Lohn für harte Arbeit
Vor 60 Jahren schaffte Arthur Miller mit "All my Sons", seinem zweiten Theaterstück, den Durchbruch am Broadway. Die Uraufführung des Dramas "Alle meine Söhne" im Coronet Theater wurde zu dem Erfolg, um den er hart gekämpft hatte.
"Alle meine Söhne" ist die Geschichte des amerikanischen Kriegsgewinnlers Joe Keller. Der erfolgreiche Unternehmer lieferte während des Zweiten Weltkriegs Bauteile für Flugzeugmotoren. Eine Lieferung von Zylinderköpfen war schadhaft. Mehrere Maschinen der US Air Force stürzten ab, ihre Piloten kamen ums Leben. Joe Kellers Partner Steve Deever wurde in der nachfolgenden Untersuchung für schuldig befunden, er hatte es gewusst, und kam ins Gefängnis.
Die Wahrheit ist freilich, dass auch Keller wusste, was geschah, und voll mitverantwortlich war. Und sein Sohn Larry, ein Kampfpilot, wusste es auch. Aus Scham darüber suchte er den Tod im Kampf. Kellers zweiter Sohn Chris liest den Abschiedsbrief, den Larry seiner Verlobten Ann Deever schrieb. Ann Deever ist die Tochter des verurteilten Kompagnons:
"Wie konnte mein Vater das tun? Jeden Tag kehren drei oder vier der Flieger nicht wieder. Und er sitzt da hinten und macht Geschäfte. Ich kann keinem Menschen mehr in die Augen sehen! [...] In ein paar Minuten trete ich einen Flug an. Wahrscheinlich werde ich als vermisst gemeldet werden. Für diesen Fall will ich dich wissen lassen, dass du nicht auf mich warten sollst."
Joe Kellers Frau Kate hatte es längst vermutet. Sie sucht die Auseinandersetzung mit Joe. Das Gespräch wird zur deprimierenden Darstellung einer Rechtfertigung um jeden Preis:
"Du wolltest doch Geld haben!"
Aber Wahrheit ist ein scharfes Messer. Joe Keller kämpft um sein Leben, kämpft im Spannungsfeld zwischen Gesellschaft und Individuum, sozialer Verantwortlichkeit und Eigennutz mit den Argumenten, die wir auf den Wirtschaftsseiten lesen können, und verliert. Er hat nicht nur einen eigenen Sohn auf dem Gewissen, er ist verantwortlich für 21 Kampfflieger, die mit ihren Maschinen abstürzten. Er erschießt sich.
"All my Sons" war das zweite Theaterstück von Arthur Miller. Der 31-Jährige war erfolgreich. 328 Vorstellungen und das erste substanzielle Einkommen in seinem Leben waren der Lohn für zwei Jahre harter Arbeit, die Miller an "Alle meine Söhne" gewendet hatte. Die Inszenierung der Uraufführung am 29. Januar 1947 im Coronet Theatre in New York wurde vom "Drama Critic's Circle" als "Best Play of the Season" ausgezeichnet.
Das Stück ist kein Geniestreich, es ist zähe Erfindung und sorgfältige Konstruktion. Die Motivation saß tiefer. 18 Jahre später, bei der Feier zum 50. Geburtstag des PEN Clubs in New York am 20. April 1972, begrüßte Arthur Miller den Festredner Pablo Neruda und bezeichnete es als fundamentalen Berufsauftrag des Schriftstellers
"in einer Zeit der Krisen und des Aufruhrs als Staatsbürger dergestalt an die Geschichte zu erinnern, dass ernsthafte Männer und mächtige Männer darauf hören müssen - das aber auch auf eine Weise zu tun, die die eigene Sprache nicht verrät."
Im Laufe der Jahrzehnte änderte sich die Perspektive, aus der Miller sein eigenes Stück betrachtet, die particular music blieb dieselbe. Es ging immer um die psychische Grundverfassung des Menschen, um Moral und Ethik:
"Ein Mensch folgt seinen Absichten - und entfesselt Energien, nach denen er nie gefragt hat. Aber selbst da, wo sie am direktesten gegen seine Absichten gehen, ist doch er derjenige, der sie geweckt hat. Deshalb kann nur das eigene Gewissen der Maßstab des Handelns sein."
Aber Miller war immer auch pragmatisch, lachte gern sarkastisch über die Mühen des Theaters, zur Verbesserung der Menschheit beizutragen: "Es nützt nichts, aber es macht Spaß." Mit der Kritik ging er kritisch um - wie Chechov ist er sicher, dass er als Trunkenbold im Rinnstein gelandet wäre, wenn er ihre Ratschläge befolgt hätte. Aber da gab es Brook Atkinson von der "New York Times", der schrieb über "Alle meine Söhne", und das hat Miller nie vergessen:
"Mich kannte niemand, den Regisseur Elia Kazan kannte auch niemand [...]. Karl Malden kannte niemand. Die Kritiken waren im allgemeinen o.k., reichten aber nicht, um das Stück für lange Zeit anzutreiben. Atkinson kam noch einmal zu einer Sonntagsmatinee und schrieb eine fabelhafte Nachbetrachtung. Da kamen die Zuschauer und hörten zu, gewann das Stück alle Preise, gewann ich ein Publikum."
