Locked-in-Syndrom
Eingesperrt im Selbst: Von einem Augenblick zum nächsten war Karl-Heinz Pantke vollständig gelähmt. © imago images / Ikon Images / Gary Waters
Der lange Weg zurück ins Leben
32:48 Minuten
Gefangen im eigenen Körper: Karl-Heinz Pantke leidet nach einem Schlaganfall am Locked-in-Syndrom. Er braucht Jahre, um wieder sprechen zu lernen, und muss begreifen, dass er sein altes Leben nicht zurückbekommt. Doch will er das überhaupt?
Es ist ein ganz normaler Abend vor 25 Jahren. Der Physiker Karl-Heinz Pantke sitzt am Schreibtisch in seiner Berliner Wohnung, als er einen Schlaganfall erleidet. Bis heute erinnert er sich an jede Einzelheit. Von einem Augenblick zum nächsten ist er gelähmt, gleichzeitig jedoch bei vollem Bewusstsein.
Er nimmt wahr, wie die die Zeit vergeht, wie seine Freundin nach Hause kommt, ihn findet – und sich schließlich ein Rettungssanitäter über ihn beugt. "Du musst ihm zeigen, dass du am Leben bist", ist sein nächster Gedanke. Doch Pantke kann nicht sprechen, er kann nicht einmal ein Handzeichen geben.
Carina Schroeder erzählt in dieser Ausgabe unseres Podcasts "Plus Eins" die Geschichte von einem Mann, der in seinem eigenen Körper gefangen ist: Locked-in-Syndrom lautet die Diagnose, mit der Karl-Heinz Pantke im Alter von 39 Jahren konfrontiert wird.
Düstere Prognosen
Die Prognosen sind düster: Die Ärzte machen ihm keine Hoffnungen, dass er je wieder gehen oder sprechen wird. Doch Pantke kämpft: Nach einigen Tagen kann er die Augen öffnen und schließen und auf diese Art Kontakt mit seiner Umgebung aufnehmen.
Ein paar Wochen später gelingt es ihm, die Finger und Zehen zu bewegen. Schließlich kann er sogar wieder aufstehen. Es dauert insgesamt zwei Jahre, bis er nach intensiver Therapie wieder nach Hause darf – und mit Mühe wieder sprechen kann.
Nur ist nichts wie vorher: "Mir war klar, dass du das Leben, dass du bis zum Schlaganfall geführt hast, auf keinen Fall weiterleben kannst und darfst."
"Eine Art Bereicherung"
Karl-Heinz Pantke kämpft weiter – um Anerkennung, Respekt und für ein neues Leben. Heute ist er Buchautor, Universitätsdozent und Gründer eines Vereins, der sich für Menschen einsetzt, die vom Locked-in-Syndrom betroffen sind.
Er ist ein Mann, der trotz allem seinen Humor nicht verloren hat, wenn er sein Schicksal "als eine Art Bereicherung" bezeichnet: "Bis zum Schlaganfall war eigentlich alles vorgezeichnet, und ohne Schlaganfall wäre es auch so weiter gelaufen - und ich hätte mich wahrscheinlich ein paar Jahre später einfach zu Tode gelangweilt."
Die Erstausstrahlung der Sendung erfolgte am 15. Januar 2021.