Das junge deutsche Kino provoziert wieder
Zum 36. Filmfest in München kommen zwar auch internationale Stars wie Emma Thomson oder Terry Gilliam, aber im Fokus sind neue Strömungen des deutschen Kinos. In seiner 200. Ausgabe sendet unser Filmmagazin Vollbild live aus München.
Das Filmfest München ist sicherlich das lässigste unter den deutschen Filmfestivals. Dabei stehen zum einen die Highlights der bisherigen internationalen Festivalsaison im Fokus des Festivals. Modernes und aufregendes Weltkino mit bekannten Autorenfilmern und noch unbekannten Talenten. Auf der anderen Seite hat sich das Filmfest zum Barometer des deutschen Kinos entwickelt. In unserem Filmmagazin "Vollbild" gehen wir der Frage nach welche Themen die deutschen Filmemacher interessiert und wie sie sie inszenieren.
Konkurrenz für die Berlinale?
Vorab geriet das Filmfest allerdings mitten in den bayerischen Wahlkampf. Ministerpräsident Markus Söder hat seine Pläne vorgestellt, das Filmfest zukunftsfähig zu machen und es als Medienfestival als Konkurrenz zur Berlinale aufzustellen. Der Ministerpräsident erzählt uns welchen Stellenwert das Kino für ihn hat und was er sich unter einem Heimatfilm vorstellt. Bayern-Korrespondent Tobias Krone ordnet die Filmpolitik der CSU ein und verrät uns, was davon ernstgemeinte Standortpolitik ist und was reine Wahlkampfslogans.
Der Dreigroschen-Prozess
Eröffnet wurde das Filmfest mit der Weltpremiere des Spielfilmdebütanten Joachim A. Lang. Der ausgewiesene Brecht-Experte und Mitbegründer des Brechtfestivals in Augsburg hat mit "Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm" eine Episode aus dem Leben des Theaterrevolutionärs verfilmt. Im Interview erzählt er, warum Brecht bis heute einen großen Einfluss auf das deutsche Kino und Theater hat.
Deutsches Kino: Eine Provokation?
Christoph Gröner ist der Kurator der Reihe "Neues deutsches Kino". In 16 Weltpremieren präsentiert er die interessantesten Strömung der deutschen Kinolandschaft. Im Gespräch erzählt er welche Themen dieses Jahr besonders präsent sind und wieso seiner Meinung nach das deutsche gerad sehr gerne provoziert.
Das Leben ist eine Party mit bösem Erwachen
Und dann heißt es in Vollbild "Vorhang auf für die Filmemacher":
Jakob Lass, der Improvisationsmeister unter den Regisseuren, hat den Roman "So Was Von Da" verfilmt. Ein Film über das Clubsterben in den deutschen Städten und ein Leben im Dauerrausch.
Damian John Harper ist ein Regie-Ethnologe. Sein Spielfilm "In the Middle of the River" spielt in Amerika und ist eine harte Hillbilly-Ballade über die Vergessenen und Ausgestoßenen der Gesellschaft.
Eva Trobisch wird in München für ihren erstaunlich persönlichen Spielfilm "Alles ist gut" gefeiert. Darin schildert sie eine Vergewaltigung, die vielleicht keine war. Zweifel und Grenzüberschreitung erreichen eine erstaunliche Aktualität. Der deutsche Beitrag zur #MeToo-Debatte
Phillipp Eicholtz ist ein Workaholic. Erst im Februar feierte sein Spielfilm "Rückenwind von vorn" seine Weltpremiere auf der Berlinale. In München zeigt er "Kim hat einen Penis". Eine Beziehungskomödie und Gendersatire über die Entscheidungsfaulheit der Millennials.