Hier geht es zur Playlist der Sendung.
Ein Musterwerk der klassischen Kammermusik
Joachim Kaiser war der renommierteste deutsche Musikkritiker seiner Zeit. Und der 2017 verstorbene Publizist war der erste Moderator der "Interpretationen". In dieser Sendung widmete er sich dem ersten Streichquartett Ludwig van Beethovens.
Einunddreißig Jahre alt war Ludwig van Beethoven, als er 1801 sein erstes Streichquartett der Öffentlichkeit präsentierte. Es war kein unreifes Jugendwerk, wie der Musikkritiker Joachim Kaiser (1928-2017) in dieser Sendung aus dem Jahr 2007 zeigt. An zahlreichen Einspielungen erläutert er, warum Beethovens Pionierwerk den Anspruch reiner Vierstimmigkeit erfüllt. Zugleich macht er die spirituelle Ebene und die Energie hörbar, die in diesem Stück steckt.
Nicht immer spielt die Erste Geige die Erste Geige
Ludwig van Beethovens Opus 18, das – wie in der älteren Musik oft üblich – insgesamt sechs Streichquartette umfasste, musste sich an den Vorgängerwerken Haydns und Mozarts messen lassen. Mit ihnen war diese Königsdisziplin der Kammermusik eine Generation zuvor begründet worden. Dabei war es Beethovens Absicht, alle vier Instrumente gleichermaßen am Geschehen zu beteiligen. Die Begleitstimmen sollten mehr sein als ein Anhängsel der ersten Geige, sie sollten thematisch abgeleitet sein.
Zwischen Sorgfalt und Derbheit
Welches Ensemble nimmt es mit diesem Anspruch des Komponisten am genauesten, welches interpretiert Beethovens Anliegen am freiesten? Joachim Kaiser vergleicht verschiedene Aufnahmen und erläutert detailliert unterschiedliche Ansätze. Er demonstriert, wie sorgfältig das Emerson Quartett die Partitur studiert, wie beim Amadeus Quartett der Eindruck einer kräftigen und fast schon derben Beethoven-Darbietung entstehen kann. Was zeichnet das Calvet Quartet aus, welches Konzept verfolgen das Alban Berg Quartett oder das Lindsay Quartet? Viele Ensembles haben Beethovens erstes Streichquartett aufgenommen – zu welchen Ergebnissen sie dabei gekommen sind, das lässt sich in dieser Sendung nachvollziehen.