Es klingt beinahe zynisch: Erst habe Deutschland davon profitiert, dass beispielsweise Griechenland über die Verhältnisse gelebt und massenhaft deutsche Luxusautos gekauft habe. Und heute profitiere Deutschland von Europas Niedrigzinspolitik, mit der doch eigentlich den Südeuropäern geholfen werden sollte.

Diese Bilanz zieht Olaf Gersemann ("Die Deutschland-Blase"" Und Stephan Hebel („Deutschland im Tiefschlaf") warnt: „Es kann nicht gut gehen, wenn diejenigen, die sich für unseren Erfolg verschuldet haben, ihre Schulden nicht mehr bezahlen können."

Viel mehr Gemeinsamkeiten gibt es aber nicht zwischen Publizisten Hebel, früher Autor der Frankfurter Rundschau, und Gersemann, Wirtschafts-Chef der Zeitung Die Welt. Für Gersemann etwa ist Deutschlands Verschuldung gar nicht so viel besser als die Griechenlands – denn die kommenden Rentenzahlungen sind in seinen Augen eine massive "indirekte Verschuldung", die durch den demografischen Wandel stetig wachse.

Deshalb will Gersemann alles streichen, was "auch nur den Eindruck erweckt", Arbeitsplätze zu gefährden – weg mit dem Mindestlohn. Hebel widerspricht: „Wir sollten die Demografie-Keule nicht allzu sehr schwingen." Reformen müssten endlich wieder den Schwächsten der Gesellschaft helfen.

Um die wirtschaftliche Zukunft zu sichern, müsse kräftig umgedacht werden, meint Tanja Dückers. Die vielen neuen Kreativen etwa werde im Rentensystem nicht bedacht: „Wenn diese Generation alt wird, haben ein echtes Problem."