Ludwig van Beethoven in der Bearbeitung von Franz Liszt

Tradition zu Silvester: Die Neunte Sinfonie

Ein Mann sitzt in dunkler Abendkleidung an einem Flügel in einem Zimmer und spielt.
Ein Jahr spielte sich Hinrich Alpers durch die Liszt-Versionen aller Beethoven-Sinfonien. © Hinrich Alpers / Felix Broede
Moderation: Stefan Lang, Gast: Hinrich Alpers |
Beethovens Neunte darf zu Silvester nicht fehlen! Wir haben in diesem Jahr besondere Aufnahmen unternommen: Beethovens Sinfonien in der Klavierfassung von Franz Liszt mit dem Pianisten Hinrich Alpers. Die Neunte ist Höhepunkt: Klavier mit Sängern im Ode-Finale.
Franz Liszt war ein Beethoven-Begeisterter. Er tat alles, um seine Werke bekannt zu machen. Um das zu ermöglichen, nahm er sich auch Beethovens Sinfonien zur Hand, um diese für das Klavier zu bearbeiten. Damals war das der effizienteste Weg, Musik für die Salons der Musikliebhaber spielbar und damit hörbar zu machen.
Dabei ging Liszt keinen leichten Weg, denn er musste den großen Orchesterklang für zwei Hände, also zehn Finger auf 88 Tasten ermöglichen.
Ein Klavier könne nicht wie ein Orchester klingen, sagt Pianist Hinrich Alpers. Doch auch ein Klavier vermöge zu rauschen, habe vielfältige Klangfarben, die man einsetzen könne. Zudem sei Liszt, so Alpers weiter, fest davon überzeugt gewesen, dass er "echte Klaviermusik" daraus machen wollte.
Es sollte bei Hören dieser Fassung vergessen werden, dass diese Musik ursprünglich ein Orchester brauchte. Es sei eine große, spannende Nacherzählung der Beethovenschen Musik - seiner Geschichten, die in der Musik steckten.
Ein Mann mit gräulichem Bart schaut selbstbewußt in die Kamera und lächelt.
Selbstbewusst und mühelos konnte sich Hinrich Alpers auf die Klavierfassungen des Virtuosen Liszt einlassen.© Hinrich Alpers / Felix Broede
Lange hatte sich Liszt geweigert, die Neunte auch für das Klavier zu bearbeiten. Denn nun mussten in den Klavierklang zusätzlich die Gesangspartien von Solisten und Chor "hineinpassen". Doch Verleger und Freunde bohrten lange genug.

Zwei Klaviere für den Kompromiss

Der Kompromiss war: Liszt schrieb einen Klavierauszug für zwei Instrumente. Dabei wurde eine klare Arbeitsteilung im Finalsatz sichtbar. Das eine Klavier übernahm das Orchestrale, das zweite dann die Zusammenfassung von Chor und Solisten. Doch Lizst bestand darauf, die Partien im Klavierauszug genau zu vermerkten, sodass der Gesang trotzdem "anwesend" sein konnte.

Liszt weitergedacht

Hinrich Alpers verfolgt nun die Lisztsche Konsequenz, setzte um, was Liszt verwehrt wurde. Alpers spielt das halsbrecherisch-virtuos angelegte "Orchester-Klavier". Dazu treten Stimmen des RIAS Kammerchores, um die Gesangspartien zu übernehmen.
Wir präsentieren also die Ureinspielung des Pianisten zum heute ausklingenden Beethoven-Jubiläums-Jahres.
Aufnahme vom 3. bis 5. Februar 2020 in der Jesus-Christus-Kirche Berlin
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125 mit Schillers Ode 'An die Freude'

Christina Landshamer, Sopran
Daniela Denschlag, Alt
André Khamasmie, Tenor
Hanno Müller-Brachmann, Bass

RIAS-Kammerchor
Hinrich Alpers, Klavier
Leitung: Justin Doyle

Sämtliche Beethoven-Sinfonien sind bereits auf einem CD-Set des Labels Sony erschienen.
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