"Ein starker Jahrgang"
Der Max-Ophüls-Preis ist das wichtigste Festival für den jungen deutschsprachigen Film. Dieses Jahr waren die Beiträge besonders sehenswert, meint der künstlerische Leiter Oliver Baumgarten. Wir berichten live aus Saarbrücken und sprechen mit Baumgarten und jungen Regisseuren.
Es sei ein starker Jahrgang, der sich bei dem 37. Max-Ophüls-Preis präsentiere, meint Oliver Baumgarten. Mit ihm sprechen wir über Themen und Motive, die die deutschsprachigen Regisseure heute beschäftigt. Welche Trends wurden gesetzt und welche Namen werden in ein paar Jahren in der ersten Liga der deutschen Filmemacher aufsteigen?
Ein Berlin-Film als Publikumsfavorit
Die Berliner Göre Luca ließ sich etwas zu heftig durchs Leben treiben. Jetzt versucht sie ihr Leben neu zu sortieren. Sie will das Abitur nachholen. Doch ihre Vergangenheit holt sie immer wieder ein. Die junge Frau droht wieder auf die schiefe Bahn zu geraten.
Regisseur Philipp Eichholtz hat einen leichten und humorvollen Berlin-Film gedreht, mit viel Improvisation und einer herausragenden Hauptdarstellerin (Martina Schöne-Radunski). Entstanden nach dem "Sehr gute Filme"-Manifest ist "Luca Tanz leise" ein weiterer Beweis dafür, wie wenig es braucht, um einen überzeugenden, charmanten Film zu drehen.
Im Interview erzählt er vom Filme machen mit Freunden, vom Lampenfieber vor der großen Premiere und davon, wie man der Filmstadt Berlin neue Seiten abgewinnt.
Großvater erzählt vom Krieg
Im Dokumentarfilmwettbewerb suchen zwei Filme noch überlebende Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges auf, in einem sehr persönlichem Ansatz: Aya Domenig begibt sich in "Als die Sonne vom Himmel fiel" auf die Spuren ihres Großvaters, der junger Arzt in Hiroshima war, als die Amerikaner 1945 die Atombombe über der japanischen Stadt abwarfen.
Und Levin Peter hat für seinen Film "Hinter dem Schneesturm" viel Zeit mit seinem Großvater verbracht. Der war während des Krieges Wehrmachtssoldat in der Ukraine.
Domenig und Peter erzählen von den Schwierigkeiten bei der Suche nach der Erinnerung und warum sie diesen persönlichen Ansatz dennoch gewählt haben.
Wellen der Zerstörung
In dem Beziehungsdrama "FADO" erzählt der Filmemacher Jonas Rothlaender von einem jungen deutschen Chirurgen, der in einer Nacht eine Patientin behandelt, die genau so aussieht wie seine Ex-Freundin. Er nimmt das als Zeichen, um die Beziehung wieder aufzunehmen. Das Problem: Seine Freundin lebt mittlerweile in Portugal.
In Lissabon kommen die beiden wieder zusammen. Doch immer wieder träumt der Junge Chirurg von einer großen, unheilbringenden Welle. Bilder der Zerstörung nehmen den Zustand der fragilen Beziehung vorneweg. Jonas Rothlaender operiert mit atmosphärisch dichten Bildern, zwei brillanten Darstellern und einem untrüglichen Gespür für die Macht des Schicksals. "FADO" war eine der großen Entdeckungen auf dem diesjährigen Filmfest "Max Ophüls Preis" in Saarbrücken.
Im Interview erzählt der Regisseur, was ihn dazu bewogen hat, einer Beziehung beim Scheitern zuzusehen, er erzählt auch von den Dreharbeiten in Portugal und von großen, vernichtenden Wellen.
Deutsches Kino, made in New York
Der deutsche Regisseur Stephan Luttger beobachtet in "Her Composition" eine junge New Yorker Musikstudentin dabei, wie sie an ihrer Abschlussarbeit scheitert. Erst als sie sich in einem Hostess-Service einschreibt, beginnt sie ihre Musik mit anderen Augen zu sehen - und vor allem mit anderen Ohren zu hören.
Regisseur Luttger hat im Prinzip einen amerikanischen Independent-Film gedreht, mit Stars aus der New Yorker Filmszene. Ob sein Film dennoch etwas Deutsches hat, und wenn ja, was, das erzählt er uns im Interview.