"So harte Arbeit wie eine Geburt"
Die renommierte norwegische Schauspielerin Liv Ullmann - bekannt aus "Szenen einer Ehe" von Ingmar Bergman - kam durch Zufall zum Regieführen. Im Interview erzählt sie von den Freuden und Schwierigkeiten hinter der Kamera. Und von ihrem neuesten Film "Fräulein Julie" - der wohl ihr letzter sein wird.
Anfang Dezember 2014 in Riga. Seit fast einem Jahr tourt Liv Ullmann mit ihrem neuen Film "Fräulein Julie" durch die Welt. Auch in die lettische Hauptstadt hat sie das Werk persönlich begleitet. Liv Ullmann verlegte Strindbergs Stück nach Irland und mit dem Iren Colin Farrell und der Amerikanerin Jessica Chastain konnte sie zwei der populärsten Hollywoodstars gewinnen. Man spürt in ihrem Film, dass sie gut mit Schauspielern arbeiten kann. Zur Regie kam sie vor über 20 Jahren eher zufällig.
"Ich hatte niemals darüber nachgedacht, bevor man mich fragte, ob ich auch Regie führen wolle. Aber nach meiner ersten Arbeit als Filmemacherin war ich wirklich glücklich. Ich glaube, wenn Schauspieler auch über das Talent verfügen, Regie zu führen, dann sind sie die besten Regisseure. Sie wissen ganz genau, was sie einem Schauspieler NICHT sagen müssen.
"Ich hatte niemals darüber nachgedacht, bevor man mich fragte, ob ich auch Regie führen wolle. Aber nach meiner ersten Arbeit als Filmemacherin war ich wirklich glücklich. Ich glaube, wenn Schauspieler auch über das Talent verfügen, Regie zu führen, dann sind sie die besten Regisseure. Sie wissen ganz genau, was sie einem Schauspieler NICHT sagen müssen.
Denn das Schlimmste ist, wenn Regisseure zu dir kommen, und dir alles erklären: warum du so spielen sollst, wo deine Figur herkommt. Die besten Filmemacher vertrauen den Schauspielern und lassen sie etwas anbieten. Ich führe gerne Regie, im Theater werde ich das auch weiterhin tun, aber ich glaube nicht, dass ich noch einmal einen Spielfilm machen werde."
Ullmann: Keine weiteren Kinofilme mehr drehen
Beim Interview einen Tag nach der Premiere in Riga ist Liv Ullmann etwas wehmütig. Sie meint sogar, es sei das vermutlich letzte Interview, dass sie zu "Fräulein Julie" geben wird. Sie möchte keine Kinofilme mehr drehen, denn diese Adaption hat sie viel Kraft und drei Jahre ihres Lebens gekostet. Als Filmemacherin genießt sie vor allem das Schreiben des Drehbuchs, wenn sie ganz alleine ist und ihr niemand rein redet. Dann hat die Regisseurin selber noch alles in der Hand. Spätestens wenn der Film dann in die Produktion und die Postproduktion geht, gibt sie auch Ängste zu. Außerdem habe sich die Filmbranche auch verändert.
"Wissen Sie, ich musste so darum kämpfen, diesen Film noch auf Zelluloid drehen zu dürfen. Ich hatte keine Lust auf dieses Digitale, obwohl meine Produzenten versuchten, mich davon zu überzeugen. Und nun höre ich, dass man Filmkritikern billig gemachte DVD’s in die Hände gibt. Aber das geht doch nicht! Dieser Film gehört auf die große Leinwand. Es ist wirklich so harte Arbeit, wie eine Geburt. Und dann muss ich den Film auch noch in Interviews erklären. Dazu verspüre ich keine Lust, denn der Film sollte doch für sich selbst stehen."
Erinnerungen an Ingmar Bergmann
Eigentlich mochte Liv Ullmann August Strindbergs Stücke nicht sonderlich und hatte auch selber im Theater nie "Fräulein Julie" gespielt. Aber dann inszenierte sie "Endstation Sehnsucht" von Tennessee Williams mit Cate Blanchet in der Hauptrolle. Bei der Recherche für ihre Theaterarbeit fand sie heraus, wie sehr Tennesse Williams Strindberg schätzte. Das führte dann bei Liv Ullmann zu einem Umdenken. Sie hat sich dann ausführlich mit der Rolle der "femme fatale" in der Literatur, im Theater und Film beschäftigt. Und dann fallen ihr ihre eigenen Rollen ein. Wir sprechen über Ingmar Bergman und sie erzählt eine schöne Anekdote aus ihrer Zeit mit ihm und der Entstehung des Films "Schande", der ihr jetzt im Baltikum wieder einfällt.
"Zwischen 1965 und 1970 lebten Ingmar und ich auf dieser Insel mitten in der Ostsee zusammen. Und manchmal lagen wir zusammen im Bett und konnten das Meer sehen und die Wellen hören. Dann sahen wir in der Ferne Lichter und fragten uns: 'Sind das vielleicht Flüchtlinge? Was passiert den Menschen dort unter der sowjetischen Besatzung? Wir wissen ja nichts über sie.'
Ganz ehrlich habe ich, bevor ich nach Riga kam, niemals vorher darüber nachgedacht. Aber nun, da ich hier bin und mehr über die Geschichte des Baltikums erfahre, fällt es mir wieder ein. Und vielleicht hat sich Ingmar damals ja wirklich von unseren Erlebnissen dazu inspirieren lassen, seinen Film 'Schande' zu drehen.
Zum Abschied als das Aufnahmegerät nicht mehr läuft, sagt sie noch. Ingmar Bergman habe sie anders besetzt, als sie sich selbst sah. "Dabei bin ich gar nicht so düster", meint sie lächelnd. Wohl genau deshalb ist ihr Lieblingsfilm, den sie mit Bergman drehte: "Szenen einer Ehe". Da konnte sie endlich einmal eine ganz normale Frau verkörpern.
Zum Abschied als das Aufnahmegerät nicht mehr läuft, sagt sie noch. Ingmar Bergman habe sie anders besetzt, als sie sich selbst sah. "Dabei bin ich gar nicht so düster", meint sie lächelnd. Wohl genau deshalb ist ihr Lieblingsfilm, den sie mit Bergman drehte: "Szenen einer Ehe". Da konnte sie endlich einmal eine ganz normale Frau verkörpern.