"Lotto im Internet erlauben"

Einen Lotto-Tippschein im Internet statt am Kiosk auszufüllen, führt nach Ansicht des Glücksspielforschers Tilman Becker nicht zur Abhängigkeit. Er fordert die Freigabe des bisher verbotenen Online-Tippens.
Der Leiter der Forschungsstelle Glücksspiel an der Universität Hohenheim, Tilman Becker, hat sich dafür ausgesprochen, das Lottospielen im Internet zuzulassen. Lotto sei ein ungefährliches Spiel; das Suchtpotenzial sei zu vernachlässigen, sagte er am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur. Er denke, dass "unserer Gesellschaft kein Schaden entsteht, wenn es erlaubt ist, einen Tippschein im Internet auszufüllen".

Das im Glücksspiel-Staatsvertrag festgeschriebene Internet-Verbot von Glücksspielen sei in diesem Fall "unverhältnismäßig". Hessen erlaubt künftig das Lottospielen mittels elektronischer Briefe. Allerdings wurde das Land deswegen vom Fachbeirat Glücksspielsucht verklagt, der auf den Glücksspiel-Staatsvertrag verweist.

Der Staatsvertrag differenziere nicht zwischen hochgefährlichen Formen des Glückspiels und weitgehend ungefährlichen Angeboten, kritisierte Becker. Das Internet-Verbot sei für temporeiche Formen des Glückspiels wie Casino-Spiele gerechtfertigt, jedoch nicht für die staatlich angebotenen Lotterien, die zwei Mal wöchentlich eine Ziehung haben.

"Es ist schwierig, einen Nervenkitzel zu bekommen, wenn man am Donnerstag seinen Lottoschein abgibt und dann am Samstag die Ziehung stattfindet und man dann seinen Gewinn am Montag abholt", so Becker.


Das vollständige Gespräch mit Tilman Becker können Sie bis zum 14.12.2010 als
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