Besser als die Corona-Warn-App bei der Superspreadersuche
09:15 Minuten
Mecklenburg-Vorpommern setzt zur Kontaktnachverfolgung als erstes Bundesland auf die App Luca. Sie könne sinnvoll zum Stoppen von Superspreadern sein, sagt der Journalist Jörg Schieb. Aber es müsse noch in einem Punkt nachgebessert werden.
Name eingeben, Adresse, dann bekomme ich einen Sicherheitscode per SMS. Die Luca-App ist auf den ersten Blick einfach, sie ist gratis, Kontaktdaten übermittelt sie verschlüsselt. Man hat sich innerhalb von ein paar Minuten angemeldet und kann dann den QR-Code auf dem Display vorzeigen oder scannen lassen. Praktisch, wenn man ins Restaurant, ins Pflegeheim oder Fitnessstudio will – oder sogar bei privaten Treffen.
Die Gründer des Anbieters betonen, dass Luca die Corona-Warn-App nicht ersetzen, sondern ergänzen solle. Dadurch sollen die Gesundheitsämter Kontakte leichter und vor allem schneller nachverfolgen können, sobald wieder mehr Menschen zusammenkommen können.
Mecklenburg-Vorpommern nutzt die App
Mecklenburg-Vorpommern hat sich jetzt als erstes Bundesland die Lizenz gesichert. "Wir wollen, dass Schluss ist mit der Zettelwirtschaft. Und dass es unsere Gesundheitsämter auch leichter haben, schneller die Kontakte nachzuvollziehen. Dass aber natürlich, drittens: sicher und möglichst anonym. Und dazu haben wir uns umgeschaut nach digitalen Möglichkeiten. Die Corona-Warn-App gibt es nicht her. Und da ist die Luca-App in aller Munde", sagt Ministerpräsidentin Manuela Schwesig.
3000 Betriebe haben sich Luca schon runtergeladen, und etwa eine Million Bürgerinnen und Bürger in ganz Deutschland.
3000 Betriebe haben sich Luca schon runtergeladen, und etwa eine Million Bürgerinnen und Bürger in ganz Deutschland.
Gemeinschaftswerk von Musikern und Entwicklern
Die App wurde von den "Fantastischen Vier" mithilfe einer Berliner Entwicklerfirma auf die Beine gestellt.
Musiker Smudo von den "Fantas" erklärt seine Motivation: "Wir hatten letztes Jahr eine ‚30 Jahre: Die Fantastischen Vier‘-Jubiläumstour vorgehabt, die wir jetzt, wie alle anderen Betroffenen, vor uns herschieben, auf der Suche nach Möglichkeiten. Das wäre die größte Tour in unserer Karriere gewesen, in Stadien hätten wir gespielt. Die Frage war: Wie können wir große Mengen an Publikum, an Menschen, informationstechnisch so formatieren, dass wir sie vielleicht doch in ein Stadion bekommen, um ein Konzert zu machen? Das hat sich zwar als nicht durchführbar erwiesen. Aber wir sind auf der Suche an neXenio geraten, die Entwickler in Berlin, die an einer digitalisierten Informationspflicht gearbeitet haben."
Die Chance, Superspreader zu identifizieren
Aber bringt Luca wirklich wieder die gewünschte Freiheit? Und wie steht es um die Datensicherheit dieser App? Der Journalist und Digitalexperte Jörg Schieb glaubt, dass die Luca-App beim Nachverfolgen der Infektionsketten "eine ganz große, sinnvolle Hilfe" sein könne. Denn anders als die Corona-Warn-App sei Luca in der Lage, das sogenannte Backtracing zu leisten: "Und da sagt die Wissenschaft inzwischen, das ist viel wichtiger als diese Warnfunktion." Denn per Backtracing könne man identifizieren, wo möglicherweise ein Superspreader unterwegs war, den man isolieren müsse.
Wo ist wann jemand gewesen? Wer hat wen wann und wo getroffen? Diese Daten sind für das Backtracing vonnöten. Das Datenschutzproblem verschärfe sich daher zwar im Vergleich zur Corona-Warn-App, so Schieb. Gleichzeitig sei Luca in dieser Hinsicht aber sicherer als Papierlisten, auf denen man sich zur Kontaktnachverfolgung ja bisher zwingend eintragen müsse: "Das ist die Luca-App, finde ich, viel besser: Weil niemand kann reinschauen. Auf die Papierliste kann jeder draufgucken."
Ein Aspekt sollte aber nach Meinung von Jörg Schieb an Luca noch nachgebessert werden: "Der Code, das Programm, muss open source sein." Das zu ändern, hätten die Entwickler der App aber auch bereits zugesagt.
(bt/jfr)