Neues Kinder-Sachbuch über Städte

Zwischen Verkehrskollaps und Lebensqualität

04:56 Minuten
Das Buchcover zu "Städte - wie wir dort gut leben können" von Louise Spilsbury und Khoa Le: Illustration einer Stadt, betrachtet von drei Menschen, eine Person davon im Rollstuhl.
© Gabriel Verlag

Louise Spilsbury (Text), Khoa Le (Illustrationen)

Städte. Wie wir dort gut leben könnenGabriel, Stuttgart 2024

32 Seiten

12,00 Euro

Von Dina Netz |
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Die Autorin Louise Spilsbury und die Illustratorin Khoa Le widmen sich in ihrem neuen Sachbilderbuch den Städten. Sie zeigen, wie Menschen und Tiere dort leben - und erklären kindgerecht, mit welchen Problemen Städte kämpfen.
Die aktuellen Debatten über die Zukunft der Städte drehen sich meist um deren Probleme: um Verkehrskollaps, Luftverschmutzung, fehlenden Wohnraum etc. Louise Spilsbury und Khoa Le gehen selbstverständlich auch auf diese Aspekte ein. Doch zunächst rufen sie ins Gedächtnis, dass mehr als die Hälfte der Menschheit nicht nur wegen der Nähe zum Arbeitsplatz in Städten lebt, sondern auch wegen der Lebensqualität:

In einer Stadt kannst du viel unternehmen. Du kannst Museen, Parks, Sportstadien, Kinos, Theater und religiöse Bauwerke besuchen. Außerdem gibt es Schulen, Krankenhäuser und viele andere wichtige Einrichtungen, die wir brauchen. Mit Bussen, Straßenbahnen und Zügen bewegen wir uns durch die Stadt. In einer Stadt leben viele verschiedene Menschen nah beieinander. Deshalb gibt es jede Menge andere Kinder, mit denen du spielen, lachen und von denen du etwas lernen kannst.

Wildtiere in der Stadt

Die Stadt als Melting Pot, in dem sich viel erleben lässt - davon erzählt Louise Spilsbury, und Khoa Le zeigt dazu fröhlich lachende Kinder. Dazwischen immer wieder: Tiere. Denn darauf legt das Buch ein besonderes Augenmerk: Wir Menschen haben die Städte zwar gebaut. Wir sind jedoch längst nicht die einzigen, die sie bewohnen. Viele Wildtiere haben ihre Lebensweise an die städtischen Gegebenheiten angepasst.

Vögel bauen ihre Nester hoch oben auf den Vorsprüngen von Häusern. Tauben picken Krümel vom Boden auf. Füchse finden Unterschlupf in Hohlräumen und Nischen. Auf der Suche nach Essensresten streifen sie durch die Straßen. Dachse stoßen Mülltonnen um. Dann reißen sie mit ihren kräftigen Krallen Abfalltüten auf, um an Futter zu kommen.

Tauben, Füchse, Eichhörnchen, Schwäne setzt die Illustratorin Khoa Le in Szene, oft im Bildvordergrund, wohl um die Koexistenz von Mensch und Tier in der Stadt zu betonen. Auch ein Affe und ein Tukan sind abgebildet - Le zeigt Stadtansichten auf der ganzen Welt, es gibt Minarette, Kirchen, Hochhäuser, kleinere Gebäude, Parks und Gärten, Spielplätze und Theater. Die Kinder haben verschiedene Hautfarben, tragen zum Teil Kopftuch.

Probleme der Städte

Die Probleme der Städte verschweigen Spilsbury und Le natürlich nicht. Ab der Mitte des Buches erklären sie sie in kindgerecht einfacher Sprache und düsteren Bildern:

Städte brauchen sehr viel Energie. Wir nutzen Öl, Kohle und andere Brennstoffe, damit wir mit Autos und Bussen fahren können. Aber auch um die Städte zu beleuchten und um Computer und andere Maschinen zu betreiben. Beim Verbrennen gelangen Gase in die Luft. Diese Gase legen sich wie ein Mantel um die Erde und binden zu viel Wärme. Dadurch ändert sich das Klima, es wird wärmer. Dieser Klimawandel ist der Grund für viele Probleme.

Welche das sind, zeigt das Buch an Beispielen, die Khoa Le besonders eindrucksvoll gestaltet hat: Auf einer Doppelseite zeigt sie überflutete Häuser, im Wasser treibende Autos und zwei Kinder, die mit sorgenvollen Mienen in einem Boot durch die nun gänzlich veränderte Stadt paddeln. Auf der nächsten Seite stehen Kinder und Erwachsene in Venedig bis zu den Knien im Wasser.
"Die gute Nachricht ist, dass wir etwas tun können, um den Klimawandel zu verlangsamen", schreibt Louise Spilsbury im Anschluss an diese besorgniserregenden Bilder. Fahrradfahren, Kleidung flicken, Geräte reparieren, Spiele tauschen, Pflanzen setzen - Spilsbury gibt Tipps für ein umweltbewusstes Leben, die wohl nicht den Klimawandel aufhalten werden, aber Kindern das wichtige Gefühl von Selbstwirksamkeit geben können.
Am Schluss wird der Text stark appellativ, fordert die Lesenden auf, andere zu überzeugen, etwas zur Rettung der Erde zu tun. Diese Deutlichkeit wäre gar nicht nötig, denn das Sachbilderbuch zeigt farbenfroh und emphatisch, was wir alles in unseren Städten zu verlieren haben.
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