Lucerne Festival

Friedrich Cerhas Opus Magnum

Komponist: Friedrich Cerha, Donaueschinger Musiktage, 2014
Komponist Friedrich Cerha © @SWR / Manu Theobald
Wie sieben riesige Klangbauklötze stehen Cerhas Stücke im Raum, jedes zwischen 10 und 20 Minuten lang und zwischen 1960 und 72 nach und nach zu jener Konstruktion zusammengewachsen, die heute komplett erklingt.
"Expressionistische Akzente sind zu vermeiden" – das ist eine Art Regiehinweis des Komponisten, den man auch als Warnung nehmen kann: bequem wird es mit Cerhas in Besetzung wie Zeitverbrauch gewaltigem Opus nicht. Der Wiener Künstler, inzwischen über 90, schrieb in diesen mittlerweile ein halbes Jahrhundert alten, aber bis heute herausfordernden und insofern zeitlosen Stücken schroff, kantig, fast könnte man sagen: vorsätzlich ungefällig – gewiss ein Reflex dessen, dass er auch die damaligen Zeiten und Verhältnisse nicht besonders gefällig fand.
Wobei es erstaunlich ist, wie Cerha trotz seines riesigen, auch elektronische Techniken einbeziehenden Klangapparates keineswegs Regionen dröhnender Überwältigungs-Lautstärken, sondern über weite Strecken eher das gedämpft-Hintergründige sucht: einzelne Akzente oder kurze Klangfetzen, in deren Binnenspannung auch die dazwischen gesetzte Stille "mitspricht". Eine Musik jedenfalls, die durchweg volle Konzentration beim Hören fordert – und vordem natürlich erst einmal bei den Interpreten. Dirigent Matthias Pintscher, seit vier Jahren Leiter des auf komplizierteste zeitgenössische Klänge spezialisierten Pariser Ensembles Intercontemporain, dürfte genau das als besonderen Ansporn begreifen – und damit samt seinen jungen Musikern einen speziellen Akzent innerhalb des sonst eher gutbürgerlich angelegten Luzerner Festivals setzen.


Lucerne Festival
Kultur- und Kongresszentrum Luzern
Aufzeichnung vom 28.08.2017


Friedrich Cerha
"Spiegel I-VII" für großes Orchester und Tonband


Orchester der Lucerne Festival Academy
Leitung: Matthias Pintscher