Lob für die Auszeichnung des Schriftstellers Rüdiger Safranski
Der Schriftsteller und Philosoph Rüdiger Safranski erhält den Ludwig-Börne-Preis 2017. Seine kritischen Worte zur Flüchtlingspolitik überzeugten den Preisrichter. Philosophie-Redakteurin Svenja Flaßpöhler begrüßt die Auszeichnung und versteht die Kritik daran nicht.
Auch der Namensgeber Ludwig Börne sei ein streitbarer Zeitgenosse gewesen. "Ich kann die Kritik an der Preisvergabe eigentlich gar nicht nachvollziehen", sagt die Philosophie-Redakteurin Svenja Flaßpöhler zur Auszeichnung des Schriftstellers und Philosophen Rüdiger Safranski mit dem Ludwig-Börne-Preis 2017.
"Der Safranski steht eigentlich genau für das, für das der Ludwig Börne auch stand, nämlich für ein scharfes Denken und dafür zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Fragen zu stellen", so Flaßpöhler.
Die Kritik an der Auszeichnung entzünde sich aber immer wieder daran, dass der Börne-Preis von einer einzigen Person vergeben werde. In diesem Jahr war es der Schauspieler Christian Berkel, der Safranski auswählte.
Finger in die Wunde legen
Intellektuelle seien nicht dafür da, um "selbstverliebten Linksliberalen nach dem Mund zu reden". Es gehe vielmehr darum, den Finger in die Wunde zu legen und das habe Safranski getan. Der Schriftsteller habe unter anderem die Frage gestellt, ob es legitim sei, als Politiker gesinnungsethisch zu handeln.
"Genau das hat ja Angela Merkel gemacht. Sie hat gesagt, wir müssen den Flüchtlingen helfen, wir müssen die Grenzen öffnen, wir müssen sie hineinlassen", sagte Flaßpöhler. Safranski stelle die Frage, ob dieses Handeln politisch angemessen sei und ob Politiker nicht besser eine verantwortungsethische Haltung einnehmen sollten.
Wichtige Vielstimmigkeit
Safranskis Äußerungen seien damals von Teilen der Geisteselite geradezu skandalisiert worden, kritisiert Flaßpöhler. "Das kann ich einfach nicht nachvollziehen." Safranskis Position sei gerade auch deshalb wichtig gewesen, damit man dieses Feld nicht den Rechtspopulisten überlasse.
"Man muss schon auch die anderen Stimmen zulassen, es geht um Vielstimmigkeit und dafür steht Rüdiger Safranski."
Der Ludwig-Börne-Preis
Die Auszeichnung erinnert an den aus dem jüdischen Ghetto in Frankfurt stammenden Ludwig Börne (1786-1837). Der Autor war ein Vorkämpfer für bürgerliche Freiheiten und gilt als Begründer des politischen Feuilletons.
Über den Preisträger entscheidet jeweils ein vom Vorstand der Börne-Stiftung benannter Preisrichter allein. In diesem Jahr war es der Schauspieler Christian Berkel. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Zu den bisherigen Preisträgern zählen Marcel Reich-Ranicki, Peter Sloterdijk, Hans Magnus Enzensberger, Joachim Gauck, Frank Schirrmacher und Martin Meyer.