Lucky-Luke-Comic "Rantanplans Arche"

Showdown mit Veganer

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Eine Comic-Figur, der Cowboy Lucky Luke, sitzt auf seinem weißen Pferd. Er ist umringt von vielen Tieren, darunter Büffel, Bär, Hund und Kuh. Der Bildhintergrund ist gelb.
Ein Herz für Tiere: In seinem neuesten Abenteuer "Rantanplans Arche" bekommt Lucky Luke es mit Vegetariern und Tierschützern zu tun. © Lucky Comics ©2022 / Egmont Ehapa Media
Von Elmar Krämer · 02.11.2022
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Lucky Luke reitet wieder. Diesmal bekommt der treffsichere Cowboy es mit einem besonderen Gegner zu tun: mit einem veganen Ganoven, der nach der Macht strebt. Auch sonst spart das Autorenduo von "Rantanplans Arche" nicht mit ironischen Seitenhieben.
Der Mann, der schneller zieht als sein Schatten, bekommt auch in Band 101 wieder viel zu tun: Eigentlich soll er eine Rinderherde von Cattle Gulch, der Stadt der Kühe, Kälber und Karabiner, durch die Prärie nach St. Louis treiben. Um sich dafür zu stärken, setzt Lucky Luke sich erst mal ins Restaurant.
Er freut sich gerade auf sein Steak, als draußen vor der Tür ein Mann gehängt werden soll – Ovid Bryde, Tierschützer. Natürlich schreitet Lucky Luke ein.

Gemüsequiche statt Steak

„Die Höhe, jetzt muss man auch schon bei Hinrichtungen Abstand halten“, sagt einer der Peiniger in einer Anspielung auf die Pandemie und damit auf ein Thema unserer Zeit.
Ein anderes ist der Kern der neuen Geschichte: Vegetarismus und der Tierschutz in Amerika. Texter Jul, der seit acht Jahren gemeinsam mit dem Zeichner Achdé für die Bände verantwortlich ist, stieß darauf bei der Suche nach einem neuen Thema. 
Jedes Mal, wenn ich eine Geschichte anfange, mache ich erst mal sehr viel Recherche über Ereignisse, die in der Zeit passiert sind und über neue Erfindungen, und da bin ich darauf gestoßen, dass 1866 der erste Tierschutzbund in den Vereinigten Staaten gegründet wurde, und das war der Auslöser die Geschichte zu schreiben.
Lucky Luke wird von dem Tierschützer auf seine Farm zum Essen eingeladen. Es gibt Gemüsequiche. Die Farm ist die Arche für gebeutelte Tiere: Angeschossene Bären werden dort aufgepäppelt, verletzte Schildkröten, Schweine, Pferde, Katzen und auch ein ganz besonderer Hund: Rantanplan, der verschusselte Gefängnishund.

Westernstadt wird Veggie-Town

Rantanplan findet nun zufällig eine Goldader auf der Farm, wovon wieder ein veganer Ganove Wind bekommt, der den eigentlich friedlichen Tierschützer im Laufe der Geschichte radikalisiert.
Die Stadt wird in Veggie-Town umbenannt, Falschspieler werden, nicht wie im Western üblich geteert und gefedert, sondern geteert und belaubt und wer Fleisch isst, landet am Galgen.
Das gefällt Lucky Luke nicht, denn, so sagt Jul: „Lucky Luke wird ja nicht Vegetarier. Zu Anfang verteidigt er zwar einen Vegetarier, aber als die Situation sich umdreht, als dieser Vegetarier zu Reichtum kommt und dann seine Sicht der Dinge durchsetzen will und zu einem Diktator für Tierwohl wird, dreht sich die Sache um und Lucky Luke muss die Sache wieder richtigstellen.“                                                                        
Die Comic-Figur Lucky Luke streichelt einen Hasen. Ein zweiter Hase sitzt ihm gegenüber.
Vom Scharfschützen zum Hasenversteher? Lucky Luke isst trotzdem weiterhin gerne Fleisch.© Lucky Comics ©2022 / Egmont Ehapa Media
Wieder einmal war eine historisch belegte Figur Auslöser für ein rasantes Lucky Luke-Abenteuer: der US-amerikanische Reformer und Diplomat Henry Bergh, der den ersten Tierschutzverein Amerikas gründete. Im Comic ist er das Vorbild von Tierschützer Ovid Bryde und auch von einem jungen Indigenen, der seinen Namen von „Hungriger Kojote“ in „Flinker Lauch“ ändert, nachdem er auf fleischlos umsattelte.

Historisches Vorbild

„Das scheint zwar völlig verrückt zu sein, aber es hat eine historische Basis", sagt Jul dazu. "Henry Bergh, der Gründer des ersten Tierschutzbundes, hat wirklich eine Reise durch den Far West gemacht, um die Cowboys zu bekehren. Das ist historisch verbürgt und es ist immer eine der Aufgaben von Lucky Luke auch den Finger auf solche Themen zu legen und zu sagen, das hat es auch damals gegeben und damit heute aktuelle Themen anzusprechen.“

Seit 1946 verkörpert Lucky Luke, der Cowboy mit dem Strohhalm im Mundwinkel, das Gute. Der 1923 im belgischen Kortrijk geborene Maurice de Bevere, der sich den Künstlernamen Morris gab, erfand den Westerner und sein munteres Ross Jolly Jumper.

Bis zu seinem Tod im Juli 2001 zeichnete er an den Cowboy-Abenteuern. Danach übernahm der Zeichner Achdé, und seit acht Jahren ist auch Texter Jul dabei. Weit über 30 Millionen Lucky Luke-Alben gingen allein in Deutschland über den Ladentisch. Damit ist er nach Asterix die erfolgreichste Album-Figur auf dem deutschen Comicmarkt.

Zeicher Achdé und Texter Jul sind mittlerweile längst ein eingespieltes Team in der Weiterentwicklung der Figur von Morris, dem Schöpfer von Lucky Luke.         

Leichte Kost über ein schweres Thema     

„Natürlich geht es erst mal darum, das Erbe von Morris weiterzuführen, also diese Mischung von Abenteuer und Humor, und Morris dabei treu zu bleiben. Aber gleichzeitig ist die Aufgabe, auch ein bisschen Aktualität hineinzubringen.“     

Achdé (Zeichnungen) und Jul (Text): "Lucky Luke: Rantanplans Arche"
Aus dem Französischen übersetzt von Klaus Jöken
Egmont Comic Collection, 4. November 2022
 48 Seiten, 14 Euro

Fazit: „Rantanplans Arche“ ist ein würdiger Lucky Luke, der Spaß macht und sich unverkrampft einem in der Öffentlichkeit doch oft sehr verkrampft geführtem Diskurs um die richtige Ernährungsweise widmet. Leichte Kost um schwere Kost, könnte man sagen.
Am Ende der Geschichte ist alles wieder beim Alten und jeder isst, was er mag – und Lucky Luke, der seit rund vierzig Jahren nicht mehr raucht und auf einem Grashalm kaut, darf sich auch weiter auf ein Steak im Restaurant freuen.
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