Tex Rubinowitz erhält Bachmann-Preis
Es brauchte vier Wahlgänge, dann stand das Ergebnis fest: Der Ingeborg-Bachmann-Preis geht 2014 an den Schriftsteller und Cartoonisten Tex Rubinowitz für seinen Text "Wir waren niemals hier". Die Jury lobte das Werk als "wilde, schöne und sehr seltene Liebesgeschichte".
Die Jurorin Daniela Strigl hatte Tex Rubinowitz dazu ermuntert, einen Beitrag für den Literaturwettbewerb in Klagenfurt zu schreiben - und es wurde ein sehr persönliche Geschichte. "Das ist ja auch alles ein bisschen biografisch und nicht nur ein bisschen", sagte Tex Rubinowitz im Deutschlandradio Kultur. "Das ist so eine Last oder ein Knoten in mir, den ich schon die ganze Zeit mit mir rumschleppe und der nicht aufgeht. Und dann habe ich mir gedacht, jetzt schreibe ich das mal runter, mal gucken, ob der Knoten aufgeht." Daniela Strigl überzeugte das Skript - und lud ihn ein nach Klagenfurt.
Die Erzählung von Tex Rubinowitz, 1961 geboren in Hannover, heute in Wien lebend, spielt in den 80er-Jahren und beschreibt die Beziehung zwischen einem Studenten in Wien und seiner ersten Freundin - ein Spätzünder -, einer Litauerin. Rubinowitz nennt Bands, Songs, Filme, viel Kontextualisierung und Erinnerung findet statt. Doch der Autor glaubt an die Zeitlosigkeit seiner Zeilen. "Ich glaube, dass auch jemand, der jünger ist, das verstehen kann. Er muss das jetzt nicht rausgoogeln, wie klingt dieses Lied jetzt, wie ist dieser Film, man kann damit auch assoziieren, worum's da eigentlich geht. Man kann das auf zweierlei Seiten lesen: Man kann das als historische Geschichte lesen, wie war das damals Mitte der 80er-Jahre. Man kann das aber auch als Platzhalter lesen, das steht für etwas."
"Meine Witze sind nicht wirklich witzig"
Entstanden ist ein witzig-lakonischer Autorentext, doch Tex Rubinowitz interessieren vor allem die Brüche, die ein Idyll ins Wanken bringen. "Meine Witze sind nicht wirklich witzig. (…) Am Anfang haben sie gelacht, und zum Schluss ist es immer weniger geworden und da haben sie gemerkt: das ist ja gar nicht so lustig, das ist eigentlich ganz grausam. Der schlägt ja diese Frau, und es ist ganz eigenartig, und dann verschwindet die. Die kann nichts essen, die leckt an Batterien, das ist alles ganz unheimlich." Dieses Unheimliche fasziniere ihn.
Der mit 25.000 Euro dotierte Preis ist nach der österreichischen Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) benannt und gilt als eine der renommiertesten Literaturauszeichnungen im deutschsprachigen Raum. Neben dem Träger des Hauptpreises gab es weitere Gewinner: Der in Bern lebende Autor Michael Fehr erhielt den Kelag-Preis und der in Sri Lanka geborene Senthuran Varatharajah den 3sat-Preis. Den Ernst-Willner-Preis bekam die in Berlin lebende Autorin Katharina Gericke. Der Publikumspreis ging an Gertraud Klemm aus Wien.
cwu