Elizaveta Birjukova, Flöte
Christoph Ritter, Klavier
Mendelssohn Kammerorchester Leipzig
Leitung: Gunnar Harms
Vom Bauhaus inspirierte Musik
Passender kann die bauliche Umgebung nicht sein: Das Stadtbad Chemnitz eignet sich hervorragend für ein Konzert zum Bauhaus-Jubiläum. Das Mendelssohn Kammerorchester Leipzig spielt konstruktive Musik in der westsächsischen Stadt der Moderne.
Wie klang das Bauhaus? Diese Frage stellt das diesjährige Sächsische Mozartfest in einigen seiner Veranstaltungen: Musik und Performing Arts standen nicht unbedingt im Fokus dieser Kunstschule. Doch es gibt einige Komponisten, die im Umfeld wirkten oder die sich von den zum Teil gestrengen Lehren der Bauhäusler inspirieren ließen. Nicht zuletzt wirkte das Bauhaus aus Weimar-Dessau-Berlin auch transatlantisch. Der live aus dem Stadtbad Chemnitz übertragene Konzertabend der Reihe "Kontraste - 100 Jahre Bauhaus" wird vom Mendelssohn Kammerorchester Leipzig gestaltet.
Unkonventionell konstruktive Musik
Paul Hindemith und Erwin Schulhoff prägten mit ihrer unkonventionell konstruktiven Musik die 1920-Jahre im deutschsprachigen Raum. Schulhoff war sogar kurze Zeit Dadaist und stellte die Strukturen der "normalen" Musik vollkommen in Frage. Erstaunlich gewöhnlich klingt da sein mitreißendes Doppelkonzert für Flöte, Klavier und Kammerorchester von 1927.
Aus derselben Zeit stammt eine Sammlung von "Musik für Liebhaber und Musikfreunde" von Paul Hindemith. Musik und Künste von den überhöhten Ansprüchen der Spätromantik und von der transzendentalen Verblendung des Wagnerianismus zu erlösen, das waren Ziele vieler Komponisten aus den Jahren der Bauhaus-Zeit.
Dissonanter Kontrapunkt
Einen kühl-sachlichen Konstruktivismus betrieben die amerikanischen Schönberg-Schüler Henry Cowell und auch der Muster-Avantgardist John Cage in seiner frühen Zeit. Zum Teil pflegten sie den "dissonanten" Kontrapunkt, der möglichst viele Dissonanzen erzielen sollte. Ihre Musik-gewordenen Ansichten dürften ebenso direkt und sinnlich mit den eigentlich "konsonanten" schönen Formen des Chemnitzer Stadtbades korrespondieren wie die Klänge der Werke Hindemiths und Schulhoffs.
Konzertbühne auf dem Wasser
Nicht zuletzt wirkt das Bauhaus bis in unsere Gegenwart – weniger als Modebegriff, sondern als Inspiration für Neue Musik. Deshalb hat das Mendelssohn Kammerorchester beim Leipziger Komponisten Franz Martin Olbrisch ein Werk in Auftrag gegeben.
Das erlebt jetzt im Chemitzer Stadtbad seine Uraufführung. Elf Episoden hat Olbrisch geschrieben für Flöten, Keyboard, Klavier und Live-Elektronik. Wie alle anderen Stücke des Abends erklingt auch diese Musik über dem prall mit Wasser gefüllten Schwimmbecken. Das Publikum sitzt auf den oberen Umgängen der großen Schwimmhalle, auf einem großen Podest über dem Becken spielen die Musikerinnen und Musiker die konstruktive Musik, Kontraste und Gleichklänge.
In der Pause spricht Volker Michael mit dem Leiter des Sächsischen Mozartfestes Franz Wagner-Streuber und dem Pianisten des Abends Christoph Ritter:
Live vom Sächsischen Mozartfest aus dem Stadtbad Chemnitz
Kontraste - 100 Jahre Bauhaus
Paul Hindemith
Fünf Stücke für Streichorchester op. 44 Nr. 4
Fünf Stücke für Streichorchester op. 44 Nr. 4
Franz Martin Olbrisch
Elf Episoden für Flöte, Tasteninstrument und Live-Elektronik (Uraufführung)
Elf Episoden für Flöte, Tasteninstrument und Live-Elektronik (Uraufführung)
Henry Cowell
Ensemble (revised Version for String Quintet and Thundersticks)
Ensemble (revised Version for String Quintet and Thundersticks)
John Cage
Solo with Obbligato Accompaniment of Two Voices in Canon, and Six Short Inventions on the Subjects of the Solo
Solo with Obbligato Accompaniment of Two Voices in Canon, and Six Short Inventions on the Subjects of the Solo
Erwin Schulhoff
Concerto doppio für Flöte, Klavier, zwei Hörner und Streichorchester op. 63
Concerto doppio für Flöte, Klavier, zwei Hörner und Streichorchester op. 63