem durch die Digitalisierung sei die Branche bereits jetzt "zumindest nicht hochstabil".
Insofern täte die Frankfurter Buchmesse ihrer Ansicht nach gut daran, sich bereits jetzt Gedanken darüber zu machen, wie man die Messe verändern könnte: "Ich glaube, einfach darauf zu setzen, dass es so weitergehen wird, wäre ein Fehler", so Ruge. Zumal es auch andere wichtige Lizenzmessen gebe – "ich denke da an Turin, Paris" – die mit einem wirkungsvollen Konzept Frankfurt Konkurrenz machen könnten.
(uko)
Die ganze Sendung "Der Tag mit Elisabeth Ruge" hier zum Nachhören: