Hören Sie zu Tocotronic und ihrem neuen Album auch Florian Werner in unserer Sendung "Lesart" .
Neues Tocotronic-Album
Die Dinge des Lebens: Tocotronic beschäftigen sich mit Kipppunkten. © Vertigo Berlin / Gloria Endres de Oliveira
Wie eine Gleichung, die am Ende aufgeht
Mit "Nie wieder Krieg" ist das neue Album von Tocotronic betitelt. Dahinter stehen, wie meistens bei der Band, existenzielle Themen. Sänger und Gitarrist Dirk von Lowtzow erzählt, warum er einen roten Faden schätzt und keine Angst vor Pathos hat.
Wenn das kein Statement ist: „Nie wieder Krieg“ heißt das neue Album der Hamburger Band Tocotronic.
Für Sänger und Gitarrist von Lowtzow hat das natürlich keinen Absolutheitsanspruch. Aber: Nur weil etwas wünschenswert, aber nicht realistisch sei, sei das kein Grund, warum man es nicht auch zum Gegenstand eines Albums machen könne, meint er.
Von Lowtzow, Jan Müller, Arne Zank und Rick McPhail beschreiben ihr neues Werk so: Es handele von Menschen an den Kipppunkten ihres Lebens in Momenten der absoluten Verlassenheit, wenn „das Alte stirbt und noch nichts geboren wird“.
Ein Album in vier Akten
Das Album erinnert unsere Moderatorin Vivian Perkovic ein wenig an ein Drama in vier Akten. Von Lowtzow amüsiert sich ein wenig darüber: „Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie viele Gedanken sich unsere Interviewpartner machen.“
Aber, ja: „Die Reihenfolge der Songs ist uns natürlich sehr wichtig und sie ist auch nicht zufällig“, sagt der „Tocotronist“. „Das folgt einer Dramaturgie.“
Das Format des Albums sei eigentlich ein Anachronismus in der heutigen (Streaming-)Zeit. Aber: Wenn schon Album, dann, bitte, keine wahllose Aneinanderreihung von Songs. Denn es gehe ihnen ja darum, die Hörerinnen und Hörer dazu zu bringen, das Album von vorne bis hinten durchzuhören.
Vor allem Bassist Jan Müller und von Lowtzow selbst sehen sich als akribische Tüftler, wenn es um den roten Faden des Albums geht. Das sei ein wenig „wie eine Gleichung, die am Ende aufgeht - oder wie ein Puzzle“.
Mut zu Pathos und Kitsch
Angesprochen auf die Metaebene – Menschen an Kipppunkten des Lebens – räumt von Lowtzow ein, auch er sei nicht gegen Einsamkeit gefeit. Das Schreiben von Songs und seine Gitarre spendeten ihm dann Trost. Das habe einen „selbsttherapeutischen Effekt“. Und: Musik, die nicht Sentimentalitäten, Pathos und auch Kitsch zulassen könne, sei "traurig und eng“, findet er.
(mkn)