Post-Covid-Behandlung
Long Covid beziehungsweise Post Covid kann mit einer Vielzahl körperlicher, kognitiver und psychischer Symptome einhergehen und sogar zur Arbeitsunfähigkeit führen. © Imago / fStop Images / Malte Müller
Regional vernetzte Strukturen aufbauen
08:54 Minuten
Das sich langsam entwickelnde Wissen über die Behandlung von Long-Covid-Patienten hat viele Ärzte noch nicht erreicht. Michael Hallek, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer, sagt: Wir brauchen die Einbindung der Hausärzte.
Rund zweieinhalb Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie rücken die Langzeitfolgen der Infektion stärker in den Fokus. Noch Wochen und Monate nach einer Sars-CoV-2-Infektion leiden manche Menschen unter gesundheitlichen Langzeitfolgen.
Long Covid beziehungsweise Post Covid kann mit einer Vielzahl körperlicher, kognitiver und psychischer Symptome einhergehen und sogar zur Arbeitsunfähigkeit führen.
In ihrer Stellungnahme zu Long Covid und Post Covid fordert die Bundesärztekammer (BÄK), dass es einer besseren Versorgung der Betroffenen bedarf. Angesichts der hohen Zahl von Post-Covid-Patienten sollten "geeignete regionale Versorgungskapazitäten aufgebaut werden", so die Stellungnahme des wissenschaftlichen Beirats der BÄK.
Schätzungen zu Long Covid
Michael Hallek, medizinischer Leiter des Uniklinikums Köln und Mitglied in diesem Beirat, sagt, der Anteil von Menschen, die nach einer Covid-Infektion ein Post-Covid-Syndrom erleiden, liege bei "circa fünf bis zehn Prozent".
Er ergänzt: "Die WHO schätzt sogar: zwischen zehn und fünfzehn Prozent. Das aber basiert noch auf den alten Daten zur Delta-Variante." Bei den Infektionen mit der Omikron-Variante lägen die Zahlen unter der Zehn-Prozent-Marke der geimpften Patienten. Nicht jeder der Betroffene aber leide gleich schwer.
Unterschiede bei gesundheitlichen Einschränkungen
"Es gibt Patienten, die haben ein oder zwei Symptome, und dann gibt es die schwerste Form, das Fatigue-Syndrom mit der Post-Anstrengungsmalaise", so Hallek. Patienten mit diesem Syndrom könnten meist kaum mehr etwas leisten, schon die geringsten Anstrengungen führten zur extremen Erschöpfung.
Die gesundheitlichen Einschränkungen seien hier ganz unterschiedlich, weil eben viele Organe ganz unterschiedlich schwer von dem Virus betroffen sein könnten, so der Mediziner. Für viele der schwer Betroffenen gebe es noch keine Versorgungsstrukturen. "Und es gibt für viele noch keine kausale Therapie, also wir wissen nicht, wie wir die Patienten am besten behandeln", betont Hallek.
Allerdings helfe schwer betroffenen Patienten nur, sie langsam begleitend ins Leben zurückzuführen – eine schnelle Behandlung dagegen helfe hier nicht. Bei vielen dauere die Heilung ein halbes bis ein ganzes Jahr. Wie viele das seien, könne man jetzt noch nicht sagen.
Wissen um Behandlungen und Verläufe
Die Häufigkeit dieser schweren Verläufe steige mit zunehmendem Alter und sei "um den Faktor zehn" bei Kindern geringer. Wichtig sei nun, dass dieses Wissen um diese Varianten des Verlaufs auch unter der Ärzteschaft bekannt werden, so Hallek.
Mut mache, dass auch schwere Lungen- und Herzerkrankungen bei Long-Covid-Patienten in vielen Fällen heilbar seien. Hier lohne es, differenzierte und abgestimmte Therapien durchzuführen. Hallek warnt, dass das Angebot zur Vermittlung dieses Wissens in der Medizin und dass Angebote für Behandlungen noch zu klein sei: "Es gibt Spezialeinrichtungen an verschiedenen Universitätskliniken, sogenannte Spezialambulanzen, und an diesen Beispielen sollte man deutschlandweit regional vernetzte Strukturen aufbauen." Wichtig sei hier die Einbindung der Hausärzte.
(sru)