Und er reitet immer noch in den Sonnenuntergang
Lucky Luke, der schneller schießt als sein Schatten, gehört zu den bekanntesten Comichelden. Ersonnen wurde er vom belgischen Zeichner Morris, obwohl der nie zuvor in den USA gewesen war. Vor 70 Jahren erschien die erste Geschichte über den einsamen Cowboy ausgedacht. Andreas Platthaus von der "FAZ" hat alle Bände im Schrank.
Lucky Luke hat unser Bild vom Wilden Westen geprägt wie kein Zweiter: Heute wird die Figur 70 Jahre alt. Am 14. November 1946 erschien im Magazin "Spirou Almanach 1947" die erste Geschichte mit dem tapferen Cowboy.
Andreas Platthaus, Feuilletonredakteur der "FAZ" und Comic-Experte, nennt die über 90 erschienenen Bände einen "unfassbaren Schatz an Humor". Er sagt über die Anfänge von "Lucky Luke":
"Der Comic war in allen Ländern, in denen die Deutschen geherrscht haben, weitgehend untergebuttert worden. (...) Deshalb gab es eine Art Nachholbedarf in unmittelbaren Nachkriegszeit. Und da gleichzeitig die Bewunderung für Amerika in den Jahren zuvor immens gewachsen war, waren Western-Stoffe in den europäischen Comics ganz besonders populär."
Der belgische Zeichner Maurice de Bevere gab sich selbst den amerikanischen Künstlernamen Morris. Er habe, so Platthaus, die Figur des singenden Cowboys nach den Filmfiguren der 20er- und 30er-Jahre erdacht, als er selbst noch gar nicht in Amerika gewesen war. Erst ab 1948 verbrachte er sechs Jahre in den USA – und zeichnete die Geschichte bis zu seinem Tod 2001 immer weiter.
"Lucky Luke ist ein klassischer Comicheld, der immer auf der Seite der Schwächeren steht – zum Beispiel in einer Episode, in der chinesische oder mexikanische Einwanderer schikaniert werden."
Die Geschichten von "Lucky Luke" beziehen sich immer auf das 19. Jahrhundert. Sicher wäre für ihn im Amerika von heute einiges zu tun, ist Platthaus überzeugt.