Die Wahrheit ist freilich, dass auch Keller wusste, was geschah, und voll mitverantwortlich war. Und sein Sohn Larry, ein Kampfpilot, wusste es auch. Aus Scham darüber suchte er den Tod im Kampf. Kellers zweiter Sohn Chris liest den Abschiedsbrief, den Larry seiner Verlobten Ann Deever schrieb. Ann Deever ist die Tochter des verurteilten Kompagnons:
"Wie konnte mein Vater das tun? Jeden Tag kehren drei oder vier der Flieger nicht wieder. Und er sitzt da hinten und macht Geschäfte. Ich kann keinem Menschen mehr in die Augen sehen! [...] In ein paar Minuten trete ich einen Flug an. Wahrscheinlich werde ich als vermisst gemeldet werden. Für diesen Fall will ich dich wissen lassen, dass du nicht auf mich warten sollst."
Joe Kellers Frau Kate hatte es längst vermutet. Sie sucht die Auseinandersetzung mit Joe. Das Gespräch wird zur deprimierenden Darstellung einer Rechtfertigung um jeden Preis:
"Du wolltest doch Geld haben!"
Aber Wahrheit ist ein scharfes Messer. Joe Keller kämpft um sein Leben, kämpft im Spannungsfeld zwischen Gesellschaft und Individuum, sozialer Verantwortlichkeit und Eigennutz mit den Argumenten, die wir auf den Wirtschaftsseiten lesen können, und verliert. Er hat nicht nur einen eigenen Sohn auf dem Gewissen, er ist verantwortlich für 21 Kampfflieger, die mit ihren Maschinen abstürzten. Er erschießt sich.
"All my Sons" war das zweite Theaterstück von Arthur Miller. Der 31-Jährige war erfolgreich. 328 Vorstellungen und das erste substanzielle Einkommen in seinem Leben waren der Lohn für zwei Jahre harter Arbeit, die Miller an "Alle meine Söhne" gewendet hatte. Die Inszenierung der Uraufführung am 29. Januar 1947 im Coronet Theatre in New York wurde vom "Drama Critic's Circle" als "Best Play of the Season" ausgezeichnet.
Das Stück ist kein Geniestreich, es ist zähe Erfindung und sorgfältige Konstruktion. Die Motivation saß tiefer. 18 Jahre später, bei der Feier zum 50. Geburtstag des PEN Clubs in New York am 20. April 1972, begrüßte Arthur Miller den Festredner Pablo Neruda und bezeichnete es als fundamentalen Berufsauftrag des Schriftstellers
"in einer Zeit der Krisen und des Aufruhrs als Staatsbürger dergestalt an die Geschichte zu erinnern, dass ernsthafte Männer und mächtige Männer darauf hören müssen - das aber auch auf eine Weise zu tun, die die eigene Sprache nicht verrät."
Im Laufe der Jahrzehnte änderte sich die Perspektive, aus der Miller sein eigenes Stück betrachtet, die particular music blieb dieselbe. Es ging immer um die psychische Grundverfassung des Menschen, um Moral und Ethik:
"Ein Mensch folgt seinen Absichten - und entfesselt Energien, nach denen er nie gefragt hat. Aber selbst da, wo sie am direktesten gegen seine Absichten gehen, ist doch er derjenige, der sie geweckt hat. Deshalb kann nur das eigene Gewissen der Maßstab des Handelns sein."
Aber Miller war immer auch pragmatisch, lachte gern sarkastisch über die Mühen des Theaters, zur Verbesserung der Menschheit beizutragen: "Es nützt nichts, aber es macht Spaß." Mit der Kritik ging er kritisch um - wie Chechov ist er sicher, dass er als Trunkenbold im Rinnstein gelandet wäre, wenn er ihre Ratschläge befolgt hätte. Aber da gab es Brook Atkinson von der "New York Times", der schrieb über "Alle meine Söhne", und das hat Miller nie vergessen:
"Mich kannte niemand, den Regisseur Elia Kazan kannte auch niemand [...]. Karl Malden kannte niemand. Die Kritiken waren im allgemeinen o.k., reichten aber nicht, um das Stück für lange Zeit anzutreiben. Atkinson kam noch einmal zu einer Sonntagsmatinee und schrieb eine fabelhafte Nachbetrachtung. Da kamen die Zuschauer und hörten zu, gewann das Stück alle Preise, gewann ich ein Publikum."