Live aus Penzing

Vor den Toren von Landsberg am Lech liegt mit – bei gutem Wetter – Blick auf das Karwendelgebirge der oberbayerische Fliegerhorst Penzing. Die 1500 Frauen und Männer des LTG 61, des Lufttransportgeschwaders 61, tun hier auf dem 272 Hektar großen Areal ihren Dienst, davon 1100 Soldaten, darunter 50 Frauen. Penzing ist eines von drei Transportgeschwadern der deutschen Luftwaffe, das Südlichste neben Wunstdorf bei Hannover und Hohn in Schleswig-Holstein.
Der wegen seiner humanitären Einsätze in aller Welt bekannte Standort Penzing hat aufgrund des Sitzes seiner Rettungshubschrauber und Transportmaschinen in der Bevölkerung einen guten Ruf. Wann immer die Bergwacht in den Alpen Hilfe aus der Luft braucht, starten beim LTG speziell ausgerüstete leichte Transporthubschrauber vom Typ Bell UH-1D. Und wo immer nach einer Katastrophe, etwa einem Erdbeben, Hilfsgüter benötigt werden, stehen in Penzing neben den 23 Hubschraubern 27 Transportflugzeuge vom Typ Transall C - 160 bereit, um in kürzester Zeit beladen und auf die Reise geschickt zu werden. Der älteste fliegende Einsatzverband der Bundeswehr fliegt heute vorwiegend militärische Einsätze, unter anderem regelmäßig ins Kosovo und nach Afghanistan. Dorthin werden Güter für die militärischen Standorte, Bekleidung und Verpflegung gebracht, sowie Personentransporte durchgeführt. Die LTG 61 war stets an allen wesentlichen und internationalen Einsätzen der Bundeswehr beteiligt, flog auch 1992 humanitäre Hilfseinsätze im Auftrag der Vereinten Nationen in Somalia und dem ehemaligen Jugoslawien und half 1994 notleidenden Flüchtlingen in Ruanda.

Das Lufttransportgeschwader absolvierte seit seiner Gründung rund 690.000 Flugstunden, allein auf die Transall entfallen 295.000 Flugstunden. Derzeit sind einige Transall in Mazar-e-Sharif in Afghanistan und einige Hubschrauber in Toplicane im Kosovo stationiert.

Seinen Geburtstag feierte das Geschwader LTG 61 am 24. August 1957 in Erding. Die "Indienststellung" als erstes operatives Geschwader der neuen Bundesluftwaffe nahm der damalige Bundesverteidigungsminister Franz-Joseph Strauß vor. Doch schon nach nur einjährigem Bestehen erfolgte der Umzug nach Neubiberg am Südrand Münchens. Dort konnte es längere Zeit bleiben, bis auf einmal der Platz zu klein wurde. Darum zog man 1971 zum dritten und wohl auch letzten Mal um, nach Penzing, wo man 2007 das 50jährige Jubiläum feierte.

Doch das Ende naht: sowohl für die Transall als auch für ihre wichtigste deutsche Drehscheibe, den Standort Penzing. Das LTG 61 soll aufgelöst werden, so hat das Bundesverteidigungsministerium entschieden, im Zuge der Einführung neuer Waffensysteme, wie es heißt. Geplanter Zeitpunkt: Ende 2016. Und die in die Jahre gekommene, aber als äußerst sicher geltende Transall wird durch die Indienststellung des neuen Waffensystems Airbus A 400 M ersetzt. Der Hubschrauber Bell UH-1D durch den NH 90. Viele Betroffene sind damit nicht einverstanden, auch wenn nach sozialverträglichen Lösungen für die Beschäftigen gesucht werden soll.

Link:
Tagebucheintrag Penzing
www.luftwaffe.de