Lubmin
Lubmin am Greifswalder Bodden ist ein ungewöhnliches Seebad, verträumt, fast verschlafen. Geschrei von Möwen und Wildgänsen. Sonst Stille. Dem Besucher fällt eine weitere Besonderheit auf: Kaum irgendwo sonst, scheint es, zeigt sich die DDR noch derart präsent, eine DDR in Ferienstimmung - schlichte Bungalows im Schatten eines Kiefernwaldes, ehemalige Ferienlager, im Eckladen die Kultmarken F6, Russisch Brot, Vita Cola, und wer mag, kann endlos über "damals" reden.
Lubmin hat eine dritte Besonderheit, aber die wird weniger gern erwähnt. Das Ostseebad liegt nur ein paar hundert Meter entfernt vom ehemaligen Kernkraftwerk Greifswald. Die Reaktoren wurden nach der Wende abgeschaltet, doch das radioaktive Material lagert hier noch. Eine überschaubare Welt ist dieser 2000-Seelen-Ort, trefflich geeignet für Visionäre und ihr privates Utopia. Eine Lausitzerin quittierte den Schuldienst, um an der Seebrücke ein Hotel zu eröffnen. Die Museumsleiterin verlor ihr Kindheitsdorf an das spätere KKW. Der Kernkraftmanager aus Schleswig-Holstein will den "Standort" der Kraftwerksruine in einen gigantischen Industriepark verwandeln, während der Bürgermeister erbittert für Kiefernwald und Stille kämpft. Vier Lubminer, die hartnäckig daran arbeiten, ihre Entwürfe einer fast perfekten Gesellschaft umzusetzen. Manchmal kollidieren die Visionen miteinander; dann kracht es vernehmlich im Dorf...