Schock über Anschlag in Nizza
Frankreich ist geschockt: Am Nationalfeiertag raste ein Mann mit einem LKW in eine Menschenmenge in Nizza. Mehr als 80 Menschen starben. Der mutmaßliche Täter ist identifiziert, ein terroristischer Hintergrund wird vermutet.
Es ist der dritte schwere Anschlag in Frankreich in zwei Jahren. Ein Mann ist am Donnerstagabend mit einem LKW in eine Menschenmenge auf der Strandpromenade in Nizza gerast. Mindestens 84 Menschen starben, darunter auch Kinder. Zahlreiche weitere Menschen wurden verletzt. Unter den Todesopfern könnten auch Deutsche sein. Es werden zwei Schülerinnen und eine Lehrerin einer Berliner Schule vermisst.
"Es war gestern kurz nach 23 Uhr. Gerade hatte das Feuerwerk zum Abschluss des Nationalfeiertages begonnen", berichtet unser Korrespondent Jürgen König. "Es war noch warm, viele Familien waren unterwegs, um sich das Feuerwerk anzusehen, und in diese Menschenmenge raste ein Lastwagen hinein."
Präsident Hollande geht von einem Terroranschlag aus
Nach Augenzeugenberichten soll der Wagen im Zickzack eine lange Strecke über die Promenade gefahren sein, wobei der LKW-Fahrer auch aus dem Führerhaus in die Menge geschossen habe. "Es kam dann zu einem Schusswechsel mit der Polizei, bei dem der Fahrer getötet wurde", sagt König.
Der LKW soll mit Waffen und Handgranaten beladen gewesen sein. Die Deutsche Presse-Agentur berichtet von Waffenattrappen. Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich Medienberichten zufolge um einen 31-jährigen Franzosen tunesischer Herkunft. "Er war der Polizei als gewalttätig bekannt, wenn auch nicht in Zusammenhang mit terroristischen Aktivitäten. Ob es Komplizen gibt, weiß man bis jetzt nicht. Auch ein Bekennerschreiben oder etwas Vergleichbares gibt es bis jetzt nicht."
Unklar ist, inwieweit der Anschlag einen politischen Hintergrund hatte. Präsident Hollande bezeichnete ihn als "terroristisch". Auch habe die für Terrorismus zuständige Staatsanwaltschaft in Paris die Ermittlungen übernommen.
"Internationales Engagement macht Frankreich zum Feind"
Eine Erklärung dafür, dass immer wieder Frankreich von Anschlägen betroffen sei, sieht Pascal Thibaut von Radio France International im französischen Engagement in Bezug auf Krisenherde, wo Terroristen stark sind, etwa im Nahen und Mittleren Osten oder auch in Mali. Das mache Frankreich zu einem wichtigen Feind, den man bekämpfen müsse, so Thibaut im Deutschlandradio Kultur. Vor Ort sei das vermutlich schwieriger. Daher konzentriere man sich auf Frankreich, "wo man nicht nur die Verantwortlichen treffen kann, die eher unerreichbar sind, sondern wo man die normale Bevölkerung treffen kann und dadurch Angst und Terror verbreiten kann."
Am Morgen hatte Thibaut vor voreiligen Schlüssen gewarnt. Er sagte, er sehe aber Indizien für einen Terrorangriff. "Experten sagen, ein solches Vorgehen, mit einem LKW durch eine Menschenmenge zu fahren, wurde schon von Daesh, also der Organisation 'Islamischer Staat' angekündigt." Auch das Datum am französischen Nationalfeiertag sowie die Tatsache, dass Frankreich schon vorher von islamistischem Terror betroffen gewesen sei, sprächen für einen terroristischen Anschlag.
Als Konsequenz aus dem Attentat will Hollande den Ausnahmezustand in Frankreich um weitere drei Monate verlängern. "Das muss allerdings vom Parlament noch gebilligt werden", sagt Jürgen König. Auch sollen weitere Militärkräfte zur Unterstützung der Polizei herangezogen werden.