Mehr Informationen zur "Love Letter Convention" auf der Veranstaltungswebsite
Pink, kitschig und viel Liebe drin
Männer sind zur "Love Letter Convention" in Berlin fast keine gekommen. Aber das könnte am Programm liegen, denn es ist eine Messe rein über Liebesromane. Aber obwohl alles stereotyp in Pink gehalten ist, geht es doch auch ernsthaft zu.
Erster farblicher Eindruck beim Betreten der Veranstaltungsräume im Herzen des Prenzlauer Bergs: Pink! Jeder - oder sagen wir besser - jede bekommt mit der Eintrittskarte zur "Love Letter Convention" eine pinkfarbene Lacktasche, gefüllt mit Give-Aways für die romantisch veranlagte, aus dem Lillifee-Alter herausgewachsene Frau: Ein rotes Schaumstoffherz zum Kneten in emotionalen Ausnahmesituationen zum Beispiel, eine Dose Zuckerwatte in rosa, Kugelschreiber in rosa.
Drinnen: Ein erstaunlich junges Publikum. Gut 700 Teilnehmerinnen sind es in diesem Jahr. Leserinnen, Autorinnen, Verlagsangehörige. Und tatsächlich so gut wie gar keine Männer.
"Haben Sie ´ne These, warum es so wenig Männer sind?"
"Nein. Ich wünschte, es wären mehr Männer..."
"Nein. Ich wünschte, es wären mehr Männer..."
Egal, die Stimmung ist trotzdem ausgesprochen gut. Es gibt Panels zu Hintergründen aus dem Verlagsgeschäft, neue Bücher und Stoffe zu entdecken und Lieblingsautoren auf Augenhöhe. Was offensichtlich beide Seiten genießen:
"Dass es eine total entspannte und lockere und familiäre Atmosphäre ist. Also das find ich echt berauschend."
"Also ich habe schon Lesungen in Frankfurt und in Leipzig auf der Buchmesse gehalten. Und ich muss ganz ehrlich gestehen: Hier auf der 'Love Letter Convention' ist es völlig anders. Es ist so eine persönliche, fast freundschaftliche Atmosphäre und mit einem Messebesuch überhaupt nicht zu vergleichen."
"Also ich habe schon Lesungen in Frankfurt und in Leipzig auf der Buchmesse gehalten. Und ich muss ganz ehrlich gestehen: Hier auf der 'Love Letter Convention' ist es völlig anders. Es ist so eine persönliche, fast freundschaftliche Atmosphäre und mit einem Messebesuch überhaupt nicht zu vergleichen."
- sagt eine Hamburger Autorin, die sich das Pseudonym Frida Lamberti gegeben hat und erst mit 50 Jahren ihren Debütroman bei Amazon Publishing veröffentlicht hat. Warum so spät: Weil sie es satt hatte, immer nur Liebesgeschichten vorgesetzt zu bekommen, die mit ihrem Lebensalter nichts zu tun hatten. Seitdem schreibt sie für Frauen ab 40 mit dem - wie sie sagt - kleinen Lesehunger zwischendurch.
"Liebesgeschichten machen schwierige Themen leichter verdaulich"
Julie Leuze stellt auf der "Love Letter Convention" ihren neuen Roman "Für einen Sommer und immer" vor. Es geht darin um eine knallharte Business-Frau, die, als sie mit dem nahenden Tod der Mutter konfrontiert wird, ihr Leben ändert, Karriere und Fitnessstudio sausen lässt, um warmherzig und weich zu werden. Ein klassischer Plot also mit einem klassischen Happy End. Gute Unterhaltung und Tiefgang sind für Julie Leuze dabei kein Gegensatzpaar:
"Ich glaube, dass Unterhaltung nicht heißen muss, dass es anspruchslos ist. Ich krieg auch ganz oft die Rückmeldung, dass das Thema neben der Geschichte gut ankommt, auch die psychologischen Elemente, das, worüber man nachdenken kann. Also, die Liebesgeschichte macht im Grunde die schwierigeren Themen leichter verdaulich."
Michael Meisheit schreibt seit 18 Jahren Drehbücher für die Lindenstraße und - allerdings unter dem Pseudonym Vanessa Mansini - Liebesromane:
"Was auch sehr gut ankommt, dass es sehr realitätsnah ist. Die spielen immer in Berlin-Kreuzberg und sind auch sehr geerdet auf 'ne andere Weise. Und das bei Geschichten, die immer etwas größeres - also Gedächtnisverlust hab ich jetzt so als Aufhänger. Also da macht´s die Mischung dann auch."
"Je kitschiger desto besser"
Wieviel harte Realität in einem Liebesroman vorkommen darf, das ist nicht nur Thema eines Panels, darüber gehen auch die Meinungen bei den Fans auseinander:
"Für mich heißt Lesen eintauchen in einer andere Welt, weil ich lese auch gern mal Romane, in denen es nicht gut geht, was lernen, ich les' auch gern historische Liebesromane, die gut recherchiert sind, aber natürlich gibt's auch Romane, die man liest, weil man sagt: Boah, die Woche war anstrengend, ich muss mal wieder raus - entspannen!"
"Für mich ist total wichtig, dass es superkitschig ist, dass es bunt ist, dass es pink ist, dass viel Liebe drin, dass Streit drin ist, und das natürlich ein gutes Ende drin ist, also je kitschiger desto besser!"
Endlich mal eine die's zugibt. Die Buttercreme mit Schlagsahne liebt und der es nicht zuckrig genug sein kann. Fazit sonst: eine erstaunlich große Bandbreite an Themen und Diskussionen, und viel weniger pink und Plattitüden als erwartet.